Das Handwerk verliert das Vertrauen in den Willen und die Fähigkeit der Politiker, zu einem Erfolgskurs zurückzukehren. Die Bundesregierung hat hier ein Umsetzungsproblem”, sagt der Präsident der Kölner Handwerkskammer Hans Peter Wollseifer bei der Präsentation der Konjunkturumfrage im Frühjahr.
Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk zeige kaum Bewegung und trete weiter auf der Stelle. Insbesondere eine sinkende Nachfrage und daraus folgenden rückläufigen Umsätze führten zu einer schlechteren Bewertung der Geschäftslage als noch vor einem Halbjahr. Positive Impulse gehen laut der Umfrage von den Geschäftserwartungen aus, die erstmals seit zwei Jahren wieder optimistisch ausfallen.
Die Umfrageergebnisse sind schlechter als im Herbst 2024
Beteiligt haben sich an der Umfrage im Kammerbezirk in der zweiten Märzhälfte knapp 1200 Handwerksbetriebe. Dieser umfasst die kreisfreien Städte Köln, Leverkusen und Bonn sowie den Rhein-Erft-Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Oberbergischen Kreis. 35 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, 48 Prozent als befriedigend und 17 Prozent als schlecht - das bedeutet insgesamt im Vergleich zum vergangenen Herbst eine Verschlechterung. Das schlägt sich auch im Geschäftsklimaindex als Mix zwischen aktueller Geschäftslage und den Erwartungen nieder, der von 110,9 Punkten im Herbst jetzt auf 109,3 Punkte gesunken ist.
„Wir stehen weiterhin vor der Herausforderung, dass der Bausektor, insbesondere im Wohnungsbau, unter seinen Möglichkeiten bleibt und das trotz händeringend gesuchten Wohnraums. Das spüren neben Maurern und Betonbauern mittlerweile auch die Elektroniker sowie Installateure und Heizungsbauer. Bauen muss also günstiger und schneller werden“, fordert Wollseifer. Positiv wirkt sich dagegen die gesunkene Inflation aus, die zu einer höheren Nachfrage im Gesundheitsgewerbe sowie im Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen wie bei den Friseuren führt. Negativer wird die Lage beim Lebensmittelhandwerk und beim gewerblichen Bedarf bewertet.
Weiter rückläufig ist der Auftragsbestand bei vielen Betrieben. So haben 43 Prozent der befragten Handwerker einen rückläufigen Auftragsbestand gemeldet, nur bei 20 Prozent wurde eine Steigerung verzeichnet. Die durchschnittliche Auftragsreichweite, also die Wartezeit der Kunden auf einen Handwerker, liegt bei 6,7 Wochen. Das bedeutet ein Minus von 0,2 Wochen im Vergleich zum Herbst 2024. Beim Umsatz geben 38 der Betriebe sinkende Werte an. Nur bei 19 Prozent ist der Umsatz gestiegen.
Bei der Beschäftigtenentwicklung gaben 22 Prozent der Betriebe einen gesunkenen Personalstand an, nur bei elf Prozent ist dieser gestiegen. Die Ursachen hierfür liegen beim Fachkräftemangel und bei der demografischen Entwicklung. Jeder dritte Betrieb hat aktuell noch offene Stellen zu besetzen.
Dazu kommt, dass sich auch die Gesamtzahl der Betriebe im Kammerbezirk in den vergangenen zwei Jahren um etwa 500 verringert hat - unter anderem, weil die Übergabe an einen Nachfolger scheitert. Zurückhaltend sind die Handwerksbetriebe angesichts der stagnierenden Wirtschaftslage auch bei den Investitionen. 26 Prozent haben ihre Investitionen im vergangenen Halbjahr erhöht, 30 Prozent haben ihre Investitionen dagegen verringert.
Positive Signale gibt es beim Blick in die Zukunft. Hier sind die Erwartungen erstmals seit zwei Jahren im Saldo wieder positiv und könnten eine verbesserte konjunkturelle Entwicklung ankündigen. So rechnen 20 Prozent der Betriebe mit einer verbesserten, 62 Prozent mit einer unveränderten und 18 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten.
„Ein möglicher Aufschwung ist jedoch weiterhin mit Fragezeichen versehen und hängt maßgeblich davon ab, inwiefern die angekündigten Entlastungen für Betriebe umgesetzt werden und ob Bau- und Infrastrukturprogramme die Schwächephase im Bausektor überwinden kann. Da steht die Konjunktur im Handwerk auf wackligen Füßen”, sagt Wollseifer.
Sorgen bereiten im Lebensmittelhandwerk die angekündigte Verpackungssteuer, die in Bonn bereits beschlossen wurde und die in Köln noch diskutiert wird. „Das bringt für Metzger, Bäcker und Konditoren eine enorme Bürokratie und enorme Kosten mit sich. Dazu werden Kunden verunsichert. Dabei gibt es Studien, die zeigen, dass in Städten wie Tübingen die Müllmenge nicht messbar reduziert werden konnte. Für mich ist das reine Geldschneiderei”, sagt Wollseifer, der auch besorgt auf die Mindestlohndebatte blickt, von der ein lohnintensiver Wirtschaftssektor wie das Handwerk besonders betroffen sei.