Spielplan Junges Schauspielhaus „Emil und die Detektive“ ist das große Weihnachtsstück

Das Junge Schauspiel hält in seiner letzten Spielzeit an der Münsterstraße gleich mehrere Überraschungen bereit.

Aylin Celik und Cem Bingöl in „Das Pommes-Paradies“, das seit April im Jungen Schauspiel zu sehen ist.

Foto: David Baltzer, Schauspielhaus

Klassisches, Kindliches, Komplexes – das Junge Schauspiel hat sein Programm für die neue Saison vorgelegt. Eine schöne Tradition, zu dieser ersten „Schnupperstunde“ Lehrerinnen und Lehrer aus der Stadt einzuladen. Wohl wissend, wie prägend deren Hingabe zum Theater für ihre Schützlinge sein kann. Stefan Fischer-Fels, der Leiter des Jungen Schauspiels, und Theaterpädagoge Thiemo Hackel moderierten den Abend, bei dem auch gesungen und gelesen wurde.

Die Saison beginnt mit einem Paukenschlag. Regisseur Felix Krakau hat sich der Mammutaufgabe unterworfen, das „Stück der Stücke“ auf die Bühne zu bringen, Goethes „Faust“. Aber nicht nur den häufig gespielten ersten Teil. Auch den verworrenen zweiten, der als unspielbar gilt. Gerade arbeitet er daran, die Textmengen jugendgerecht aufzubereiten. Der Clou aber ist der Tragödie dritter Teil, er kommt aus seiner Feder. „Das Stück, das keiner kennt, wir zeigen es“, sagt Dramaturgin Leonie Rohlfing. Premiere von „Faust 1 + 2 + 3“ ist am 15. September in der Münsterstraße. Eine Woche später eine Uraufführung für die Allerkleinsten: „Bin gleich fertig!“ nach dem Bilderbuch von Martin Baltscheit und Anne-Kathrin Behl. „Alles für Kinder ab zwei ist auch für Erwachsene gut“, empfiehlt lächelnd Dramaturgin Kirstin Hess. Das Kinder- und Familienstück zur Weihnachtszeit erarbeiten nach gutem Brauch Schauspielhaus und Junges Schauspiel gemeinsam. Diesmal ist es Kästners unverwüstlicher Kinderbuchklassiker „Emil und die Detektive“ (Premiere am 17. November im Großen Haus). Regie führt der am Haus wohlbekannte Robert Gerloff („Das doppelte Lottchen“, „Tod eines Handlungsreisenden“, „Spielverderber“).

Die Romanvorlage für „Wolf“ ist das erste Kinderbuch von Sasa Stanisic, nominiert für den Jugendliteraturpreis 2024. Eine Geschichte über Freundschaft und Zivilcourage, inszeniert von Carmen Schwarz, die Schauspiel und Puppenspiel verbindet (ab zehn Jahre, Premiere am 5. Dezember). Kinder ab sechs Jahre werden ab März 2025 ihr Vergnügen an „Pinocchio“ haben, der Figur aus Pinienholz, die unbedingt in die Welt hinaus will. Eine Abenteuerreise, garniert mit Musik und Tanz.

„Ein Jugendtheater darf schwierige Themen nicht scheuen“ glaubt Stefan Fischer-Fels. So werde es nach „Blindekuh mit dem Tod“ sicher auch Diskussionen über Judenfeindlichkeit und Rassismus geben. Das Stück, geeignet ab 14 Jahre, fußt auf der gleichnamigen Graphic Novel über Kindheitserinnerungen von Holocaust-Überlebenden. Publiziert wurde das Buch mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, dem Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Düsseldorf-Czernowitz sowie anderen Organisationen. Erschienen ist es in Deutschland und der Ukraine. Vordergründig sei die Geschichte keine Erzählung von der Shoah, betont Fischer-Fels, vielmehr gehe es um gestohlene Kindheiten. Herbert Rubinstein, einer der Helden im Buch, war bei der Präsentation vor Ort: „Eine große Ehre und Freude, dass man mir das unerwartete Geschenk gemacht hat, einen Teil meines Lebens aufzuführen“, sagte er. Ab April 2025 steht „Blindekuh“ auf dem Spielplan, zu jeder Vorstellung soll es ein Nachgespräch geben.

Mit der Uraufführung „Freedom is a Dancer“ (ab Mai 2025) klingt die Spielzeit aus. „Freiheit ist ein riesengroßes Thema“, hebt Nir de Volff hervor, verantwortlich für Regie, Bühne und Choreografie. Zwei Jahre nach der Pandemie habe er sich gefragt, was diese Zeit der entzogenen Freiheit mit der Jugend gemacht habe. Die Choreografie der Heranwachsenden erschöpfe sich heute bei eingesunkenen Körpern mit dem Spiel der Finger auf dem Smartphone. „Ich arbeite mit dem Atem dagegen an“, erläutert Nir de Volff, „er ist unser Kern. Ein Projekt mit vielen Ebenen und vielen offenen Fragen.“

Birgit Lengers, mit Bassam Ghazi Leiterin des Stadtkollektivs, stellte drei Premieren ihrer Bühne vor. „Romeo und Julia“, frei nach Shakespeare, eröffnet am 13. September die Saison im Kleinen Haus, gefolgt von „Die Verwandlung“ nach Franz Kafka (15. Dezember, Kleines Haus) und dem Theaterparcours „Waffennarren“ (Unterhaus, Februar 2025). Schauspielhaus-Chefdramaturg Robert Koall wies auf drei künftige Produktionen hin, interessant auch für ein junges Publikum: „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert und „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht im Großen Haus, „Nora“ von Henrik Ibsen im Kleinen Haus.

Nach der Spielzeit 24/25 ist die Münsterstraße Geschichte. Das Junge Schauspiel zieht um ins Central am Hauptbahnhof. „Ein Abschied ist immer auch ein Aufbruch“, sagt Dramaturgin Kirstin Hess: „Wir nehmen alle unsere Geschichten mit ins Zentrum der Stadt.“