Trash-TV, gruselige Wiedergänger, ein Sylter Piratenhauptmann aus längst vergangenen Zeiten, eine Entführung, kniffelige Ermittlungsarbeit, viel Beziehungschaos und eine beliebte Insel – das sind die Zutaten, aus denen der Autor Sebastian Thiel aus Tönisvorst seinen dritten Sylt-Krimi komponiert hat. Es ist mal wieder Sommer auf Sylt, und die Kommissarin Lene Cornelsen freut sich auf Ruhe und Beschaulichkeit. Stattdessen aber wird auf Sylt die neue Staffel von „Trash Island – Das große Promi-Sterben“ gedreht.
Bei den Promis handelt es sich um weniger bekannte, dafür umso präsentere C-Promis, die sich live beim Leben, Streiten, Einander-Fertig-Machen filmen lassen. Reality-Fernsehen also. Während einer Übertragung kommt es zu einem erschreckenden Ereignis: Eine der Mitwirkenden, Sherin Engler, wird entführt. Der Countdown bis zu ihrer Befreiung – oder alternativ ihrem Tod – beginnt. Als Hinweise für das Auffinden der jungen Frau werden den Ermittlern Sätze einer Ballade übermittelt, in denen es um Pidder Lüng geht.
Sebastian Thiel flicht in die Gegenwartserzählung über einige verstreute Kapitel die Sage des Pidder Lüng ein. Der soll ein Freiheitskämpfer des 15. Jahrhunderts gewesen sein. Die Leserinnen und Leser erhalten damit auch einen kleinen Einblick in das karge Leben der Fischer vor vielen Hundert Jahren und in die Biografie des Pidder Lüng. Und sie erfahren nebenbei, dass man den Frauen damals und lange Zeit Nadel, Faden und Zwirn ins Grab gelegt hat, damit sie auch nach ihrem Tod etwas zu tun haben.
Sebastian Thiel ist eigentlich Fachinformatiker
Die Kommissarin der Gegenwart, Lene Cornelsen, gerät bei ihren Ermittlungen gehörig unter Druck, beruflich wie privat. Denn: Ihr Ex-Mann taucht auf und sorgt für weitere Komplikationen, die auch am Ende des Buches nicht alle aufgelöst sind.
Sebastian Thiel schreibt hauptberuflich Bücher. Der neue Sylt-Roman ist das zwölfte Buch, das seit 2010 im Gmeiner-Verlag erschienen ist. Eigentlich Fachinformatiker, entdeckte Thiel früh seine Liebe zum Schreiben, die er bis heute nicht verloren hat. Mit dem Schauplatz Sylt geht Thiel recht frei um. Verlegt den Flugplatz, spielt mit den Entfernungen und rückt das Meer auch mal ein paar Meter nach vorn, wenn es der Stimmung dient und es so besser in den Zusammenhang des Romans passt. Aber Sylt-Fans werden sich und ihre Insel dennoch wiederfinden: Zum Beispiel im „Erlebniszentrum Naturgewalten“ oder auf der Lügenbrücke, die am Ende des Krimis eine besondere Bedeutung erhalten.
Sebastian Thiel hat schon die Ideen für den vierten Band der Reihe mit Kommissarin Lene Cornelsen im Kopf. Ob der dann immer noch auf Sylt spielt oder vielleicht ganz woanders – das können die Leserinnen und Leser dann herausfinden. Aber zunächst dürfen sie mit Lene, ihrer Kollegin Frau Schafböck und dem nicht ganz so beliebten Chef Gespenster und Kriminelle jagen.
Übrigens: Eine Figur hat der Autor, die ihm besonders am Herzen liegt, und das ist Michi Müller vom Münchener Merkur, „der ist komödiantisch und bodenständig“. Und Frau Schafböck, deren Vorname den Leserinnen und Lesern beharrlich vorenthalten wird, die Kollegin von Lene, die kurz vor der Rente steht, die findet ihr Erfinder „besonders“. „Sie hat es faustdick hinter den Ohren“ – und flirtet gnadenlos sowohl mit ihrem Chef als auch mit Lenes Vater, dem ehemaligen Lehrer.