Karneval Unterwegs mit dem Treuen Husar

Köln · Am Sonntagvormittag geht es im und vor dem Lindner-Hotel am Friesenplatz eher beschaulich zu. Einige Gäste kommen gerade vom Frühstück, die anderen checken schon an der Rezeption aus. Ab 10.30 Uhr treffen sich immer mehr Mitglieder des Treuen Husars in Uniform in der Lobby.

Bei der Mädchensitzung der Nippeser Bürgerwehr präsentierten sich die Tänzer auf der Bühne im Sartory.

Foto: step/Eppinger

Das Hotel ist ihr Stammquartier, von dem sie zu ihren bis zu 60 Auftritten in der Session starten.

So mancher Gast kennt die Männer in den schmucken Uniformen und begrüßt diese freundlich. „Wir haben gestern Nacht noch nach unserer Rückkehr gut gefeiert. Da gab es die Thekenpolka, bei der auch auf der Theke getanzt wird. Das hat den Hotelgästen gut gefallen. Einige wollten sogar mit auf die Theke“, berichtet Kommandant Harry Kramer, während gerade zwei Busse vorfahren. „Im ersten Bus sind die Offiziere unterwegs, im zweiten gehen das Tanzkorps und die Musik an Bord.“

Bunte Herrensitzung
im Bergischen Land

Pünktlich um 11 Uhr setzen sich die Busse in Bewegung. Ziel ist das Albertus-Magnus-Gymnasium in Bergisch-Gladbach, wo die Große Bensberger mit den Schlader Botze ihre Herrensitzung feiert. Um 12 Uhr wird hier der Treue Husar in die Aula einziehen. Zuvor heißt es für die Aktiven, sich fertig für den Auftritt zu machen. Platz dazu gibt es in den Gängen der Schule.

Vizeschatzmeister Lars Schmidt ist heute mit Sohn Noah (12) unterwegs. „Ich bin seit 2001 dabei. Der Kontakt zum Treuen Husar entstand über meinen Vater, der auch schon diese Uniform getragen hat. Als Jugendlicher hat mich das zunächst nicht so begeistert. Das hat sich geändert, als ich Anfang 20 war. Noah trägt heute die Kinderuniform von meinem Bruder, die ihm jetzt gut passt. Bis er selbst aktiv werden kann, muss er allerdings noch warten, bis er 18 ist“, sagt der 46-Jährige.

Bereits seit 35 Jahren gehört Gerd Schiffbauer zum Treuen Husar. „Ich kannte zunächst einige Mitglieder und war mit denen abends und später auch im Bus unterwegs. Das hat mir damals gut gefallen. So bin ich zunächst als Musiker mit der dicken Trumm aktiv geworden. Da bekommt man die nicht ganz günstige Uniform noch gestellt. Später als Offizier habe ich mir diese dann selbst gekauft“, sagt der 62-Jährige.

Seit 2009 ist Frederick Geitel dabei. „Mich hat der Spaß am Karneval und die gute Gemeinschaft im Korps überzeugt, die man auch übers Jahr bei den Stammtischen erlebt. Man steht für die gleiche Sache ein und bereitet anderen Menschen mit den Auftritten Freude. Das wird gerade in dieser Zeit immer wichtiger“, erklärt der 43-Jährige, bevor es nun mit klingendem Spiel in den Saal geht. Dort präsentiert sich das Traditionskorps seinem jubelnden Publikum auf der nicht allzu großen und ziemlich gut temperierten Bühne.

Gegen 12.30 Uhr geht es zurück zum Bus. „Hier in der Region sind die Leute noch dankbarer, wenn wir auf die Bühne kommen. In Köln ist da das Publikum manchmal etwas verwöhnt. Aber Spaß macht es uns da auch in den großen Sälen“, sagt Dieter Hagen, der seit elf Jahren Vizekommandant ist. „Das Amt ist zu mir gekommen und von meinem guten Freund Ludwig Sebus gab es den Rat, es auch anzunehmen. Harry kenne ich schon seit der Jugend. Wir haben hier eine tolle Truppe, mit der wir unterwegs sind. Dort erleben wir den Karneval ganz unterschiedlich - vom Altenheim und Hospiz bis zur großen Kölner Arena. Da bekommt man vom Publikum immer sehr viel zurück.“

Mit dem Bus geht es zurück nach Köln, wo um 14 Uhr ein Auftritt bei der Mädchensitzung bei der Nippeser Bürgerwehr im Sartory ansteht. Darauf freut sich auch Tanzoffizier Julian Stockhausen: „Ich bin jetzt im vierten Jahr dabei. Davor war ich beim Tanzcorps der Luftflotte. Mein großer Wunsch war es immer, bei einem Traditionskorps zu tanzen. Schon mein Opa war beim Treuen Husar, als dort die Chance bestand, sich als Tanzoffizier zu bewerben, habe ich das direkt gemacht.“

Für Lena Küpper ist es die erste Session als Marie. Die Gesellschaft kennt sie aber über ihre Zeit bei den Husaren-Pänz schon sehr lange. Auch heute ist sie als Trainerin der Kinder- und Jugendtanzgruppe treu geblieben. „Für mich ist da jetzt als Marie ein Traum in Erfüllung gegangen. Das Verhältnis zu den Männern im Korps ist großartig, da werde ich wie eine Prinzessin behandelt.“

Karin Hennecke hat an diesem Sonntag stellvertretend die Leitung des Musikkorps übernommen: „Ich bin dort normalerweise die musikalische Ausbilderin und schreibe unsere Auftrittsmusik. Mit dem Karneval bin ich schon früh als Mitglied unseres Musikvereins im Dorf in Berührung gekommen. Später hat es mich beruflich nach Köln verschlagen, wo ich ein neues Orchester gesucht und beim Treuen Husar dann auch 2006 gefunden habe.“

Für die Aktiven des Treuen Husar gibt es zunächst den famosen Auftritt vom Präsidenten der Appelsinefunke zu bestaunen - Michael Gerhold hat als Robbie Williams kopfüber von der Decke die Bühne geentert. Entsprechend gut ist die Stimmung bei den Damen, als Harry Kramer mit seinem Korps in den Saal zieht. Traditionell als letzter Mann ist Korpskoch Paul-Dieter Schmitz unterwegs. „Das Amt habe ich seit 2014 inne und diese Session wird meine letzte mit der Kelle in der Hand sein. Angefangen habe ich beim Treuen Husar im Musikkorps, wo ich 17 Jahr lang aktiv war. Später kam ich zum Offizierskorps und habe erfahren, dass ein Koch gesucht wurde.“

Zu den jungen Mitgliedern zählt Tänzer Julius Bremer: „Ich bin über die Pänz zu unserem Tanzkorps gekommen, wo ich jetzt im zweiten Jahr aktiv bin. Ich mag hier die Kameradschaft und den guten Kontakt untereinander. Da bekommt jeder ein Lächeln und einen Handschlag. Die Stimmung bei uns ist großartig“, sagt der 18-Jährige, bevor es mit dem Bus weiter nach Nippes geht.

Dort besuchen die Husaren ihren ehemaligen Korpskoch, der krankheitsbedingt in dieser Session nicht im Bus dabei sein. Im Veedel sorgt der Besuch am Nachmittag mit zwei Bussen und den vielen Aktiven für Aufsehen. Auch verkehrstechnisch geht in der Straße nicht mehr viel. Dafür bringt die Überraschung viel Freude bei Willi Frenger und seiner Familie.

Gegen 17 Uhr treffen die Busse wieder vor dem Stammquartier am Friesenplatz ein. Kommandant Harry Kramer zeigt sich zufrieden mit dem Tag: „Alles ist super gelaufen und alle waren mit an Bord. Dieses Amt war immer mein Traum. Man braucht manchmal gute Nerven, dafür hat man es mit herzensguten Menschen zu tun“, sagt Kramer, der seit elf Jahren seine Truppe anführt.