NRW „Kinder dürfen nicht die Verlierer sein“
Ratingen · Ute Osthaus, die Ratinger Vorsitzende, beschreibt die aktuelle Lage als dramatisch.
Die Bilanz fällt ernüchternd aus. „Über 1000 Kinder haben nicht das Schwimmen gelernt“, betonte Ute Osthaus mit Blick auf coronabedingt ausgefallene Schwimmkurse bei der DLRG Ratingen. „Das ist dramatisch“, sagte die Vorsitzende anlässlich des Sommertour-Besuches der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese an der Rettungswache Grüner See. Lange Zeit konnte man überhaupt nicht in die Schwimmhallen gehen – oder man konnte nur Kurse mit gerade mal fünf Kindern anbieten. „Jetzt stehen etwa 300 Kinder auf der Warteliste“, berichtete Monika Neuwald, die in der Ortsgruppe für die Ausbildung zuständig ist. Deshalb brauche die DLRG Schwimmzeiten im Hallenbad – und zwar nach 16 Uhr. Denn vorher hätten die meisten Kinder keine Zeit, weil immer mehr von ihnen Ganztagsangebote in den Kitas und Schulen wahrnehmen. „Jedes Kind muss schwimmen können“, sagte Griese und bedankte sich für das große ehrenamtliche Engagement der DLRG-Mitglieder. „Kinder dürfen nicht die Verlierer der Pandemie sein“, fügte sie an.
Experten sprechen schon von „Generation Nichtschwimmer“
Manche Experten sprechen längst von einer „Generation Nichtschwimmer“, die während der Corona-Pandemie heranwachse. Selbst wenn einige Bäder in NRW bereits Anfänger-Schwimmkurse anbieten, sind die Plätze noch knapp und die Wartelisten lang. Den Grundstein für das Seepferdchen können Eltern mit ihren Kindern jedoch auch zu Hause legen, sagte Ulrike Volkenandt vom Schwimmverband NRW. Mit ein paar einfachen „Trockenübungen“ können sich Kinder an das Wasser gewöhnen.
„Für die einfachste Übung, die auch am meisten Spaß macht, braucht man nur eine Schüssel mit Wasser“, sagt Volkenandt. Für den Anfang kann man Löcher ins Wasser pusten. „Dabei sollen richtige Krater entstehen, wie bei einem Vulkan“, sagt Volkenandt. Im nächsten Schritt können die Kinder mit dem Mund direkt in die Schüssel Bläschen blubbern. Das geht auch mit einem Strohhalm oder indem man einen Tischtennisball mit der Nase durch die Schüssel jagt.
„Damit gewöhnen sich Kinder daran, dass beim Schwimmen Wasser ins Gesicht kommt, dass es spritzt“, sagt Volkenandt. Ein Kind merke durch die Übung auch, dass es nicht gefährlich sei, den Mund ins Wasser zu halten oder dagegen zu pusten. „Das klingt vielleicht banal und lustig, weil wir als Erwachsene natürlich wissen, dass es nicht gefährlich ist. Aber für Kinder ist das ein extrem großer Schritt.“ Auch für manche Erwachsene ist das falsche Atmen eine häufige Stolperfalle. „Wer nur über das Wasser ausatmet, ist nach 25 Metern total aus der Puste.“ Seit 2020 ist das sichtbare Ausatmen unter Wasser eine Voraussetzung für das Seepferdchen. Solche Übungen sind dennoch kein Ersatz für das Schwimmbad, sondern lediglich eine Vorbereitung aufs Bewegen im Wasser. „Die Kinder haben höhere Erfolgschancen, wenn es später um die Schwimmbewegungen geht“, so Volkenandt. Bleibt das Problem, dass die Plätze in den Schwimmkursen begehrt sind.