Geschichte Die Kölner Uni in der Zeit des Nationalsozialismus

Köln · 1919 von der Stadt unter Oberbürgermeister Konrad Adenauer eher hastig gegründet, nahm die Universität zu Köln im deutschen Hochschulsystem eine Sonderstellung ein. Sie zählte zu den neuen Großstadtuniversitäten, wurde aber als akademische Institution von der Stadt getragen und finanziert.

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Foto: Wallstein-Verlag/Seegers

Zwar war die Kölner Uni eine staatliche Veranstaltung, doch fiel der Einfluss der Stadt als Trägerin der Hochschule unvergleichlich stärker aus als bei jeder anderen preußischen Universität. Das lag auch daran, dass die Hochschule komplett kommunal finanziert wurde, was aus politischen Gründen nie hinreichend und zunehmend widerwillig geschah. Die Verteilung der Gelder entschied ein Kuratorium, in dem der OB den Vorsitz hatte.

Auch bei den Personalentscheidungen, inklusive der Berufung der Professoren, machte dieses Gremium seinen Einfluss geltend. Besonders deutlich wurde das bei den Kliniken, da diese gleichzeitig akademische Lehranstalt und kommunale Krankenanstalt waren. Hier entschied das Kuratorium über die Einstellung der Klinikchefs und der Ordinarien.

Ende der 1920er Jahre spitzen sich die Probleme zu. Das ehrgeizige Reformierungsprogramm, das unter anderem ein neues Hauptgebäude und die Erweiterung der Kliniken sowie die Verbesserung der Führungsstruktur vorsah, versank in der Wirtschafts- und in der politischen Krise der Weimarer Zeit.

Die Sonderstellung der Uni beschleunigte die Nazifizierung

Wie dies nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die Nazifizierung der Universität beschleunigt hat und wie diese Konstellation nach dem Kriegsende den Weg in die Demokratie erschwert hat, zeigt der Historiker Prof. Hans-Peter Ullmann in seinem im Wallstein-Verlag erschienenen Buch “Die Universität zu Köln im Nationalsozialismus”. Dabei erweitert er den Untersuchungszeitraum in die späte Weimarer Republik und in die frühe Bundesrepublik aus.

Er zeigt, dass die Kölner Universität, die an ihre lange Geschichte bis ins Mittelalter anknüpfen wollte, als Kind des Weimarer Systems und im katholischen Rheinland gelegen im NS-Staat nicht gut gelitten war, weshalb wie im Jahr 1933 eine Schließung der Hochschule mehrfach zur Debatte stand. Dabei stieg der Einfluss des NS-Regimes stetig, das auch über die nationalsozialistische Stadtspitze auf die Entwicklung der noch jungen Universität einen Zugriff hatte.

Deutlich wird bei der Untersuchung aber auch, dass die Mehrheit der Professoren und auch der Studierenden die Weimarer Republik ablehnt und sich daher nach 1933 in unterschiedlichem Grad auf den Nationalsozialismus einlässt und auch nicht widerspricht, wenn jüdische und politisch missliebige Hochschulangehörige vertrieben werden.

So fügte sich die Kölner Uni in das Regime ein und trug dieses von Anfang bis Ende mit. Das galt auch für den Zeitraum des Zweiten Weltkriegs, in dem die kriegsrelevante Forschung in Köln zunehmend an Bedeutung gewann. Zudem wurden immer mehr Studierende und Lehrende von der Wehrmacht eingezogen und die Luftangriffe erschwerten einen geregelten Lehrbetrieb.

Nach 1945 wurde die Kollaboration mit der NS-Diktatur in Zeiten des Wiederaufbaus und der Entnazifizierung weitgehend verdrängt und schöngeredet. Die Stadt blieb zunächst Träger der Universität und finanzierte diese auch weiter. Der Wiederaufbau der als Institution in Trümmern liegenden Universität erfolgte unter Kontrolle, aber gegen den Willen der britischen Besatzungsmacht, die auf eine Reform der Hochschule drängte.

Doch statt einer Demokratisierung und einer sozialen Öffnung erfolgte die Restauration universitärer Strukturen. In den 50er Jahren ging der Wiederaufbau in eine Expansion der Uni über. Dabei sorgten auch die steigenden Kosten dafür, dass die städtische Trägerschaft 1954 aufgegeben wurde und stattdessen eine Landesuniversität entstand.

Hans-Peter Ullmann: Die Universität zu Köln im Nationalsozialismus, Wallstein-Verlag, 510 Seiten, 34 Euro