Kunst 800 Kunstwerke kommen unter den Hammer

Köln · (step) In diesem Sommer kommt der maßgebliche Teil der Kunstwerke aus der Sammlung der Leverkusener Bayer AG beim Auktionshaus Van Ham in Köln unter den Auktionshammer. Insgesamt werden dort rund 800 Lose der Bayer Collection mit einem Gesamtwert von über 4,5 Millionen Euro versteigert.

Andy Warhol: Porträt einer Frau (nach Lucas Cranach: Bildnis einer jungen Frau, 1526) von 1984.

Foto: Van Ham/Bayer Collection

Den Auftakt macht der „Evening Sale“ am 3. Juni mit den 95 Highlights der Sammlung und einem Volumen von rund vier Millionen Euro. Das Spektrum der hochkarätigen Abendauktion reicht vom Expressionismus bis zur Pop Art mit bedeutenden Werken bekannter Künstler wie Max Beckmann, Ernst Wilhelm Nay, Henry Moore und Andy Warhol. Die weiteren Kunstwerke werden online offeriert. Mit der Bayer Collection hat Van Ham erneut den Zuschlag für eine bedeutende Unternehmenssammlung erhalten und bestätigt seine Position als führendes deutsches Haus für große Privat- und Unternehmenssammlungen.

Die Art, wie Kunst am Arbeitsplatz gezeigt wird, hat sich verändert

In den vergangenen Jahren hat sich die Art und Weise, wie und wo in Unternehmen miteinander gearbeitet wird, stark verändert. Das hat auch Auswirkungen darauf, wie Kunst am Arbeitsplatz gezeigt wird. Bayer trennt sich daher von klassischen und repräsentativen Werken aus dem umfangreichen Kunstbesitz. Die modernen Bürolandschaften des Unternehmens sollen weiterhin Platz für junge Kunst bieten. Dazu verbleiben die Werke der von Bayer in den vergangenen Jahren geförderten Künstler im Unternehmen. Auch die unternehmenshistorische Sammlung bleibt im Besitz des Leverkusener Traditionskonzerns.

Schwerpunkte der Sammlung Bayer bilden der deutsche Expressionismus, Werke der klassischen Moderne und Nachkriegskunst sowie Arbeiten der École de Paris, des deutschen Informel und des amerikanischen abstrakten Expressionismus. Verschiedene deutsche Positionen aus den 70er-Jahren, Abstraktion und Neue Figuration aus den 80er- und 90er-Jahren sowie junge zeitgenössische Kunst ergänzen das breit gefächerte Spektrum. Die zwei Gemälde von Andy Warhol, dem wichtigsten Vertreter der amerikanischen Pop Art, die jedoch keinen Sammlungskernpunkt bildet, nehmen eine besondere Position in der Sammlung ein.

Andy Warhols Œuvre ist geprägt durch die serielle Reproduktion von Bildmotiven, vor allem von Porträts von Stars, Künstlern, Schauspielern, Politikern. Renaissance-Ikonen übten eine besondere Faszination auf den wohl bedeutendsten aller Pop Art-Künstler aus. Das in den frühen 60er-Jahren dreißigfach wiederholte Gemälde der Mona Lisa trägt den provokanten Titel „Thirty are better than one“ – fast zynisch postulierte der Künstler die Bedeutung der Quantität eines Werkes vor seiner Qualität.

Er bearbeitete eine ganze Reihe von Werken der Renaissance, so auch das Bildnis einer jungen Frau nach Lucas Cranach d. Ä. (Schätzwert: 600.000 bis eine Million Euro), das sich neben dem Porträt von Nastassja Kinski (Schätzer: 300.000 bis 500.000 Euro) seit 1984 in der Sammlung Bayer befindet. Beide von Warhols factory gelieferten Frauenbildnisse waren als Doppelporträt konzipiert und sind Auftragsarbeiten für die Bayer AG.

Der Hintergrund zur Auftragsvergabe war ein Ausstellungsprojekt mit dem Titel „Hommage aux femmes“, das 1985 einen Kongress in Berlin begleitete. 32 ausgewählte, international tätige Künstler wurden gebeten, Arbeiten zum Thema »Weiblichkeit« für das Projekt zu schaffen, bei dem Andy Warhol die Funktion des Leitkünstlers einnahm.

Der Maler Max Beckmann zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Obwohl Menschen- und Figurenbilder stets im Mittelpunkt seines Œuvres stehen, belegen über 140 Stillleben, dass Beckmann auch an der Würde und Würdigung der „einfachen“ Dinge gelegen war.

Das Gemälde Orchideen – Stillleben mit grüner Schale ist mit „Beckmann A 43“ signiert und datiert und befindet sich seit 1950 im Besitz von Bayer (Schätzwert: 400.000 bis 600.000 Euro). Die Abkürzung A betitelt den Entstehungsort Amsterdam; Beckmann befand sich zu dieser Zeit dort im Exil. Zur Entstehung des Gemäldes finden sich Hinweise in Beckmanns Tagebuch, wie am 1. Februar 1943: „Noch an den zwei Frauen in grün und gelb gearbeitet. Ein Stillleben Entwurf Orchideen mit grüner Schale.“ Im Zentrum fast aller Stillleben, die in Amsterdam entstanden, stehen Blumen. In den Amsterdamer Jahren ist in seiner Maltechnik ein zunehmend freier Farbauftrag mit dem einer gesteigerten Leuchtkraft zu beobachten. Je bedrückender die äußeren Umstände für Beckmann waren, desto intensiver und lebendiger wurde seine Bildwelt.

Ernst Wilhelm Nay war einer der wenigen deutschen Künstler, dem nach 1945 der Anschluss an die internationale Moderne gelang und der das Kunstgeschehen des 20. Jahrhunderts wesentlich mitbestimmte. Das Gemälde Rot im Zentrum (Schätzwert: 400.000 bis 600.000 euro), 1980 von der Witwe des Künstlers erworben, ist 1955 entstanden und zählt zu den sogenannten Scheibenbildern, die zwischen 1954 und 1962 entstanden.