Karneval Jecke Stadtsoldaten auf dem Neumarkt
Köln · Dort, wo vor gut 200 Jahren der erste Kölner Umzug am Rosenmontag stattfand, schlagen die Roten Funken am Karnevalssamstag immer ihr rot-weißes Biwak auf. Neben der legendären Erbsensuppe gibt es dort die „Funkenstange“, die einmal gekauft, immer wieder kostenlos mit Kölsch aufgefüllt werden kann.
Die Idee zum Biwak entstand bei den Roten Funken 1973, als man beim Traditionskorps zu den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen auf Kölns größtem Platz mit einem karnevalistischen Feldlager etwas Besonderes bieten wollte. Inzwischen ist aus dem Funken-Biwak eine echte Kultveranstaltung geworden, die schon früh am Samstag die Jecken in die Stadt zieht.
Kölsche Piraten entern
das Biwak der Roten Funken
Seit 30 Jahren kommen die „Original Kölner Piraten von 1968“ mit ihrem etwa 350 Kilo schweren Miniaturschiff „Santa Colonia“ auf den Neumarkt. „Wir pflegen gute Kontakte zu den Roten Funken und haben so immer unseren festen Platz. Für uns als Kölner Verein ist der Karneval ganz wichtig. Daher sind wir heute auch mit 40 Mitgliedern vor Ort. Am Montag gehen wir dann wieder als Gruppe vor dem Zoch. Ansonsten reisen wir mit dem Schiff auch mal zu Festen an der Ost- und an der Nordsee oder nach Frankreich“, berichten Schatzmeister „Jack Sperrholz“ und Vorstandsmitglied „Henry Goldfinger“.
Für die Kölnerin Tina Minich ist es eine Rückkehr nach langer Zeit. „Das letzte Mal war ich fünf Jahre alt und mit meinem Vater unterwegs. Damals gehörte das Biwak zu den Familientraditionen. Das hier ist genau das, was man in Köln unter Karneval versteht und nicht so eine wilde Party wie zum Beispiel auf der Zülpicher Straße“, sagt Tina Minich, die mit Freundin Adrienne Bödeker ins Stadtzentrum gekommen ist.
Aus Regensburg kommen Jan Helmes und Vadim Korn: „Wir mögen hier die gute Stimmung, die Tradition und natürlich auch das Freibier“, erklärt Helmes. Viel Tradition hat der Besuch auf dem Neumarkt für die Schützen aus Schildgen, die als Wikinger mit einem selbst kreierten Biwak-Orden unterwegs sind. „Unser Vater kam 1988 mit einem Kumpel das erste Mal zum Biwak, seitdem kommen wir immer wieder hierher zurück. Es ist toll, hier unter freiem Himmel zu feiern, und auch das Getränkeangebot stimmt”, sagt Joschua Bähr, der mit seinem Bruder Paul und einem Kölschkranz in Richtung Nachschub unterwegs ist.
Lange Jahre führte Heinz-Günther Hunold als Präsident von Kölns ältestem Traditionskorps durch das Programm. Diese Aufgabe übernahm 2025 sein Nachfolger Dirk Wissmann, der kurz vor 10 Uhr überpünktlich mit dem aktiven Korps, der Tanzgruppe Hellige Knäächte & Mägde sowie der Ehrenkommandantin, Oberbürgermeisterin Henriette „Agrippina Courage“ Reker, auf die Bühne zog. Davor hatte Vizepräsident Boris Müller das Warm-up der Jecken übernommen. „Die erste Bilanz beim neuen Vorstand fällt total positiv aus. Die kleinen Veränderungen wie die Doppelmoderation von mir und Dirk wurden sehr gut angenommen. Im Korps und im Vorstand herrscht eine schöne Harmonie. Da sind gute Freundschaften entstanden“, sagt Boris Müller.
Tradition hat auch, dass neben den Roten Funken auch weitere Traditionskorps wie die Blauen Funken und die Altstädter sowie die Prinzen-Garde und die Ehrengarde mit dem Dreigestirn zum Neumarkt ziehen und sich auf der Bühne präsentieren. Unterstützung gibt es von den Roten Funken auch für die Schull- un Veedelszöch, für die mit der Kötterbüchse gesammelt wurde. Hier kann der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, Bernhard Conin, einen Scheck in Höhe von 50.000 Euro entgegennehmen.
Musik gab es neben Lupo und Eldorado auch von Brings, deren Stück „Su Lang Die Welt Sich Drieht“ von den Roten Funken auf dem Neumarkt als bestes kölsches Lied ausgezeichnet wurde. Passend dazu ist Markus Fischer im karierten Brings-Outfit unterwegs. „Wir kommen aus Castrop-Rauxel und lieben Köln und den Karneval. Daher sind wir jetzt auch zum fünften Mal beim Biwak und freuen uns, wie sich hier die Traditionskorps und Bands präsentieren“, sagt Simone Fischer.