Programm des Theaters an der Kö Wenn beim Kardinal die eigene Tochter vor der Tür steht

Düsseldorf · René Heinersdorff startet mit seinem Theater an der Kö schwungvoll in die neue Spielzeit. Einige Publikumslieblinge stehen bereits fest.

 Jochen Busse und Simone Pfennig in „Weiße Turnschuhe“.

Foto: Jennifer Zumbusch/Theater an der Kö

Noch sei das Zuschauerniveau im Theater an der Kö nicht ganz auf dem Stand wie vor Corona. „Aber es gibt einen positiven Trend, ich schaue mit Optimismus nach vorn“, lässt René Heinersdorff wissen. „Die letzte Saison war deutlich stärker als die davor, aber nicht unsere stärkste“, räumt er ein.

Von seinem neuen Spielplan verspricht sich der Autor, Regisseur und Leiter der Boulevard-Bühne einen vermehrten Zuspruch. „Wir starten mit zwei Aperitifs in die Saison“, kündigt er an. „Mit Stücken, die hier schon zu sehen waren und die auf Wunsch unserer Zuschauer noch einmal für kurze Zeit im Programm sind. Ich mag das ganz gern, so kann sich der Betrieb schön warmlaufen.“

Mit „Weiße Turnschuhe“ geht es los. Eigentlich ist es eine echte Premiere, weil nach Claus Wilcke nun Jochen Busse die Hauptrolle spielt. Gerade wird der Publikumsliebling mit der Komödie aus Heinersdorffs Feder in Hamburg gefeiert. Wer ihn in Düsseldorf erleben will, muss schnell sein, nur an sechs Tagen bleibt das heitere Stück im Programm (27. August bis 1. September).

Danach übernimmt in „Du lebst nur zwei Mal“ der Comedian Tom Gerhardt als unverwüstlicher Hausmeister Krause die Bühne (5. bis 22. September). Die Rolle seines Lebens – den grauen Kittel hat der Kölner seit dem Serienerfolg im Fernsehen (acht Staffeln seit 1999) kaum noch ausgezogen. Davon können seine Fans offenbar gar nicht genug bekommen. „Der Krause ist Kult“, bestätigt René Heinersdorff. „Manche Zuschauer kommen gleich im Hausmeisterkittel ins Theater, und gelegentlich bringen sie sogar ihren Dackel mit.“

Nach einer kleinen Spielpause, in der das 30-jährige Jubiläum des Theaters in den Schadow-Arkaden gefeiert werden soll, geht es im Oktober weiter mit einer satirischen Komödie über die katholische Kirche. Einer der beiden Autoren von „Kardinalfehler“ ist Dietmar Jacobs, bewährter Lieferant von Kabarettbeiträgen fürs Kommödchen und Verfasser des Stücks „Extrawurst“.

In „Kardinalfehler“ gehe es richtig zur Sache, kündigt Heinersdorff an. „Was uns aber wichtig ist: Wir betreiben kein reines Kirchen-Bashing, wir zeigen auch die klerikalen Nöte, in die so mancher fromme Mann kommen kann.“ Hier erwartet der Kardinal, ein eher modern denkender Reformer, den Besuch des Papstes. Kurz davor platzt eine junge Frau herein und eröffnet ihm: „Ich bin deine Tochter!“ Die Hauptrollen spielen Bill Mockridge und Hartmut Volle, das TV-Gespann aus den „Rentnercops“.

Mit der Uraufführung „Und es gibt ihn doch“ läutet das Theater die Weihnachtszeit ein. Heinersdorff erdachte sich dafür die Konfrontation zweier Ehepaare. Sie entspinnt sich um die Frage, ob man Kindern die Illusion des Weihnachtsmanns erhalten solle. Das könnte spaßig werden, zumal gerade mit prominenter Besetzung verhandelt wird.

Mit „Weinprobe für Anfänger“ sind wir dann bereits im Jahr 2025. In der romantischen Komödie von Ivan Calbéras finden zwei eingefleischte Singles auf Umwegen zueinander. Die Krimikomödie „Achtsam morden“ setzt einen Bestseller von Karsten Dusse bühnentauglich um. Darin gerät ein korrekter Anwalt (Martin Lindow) in die Fänge krimineller Strukturen. Wider Willen steigt er in der Hierarchie der Gangster immer weiter auf.

Ein weiteres Stück von Heinersdorff, das er momentan fürs Karlsruher Kammertheater schreibt, beschließt die Spielzeit in Düsseldorf. Darin, so viel steht schon fest, gibt es ein Wiedersehen mit Simone Rethel. Die Handlung rankt sich um einen homosexuellen Mann. Er ist verheiratet mit seinem Partner, alle familiären Probleme scheinen überwunden. Doch plötzlich entdeckt er, dass Frauen ihn sehr wohl noch reizen können. Was für ein Dilemma. Ob ihm wohl der Salto rückwärts gelingt?

Freimütig spricht René Heinersdorff an, dass er als Betreiber von sechs Boulevard-Bühnen bisweilen in die Kritik gerate. „Der sammelt Theater“, heiße es abschätzig. Sein Gegenargument: „Mindestens drei dieser Theater würden ohne ein solches Netzwerk nicht mehr funktionieren.“ So aber können Stücke von Haus zu Haus wandern, bestimmte Arbeitsbereiche wie Logistik und Buchhaltung werden kostengünstig zentralisiert. Bielefeld, seine letzte Neuerwerbung, sei der Knaller schlechthin. „Mit dieser Resonanz habe ich nicht gerechnet, sie hat mich total überrascht.“