Geschichte TV-Kommissarin im Stadtmuseum

Köln · In der Folge „1926“ der TV-Serie „Soko Köln“ (ZDF, 21./28. Januar, 18 Uhr) dreht sich alles um ein Krimidinner, das in den 1920er Jahren spielt. Während die TV-Kommissare ihre abendliche Unterhaltung zwischen Spannung und Kulinarik genießen, passiert ein realer Mord.

So sollte das Mahnmal für die 1991 ermordete Frau am Kolpingplatz einmal aussehen.

Foto: step/Eppinger

Was als fiktive Ermittlung beginnt, wird so zur bitteren Realität. Der Mörder muss unter den Gästen sein, was die Soko zu Ermittlern und Zeugen zugleich macht. Um mehr über diese Zeit zu erfahren, besuchte TV-Kommissarin Vanessa Haas, die von der Schauspielerin Kerstin Landsmann dargestellt wird, das Kölnische Stadtmuseum.

„Das war für uns als Team vor und hinter der Kamera eine sehr spannende Folge. Jeder hat sich mit dem Thema befasst und sich über die Hintergründe seiner Rolle und seines Kostüms informiert. Wegen des Zeitmangels war dies allerdings nicht ganz so intensiv möglich. Daher bin ich jetzt sehr gespannt, mehr über die 1920er in Köln zu erfahren“, sagt Landsmann, die sich in der Folge mit Zylinder und eleganter schwarzer Kleidung auf die Spuren von Marlene Dietrich begeben hatte. Als Kulisse diente eine alte Villa in der Eifel.

Mörder und Geldfälscher
in den 1920er Jahren in Köln

Beim Rundgang mit den Kuratoren Mario Kramp und Sascha Pries erfuhr die Düsseldorferin zum Beispiel mehr über die große Messe „Pressa“, die 1928 auf dem unter OB Konrad Adenauer gerade eröffneten Deutzer Messegelände stattfand. „Das war eine gigantische Schau mit über fünf Millionen Besuchern aus aller Welt. Da war in Köln die Hölle los. Die Stadt präsentierte sich mit der ‚Pressa‘, die man mit einer Weltausstellung vergleichen kann, hypermodern. Bereits 1925 gab es mit der ‚Jahrtausendausstellung der Rheinlande‘ eine erste riesige Schau in Köln mit 1,5 Millionen Besuchern”, erklärt Kramp.

Er kann für die TV-Kommissarin auch mit einem Kriminalfall aus dieser Zeit aufwarten. „Er betraf Frau Sartory, nach deren Familie die bekannten Säle benannt wurden. Sie war geschieden von ihrem Mann und übernahm das Unternehmen. Sartory hatte ein Faible für teuren Schmuck und für junge Männer. So hatte sie gleichzeitig ein Verhältnis mit ihrem Geschäftsführer und mit ihrem Chauffeur. Beide haben sich ungünstigerweise bei ihr im Treppenhaus getroffen. Dabei wurde einer der beiden Kontrahenten mit einem Messer getötet. Das ergab einen der großen Mordprozesse dieser Zeit.“

Geprägt waren die 1920er Jahre auch von vielen Veränderungen. So entstanden unter Adenauer neben der Messe auch die Uni, der Flughafen, der Grüngürtel und die Mülheimer Brücke, wie ein Gemälde im Museum zeigt. Hier setzte der OB das heute bei allen Kölner Rheinbrücken bekannte Brückengrün der Stadt erstmals durch. „Bei der Abstimmung im Rat bekam er dafür Unterstützung von den Kommunisten. Ihnen hatte Adenauer gesagt, dass es eine Brücke mit der gleichen Farbe auch in Leningrad gibt“, berichtet Pries.

Auf einem anderen Gemälde sind Kostümierte auf den Kölner Straßen unterwegs. „Das Leben in der ersten Hälfte der 1920er Jahre war für die Kölner nicht normal, weil ihre Stadt von den Briten besetzt war. Diese stellten sogar die Ortszeit auf die Zeit in London um. Unter den Briten war Karneval mit Umzügen verboten. Nur Bälle waren erlaubt. Es fanden aber auch illegale Umzüge statt. Ob diese Vorbild für das Kunstwerk waren oder ob von den Bällen heimkehrende kostümierte Kölner das Motiv inspirierten, ist unklar. Auf jeden Fall sorgte der Alkohol beim Feiern auch für Verbrechen wie Schlägereien oder Messerstechereien. Ab 1926 war wieder alles erlaubt. Aus der Jungfrau im Dreigestirn und den männlichen Tanzmariechen wurden damals allerdings echte Frauen.“

Der Schauspielerin fällt neben dem Gemälde direkt ein rot-weißes Trömmelchen mit der Aufschrift „Make Fastelovend not War“ ins Auge. „Das stammt aus dem Jahr 1991, als während des Golfkrieges, der Rosenmontagszug ausfiel und stattdessen auf dessen Strecke eine Demonstration gegen den Krieg stattfand. Solche Trommeln werden aber noch immer bei Demonstrationen für den Frieden eingesetzt“, bericht Pries.

Konrad Adenauer -
der „König von Köln“

Auf einem großen Gemälde von 1928 blickt Oberbürgermeister Konrad Adenauer auf die Dauerausstellung. Dieses fand später auch seinen Platz im Rathaus. Allerdings wurde es nach dem Machtwechsel von dort verbannt. Wiedergefunden wurde das Werk auf einem Dachboden. „Adenauer hatte den Ruf eines Königs von Köln. Er zeigte einen ziemlich autoritären Stil, dafür setzte er seine Projekte in kurzer Zeit um. Für die Mülheimer Brücke brauchte es so nur anderthalb Jahre Bauzeit. Auch von der Finanzkrise ließ er sich nicht beeindrucken. Beim ihm hätte es keine Schuldenbremse gegeben“, erläutert Kramp.

Zu den markanten Entwicklungen der 1920er Jahre gehörte die galoppierende Inflation und die umfassende Produktion von Notgeld. Dieses wurde von Städten wie Köln selbst gedruckt und mit Motiven wie Mutter Colonia oder den Roten Funken versehen. So ist im Stadtmuseum auch ein 100 Millionen Mark Schein zu bewundern. „So einen hatte ich auch von meiner Oma geschenkt bekommen. Ich dachte als Kind, dass damit mein Leben finanziell geregelt sei“, erinnert sich Landsmann. Während der Hyperinflation hätte die Hoffnung nicht gegolten, da kostete ein Brot zum Beispiel auch mal 10 Millionen Mark.

„Mit den billig gedruckten Geldscheinen war Köln ein Eldorado für Geldfälscher. So gab es einen Fall um eine Fälscherbande, die gemeinsam von Kölner und der britischen Polizei ausgehoben wurde. Zuvor hatte sie einen Gefangenentransport bei einem Hinterhalt überfallen und dabei einen Polizisten getötet. Der Kopf der Bande konnte allerdings entkommen“, sagt Kramp.

Einen ganz anderen Mordfall gab es Anfang Oktober 1991 direkt gegenüber des Stadtmuseums auf der Grünfläche des Kolpingplatzes. Dort wurde die Düsseldorferin Angelika Bayer auf ihrem Nachhauseweg überfallen, vergewaltigt und abschließend erwürgt. „Der Fall sorgte für einen Aufschrei gegen den Sexismus, der zu Frauenmorden führt. Insbesondere Alice Schwarzer war sehr engagiert. Es wurde geplant, mit einer Bodenplatte mit den Umrissen der Toten einen Ort der Erinnerung zu schaffen. Das scheiterte damals allerdings am Geldmangel“, erklärt Preis, der im Museum den Entwurf für das Denkmal an einer Stelle präsentiert, von der man direkt auf den Tatort schaut.

„Das ist ein Fall, der mich sehr berührt, weil eine Frau auf einem öffentlichen Platz mitten in der Stadt zum Opfer eines Verbrechens wurde. Es wäre gut, wenn das Stadtmuseum und unsere Soko diese Geschichte wieder aufnehmen könnten, um sich für die Realisierung des Mahnmals einzusetzen, das eine neue Aufmerksamkeit für das Thema schafft. Eventuell kann man das Geld dafür über eine Crowdfunding-Kampagne zusammenbekommen“, sagt Kerstin Landsmann am Ende der Führung. „Der Besuch im Stadtmuseum hat mir sehr gut gefallen. Ich habe viel gelernt. Viele Dinge habe ich so vorher nicht gekannt. Mit der Führung ist mir Köln wieder ein Stück näher gekommen.“

Service: Kölnisches Stadtmuseum, Minoritenstraße 13, Öffnungszeiten: Di 10-20, Mi-So 10-17 Uhr; Eintritt: 5 (ermäßigt 3) Euro. Weitere Informationen zum Stadtmuseum finden sich unter: