Interview Keine gute Wahl beim Bodenpersonal

Köln · Im neuen Stück „Kardinalfehler“ übernehmen Bill Mockridge und Margie Kinsky die Rolle eines Bischofs und seiner Haushälterin. Für Mockridge gibt es mit dem Schauspielerkollegen Hartmut Volle von den „Rentnercops“ einen weiteren guten Bekannten im Ensemble.

Im Stück „Kardinalfehler“ stehen Bill Mockridge, Margie Kinsky und Hartmut Volle (v.r.) im Theater am Dom auf der Bühne.

Foto: Theater am Dom/DENNIS HAENTZSCHEL

Das Stück unter der Regie von René Heinersdorff läuft noch bis zum 6. April im Theater am Dom in den Kölner Opern-Passagen. Wir haben mit dem Schauspielerehepaar gesprochen.

Worum geht es in dem Stück „Kardinalfehler“?

Bill Mockridge: Es geht um den Machtmissbrauch in der katholischen Kirche und um unfassbare Vertuschungsmethoden in deren Führungskreisen. Es ist wie, wenn der frühere Limburger Bischof Tebartz van Elst und der frühere Papstgetreue Georg Gänswein nach Köln gekommen wären, um dort ihr Unwesen zu treiben. Letzterer wird bei uns durch den skrupellosen Generalvikar Koch dargestellt, der alles wegbügelt, was Probleme bereiten könnte. So kann man das Geschehen auf der Theaterbühne durchaus an realen Namen und lebenden Personen aus der Kirche festmachen. Da haben die beiden Autoren Dietmar Jacobs und Alistair Beaton vorab ganz genau recherchiert. Das Stück zeigt dem Publikum, was die Kirche seit vielen Jahrhunderten unternimmt, um ihre Macht zu erhalten.

Margie Kinsky: Ich bin in Rom geboren und als sehr römisch-katholische Christin aufgewachsen. Alle unsere sechs Kinder sind getauft und waren als Messdiener in unserem kleinen Bonner Stadtteil aktiv. Ich glaube an Gott, doch leider hat er bei seinem Bodenpersonal keine gute Wahl getroffen.

Auf der Bühne spielen Sie beide Bischof Glöckner und dessen Haushälterin.

Kinsky: Die Haushälterin ist schon seit vielen Jahren beim Bischof tätig und hat dort die heimliche Macht. Sie kämpft auf ihre ganz eigene Art und Weise gegen falsche Frömmigkeit und Bigotterie. Sie redet immer, wie ihr die Schnauze gewachsen ist. Als kölscher Besen kehrt sie gut in der Kirche und wird so zum heimlichen Star des Stücks. Das liegt vor allem daran, dass die Rolle wirklich großartig geschrieben wurde.

Wie ist es, als Ehepaar gemeinsam auf der Bühne zu stehen?

Mockridge: Wir betreiben seit über 40 Jahren gemeinsam das Bonner Improvisationstheater Springmaus. Dort gab es mit „Hurra, wir lieben noch“ ein Programm, bei dem wir beide auf der Bühne gestanden sind. Ansonsten waren wir eigentlich immer mit unseren Soloprogrammen getrennt unterwegs.

Kinsky: Für mich ist das die erste Produktion dieser Art und noch etwas ungewohnt. Normalerweise bin ich mit meinem Soloprogramm auf Tour und jeden Abend in einer anderen Stadt. Das hat sich jetzt geändert, wir stehen 60 Mal jeden Abend gemeinsam auf derselben Bühne. So einen geregelten Tagesablauf ist für mich ziemlich neu und ungewohnt. Aber Bill liebt das sehr und so stehe ich ihm zuliebe allabendlich auf der Bühne im Theater im Dom.

Mockridge: Ich mag das wirklich sehr, so geregelt meinen Tag zu verbringen, und genieße das auch. Es ist auch schön, dass, wenn wir abends nach der Vorstellung nach Hause fahren, noch einmal über das Geschehen auf der Bühne reden und uns austauschen können. Da kann man besprechen, wie die Pointen angekommen sind und was man noch besser machen könnte.

Für Sie beide ist es auch das erste Mal, dass im Theater am Dom auf der Bühne stehen und dass sie überhaupt Boulevardtheater spielen.

Mockridge: Schön ist in diesem Theater, dass man seinem Publikum sehr nahekommt und so genau spürt, wie die Menschen auf das Geschehen auf der Bühne reagieren. Das Boulevardtheater ist für uns beide wirklich eine Premiere, wir sind seit Jahrzehnten in der Kleinkunstszene unterwegs. Bei einem klassischen Boulevardstücke würde ich wohl eher nicht zusagen, aber wenn der Stoff wie bei „Kardinalfehler“ wirklich so gut ist, bin ich dabei.

Mit dem Kollegen Hartmut Volle gibt es einen weiteren guten Bekannten im Stück.

Mockridge: Wir haben bei den „Rentnercops“ drei Staffeln gemeinsam gedreht und uns dabei sehr gut miteinander verstanden. Kennengelernt hatten wir uns erst beim Casting für die TV-Serie. Da kam auch irgendwann die Idee auf, einmal gemeinsam bei einem Theaterstück auf der Bühne zu stehen. Danach mussten wir allerdings lange suchen, da nichts wirklich gepasst hat. Das hat sich mit „Kardinalfehler“ grundlegend geändert. Nachdem Dietmar Jacobs und das Stück geschickt hat, waren wir beide begeistert und habe sehr schnell unsere Zusage gegeben das Stück gemeinsam zu machen.

Was ist der Bischof für ein Mensch?

Mockridge: Der Bischof, den ich spiele, ist ein eitler und ziemlich selbstgefälliger Mensch, der das elegante Luxusleben liebt. Und er ist wirklich glücklich mit seinem Leben. Das ändert sich, als plötzlich seine uneheliche Tochter auftaucht. Da braucht er seinen Generalvikar, der über Leichen geht, um den guten Ruf der Kirche zu wahren. Das schafft er im Erzbistum bereits seit 40 Jahren. Sein Motto lautet, „die Kirche muss um jeden Preis geschützt werden, egal was vorgefallen ist!“

Welche Rolle übernimmt in dieser Krise die Haushälterin?

Kinsky: Die Haushälterin kennt ihren Bischof sehr gut und mag ihn auch sehr gerne. Sie ist sich aber auch bewusst, dass ohne sie im Erzbistum gar nichts läuft. Denn es sind nicht die Herren in den feinen Roben, die das Geschäft am Laufen halten, sondern die überarbeiteten und schlecht bezahlten Mitarbeiterinnen. Das sagt sie auch in aller Deutlichkeit und fordert energisch die Rechte der Frauen ein.

Wie reagiert das der Bischof?

Mockridge: Glöckner hat seine Haushälterin in den 15 Jahren, in denen er im Erzbistum an der Spitze steht, sehr zu schätzen gelernt und als er erfährt, dass er zum Kardinal ernannt werden soll, will er sie unbedingt nach Rom mitnehmen.

Wie ist es für Sie beide so ein Stück im Theater am Dom zu spielen, nur wenige 100 Meter vom Kölner Wahrzeichen und seinem Personal entfernt?

Kinsky: Das ist ein besonderes Gefühl, das uns jeden Abend bewusst ist, wenn wir hier zum Theater gehen. Auf der Bühne im Keller der Opern-Passagen komme ich mir immer so vor wie in den Katakomben des Doms. Dort hat Kardinal Woelki zum Glück nichts zu sagen. Das geschieht ihm auch recht, so unmöglich wie der sich seit Jahren benimmt.