Politiker nehmen sich in der Stadthalle selbst aufs Korn

Bei der närrischen Ratssitzung ging das Publikum eifrig mit.

Foto: Blazy

Ratingen. Es muss gesagt werden: Im offiziellen Ratinger Karneval wird nicht übermäßig getrunken — hier reimt und dichtet man sich besoffen. Es ging während der närrischen Ratssitzung in der Stadthalle mit dem hemmungslosen obersten Verseschmied, mit Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, los und endete noch lange nicht bei der FDP-Poetin Tina Pannes, die manchen Missstand in ihrem ausgefuchsten, selbstverliebten Text verwoben hatte. Insgesamt aber zeigte sich, dass das überwiegend üppig und bunt kostümierte Publikum liebevoll und eifrig mitging und auch die Akteure auf dem Podium klatschend, singend, hüftenschwingend unterstützte.

Was kam am besten an? Immer der Auftritt, der gerade dran war. Und dann — ganz besonders — die präzisen Tanzgarden und der perfekte „Hahnenschrei“ — perfekt mit einem kleinen menschelnden Schlenker. Das zusammen garantierte eine tolle Performance. Überhaupt: Wer kann Overknee-Stiefeln widerstehen?

Die Session ist kurz vor ihrem Ende bei gleich gebliebener Terminfülle nicht spurlos an den Offiziellen vorbeigegangen. Die Tollitäten Roland und Ewa standen und saßen eine ganze Weile mit überwiegend beherrschtem Blick auf der Bühne, hier und da hatte der Karneval Schatten unter die Augen geworfen oder vornehme Blässe produziert. Doch die richtigen Jecken sind wacker — wie das Tanzpaar Timon Weiler und Emmelie Vogel, die Tanzgarden überhaupt, auch wie Fabian Pollheim, der geschmeidig durch den Morgen führte, wie Schirmherr David und -dame Martina Uhr. Der Musikverein Stein lauerte auf jede Möglichkeit, einen Tusch zu tröten.

Nicht jede Ratsfraktion hatte erwiesenen Frohsinn entsandt; aber die, die kamen, ließen keinen Scherz aus. Oliver Thrun von der CDU und sein Profi-Partner Jürgen Hilger-Höltgen waren wirklich wirklich gut und kamen auch so über die Rampe, und „Engel“ Tim-Eric Jope agierte neben der FDP-Teufelin als ebenbürtiger Partner. Thomas Woywod, Optimist und Alt-Hippie, scherte sich souverän nicht um korrekte Töne. Hauptsache lustig. Schließlich der heimische Kleinkunst-Beitrag des Tragödchen mit Passagen aus dem erprobten Programm, mit den sportlich definierten Waden von Direktor Bernd Schultz und selbstgedichteten Frohsinnstexten. Reichlich beklatscht. Und was machte der Nachwuchsstar Dave Davis zum Abschluss? Wirklich guten schwarzen Humor.

Die unfreiwilligen sprachlichen Hämmer sind es manchmal, die den wahren Spaß bringen. Zum Beispiel ging es um Andreas Schneeberger, den Chef des Ratinger Tambourcorps und um seine Musiker, die da „unter der bewährten Stabführung eines altbekannten Gesichts“ auftreten.

Und dabei ging es nicht mal darum, wie die gut geschnittenen Uniformen ihre Körper umspielen.