Interview „Köln ist wie ein großes neues Nest“

Köln · Am 24. März gibt es ab 20.15 Uhr im ZDF der Politthriller „Wiener Blut - Berggericht“. Die Schauspielerin Melika Foroutan übernimmt in der TV-Filmreihe die Rolle der ägyptisch-österreichischen Staatsanwältin Fida Emam.

Markus Glösl (Harald Windisch) und Fida Emam (Melika Foroutan, Mitte) ermitteln im Politthriller „Wiener Blut - Berggericht“.

Foto: ZDF und Zoe Opratko/Zoe Opratko

Foroutan wurde in Teheran geboren, wuchs in Boppard auf und studierte an der Kölner Uni. Heute lebt sie in Berlin. Im Interview spricht sie über ihre Rolle im Politthriller und über ihre Studentenzeit in Köln.

Worum geht in dem neuen ZDF-Politthriller „Wiener Blut - Berggericht“?

Melika Foroutan: Der Film handelt von zwei entführten jungen Frauen. Laura wird auf einer Landstraße im Wiener Weinviertel aufgegriffen und berichtet, dass sie aus einem Weinkeller entkommen ist. Die zweite Entführte, Emilia, bleibt verschwunden. Der Besitzer des Kellers, ein Antiquitätenhändler, der mit seiner Mutter zusammenlebt, gerät in den Verdacht des Ermittlerduos. Dieses besteht aus der von mir gespielten Staatsanwältin Fida Emam und dem Polizisten Markus Glössl, gespielt von Harald Windisch. Beide versuchen nun, das noch entführte Mädchen zu finden - damit beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Wie würden Sie Fida beschreiben?

Foroutan: Fida hat den Grundcharakter eines einsamen Wolfes. Sie empfindet trotzdem eine große Liebe zu Menschen, braucht aber immer eine gewisse Distanz zu ihnen. Sie ist ein Mensch, der einem nicht direkt ans Herz wächst, sie ist direkt und hat eine gewisse Strenge. In ihrem Beruf ist sie sehr fokussiert und liebt ihre Arbeit als Staatsanwältin. Sie verfügt über einen großen Gerechtigkeitssinn und lässt nicht locker, bis sie ihr Ziel erreicht hat. Dabei hat sie einen sehr guten Instinkt. Ihr Arbeitsleben funktioniert besser als ihr Privatleben, da ist sie oft überfordert. Ihre Mutter ist ihr Gegenpol - eine lebenslustige Frau, die allerdings ein Alkoholproblem hat. Das macht das Zusammenleben der beiden nicht gerade einfach.

Was bewundern Sie persönlich an Fida?

Foroutan: Ich bewundere ihren Gerechtigkeitssinn und die Determiniertheit von Fida, mit der sie ihrer Arbeit nachgeht. Dabei nimmt sie auch steinige Wege in Kauf und scheut es nicht, sich mit oberen Instanzen wie dem Justizministerium anzulegen, die auf eine schnelle Lösung des Falls dringen, da sie einen Sündenbock brauchen. Fida ist da absolut nicht korrumpierbar. Das ist für mich eine Eigenschaft, die gerade in diesen Zeiten sehr ehrenhaft erscheint.

Wie schwer war es, sich auf diese Rolle vorzubereiten?

Foroutan: Als ich die Rolle 2019 bekommen haben, war ich zunächst erstaunt, dass man mir als Deutsch-Iranerin zutraut, eine Wiener Staatsanwältin mit ägyptischen Wurzeln zu spielen. Ich hatte zunächst gehofft, dass man die Rolle anpassen würde und dass aus der Staatsanwältin eine deutsch-ägyptische Frau wird, die in Österreich lebt und arbeitet. Doch der österreichische Dialekt war gesetzt und so bekam ich mit der Kollegin Susi Stach einen österreichischen Sprachcoach an die Hand. Wir haben knapp sechs Wochen via Zoom intensiv zusammen gearbeitet und so konnte ich mir zumindest eine österreichische Sprachfärbung aneignen. Das war für mich die größte Herausforderung vor den ersten Dreharbeiten. Zum Glück waren mir auch die österreichischen Zuschauer gnädig - es gab keine großen Beschwerden.

Wie war es, in Wien und im Weinviertel zu drehen?

Foroutan: Das ist eine herrliche Stadt und eine wunderschöne Region mit einer tollen Landschaft. Wien kannte ich bereits von mehreren Drehs, das Weinviertel war ganz neu für mich. Für mich ist Wien meine europäische Traumstadt. Ich mag dort die Architektur und die Kultur. Wann immer es die Dreharbeiten zulassen, bin ich in Wien im Theater. Ich mag an der Stadt auch, wie diese ihr multikulturelles Leben beherrscht, was wahrscheinlich darauf beruht, dass Österreich schon immer ein Vielvölkerstaat war.

Was macht die Filmreihe „Wiener Blut“ so besonders?

Foroutan: Spannend ist für mich, dass es neben dem reinen zu lösenden Kriminalfall immer auch eine politische Dimension gibt. Das gibt dem Film eine gesellschaftspolitische Tiefe, die aktuelle Entwicklungen in Österreich aufgreift und in das Geschehen mit einfließen lässt. Drehbuchautor Martin Ambrosch, ist darin sehr versiert.

Wie würden Sie das Duo mit der Staatsanwältin und dem Polizisten beschreiben?

Foroutan: Es ist eine besondere Konstellation. Im ersten Film hat der Polizist Glösl einen schweren Fehler begangen, weil er sich hat bestechen lassen. So wurde er zu einem korrupten Ermittler und damit zum direkten Gegensatz zur nicht korrumpierbaren Staatsanwältin. Jetzt im zweien Film bekommt er eine neue Chance und tut alles für seine Reputation. So werden beide zu einem sehr guten Team, das sich einander ergänzt. Glösl ist weniger diszipliniert als Fida, dafür hat er andere wichtige, gute Eigenschaften als Ermittler. Das bringt beide in ihrem Fall entscheidend voran.

Sie haben auch längere Zeit in Köln gelebt.

Foroutan: Ich bin in Teheran geboren und kam mit sieben Jahren in die Kleinstadt Boppard am Rhein. Köln war nach dem Abi meine erste große Stadt und die hat es mir sehr leicht gemacht. Es ist eine unglaublich dankbare Stadt für jemand, der seine alte Heimat verlässt, um im Studium einen Neuanfang zu wagen. Köln ist wie ein großes neues Nest, das einen mit seiner Freundlichkeit umgibt und beschützt. Ich fühlte mich dort sehr gut aufgehoben.

Sie haben als Studentin auch in Köln gekellnert.

Foroutan: Ja, das stimmt. Ich stand zunächst im Waschsalon am Friesenplatz hinter der Theke und habe dann noch länger im Café Freysinn am Rathenauplatz gearbeitet. Das ist ein tolles Frühstückscafé, das sich abends in ein Restaurant mit Bar verwandelt. Für mich war das wirklich eine tolle Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere.

Danach ging es zu ihrem heutigen Wohnort Berlin?

Foroutan: Ich habe in Köln zunächst Philosophie, Geschichte und Englisch studiert. Dann habe ich jemand kennengelernt, der mir von den Schauspielschulen erzählt hat. Das war schon immer etwas, das ich gerne beruflich machen wollte. So habe ich mich an verschiedenen Schulen beworben und habe nach meinem Grundstudium in Köln in Berlin an der Schauspielschule an der Universität der Künste meine Ausbildung als Schauspielerin absolviert.