Polizei rätselt über Schüsse auf Scheiben

Nach den Sachbeschädigungen an Schaufensterscheiben in der City gibt es noch keine Hinweise, die die Taten aufklären könnten.

Polizei rätselt über Schüsse auf Scheiben
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Die nächtlichen Sachbeschädigungen in der Ratinger Innenstadt bleiben mysteriös. Wie berichtet, waren morgens an zwei Schaufensterscheiben Löcher entdeckt worden. Ein Geschädigter fand im Rinnstein eine Stahlkugel: Solche Kugeln aus der Produktion von Kugellagern werden im Kilopaket für sogenannte Zwillen (Schleudern) verkauft. Auch im Falle der Luftgewehrschüsse in West gibt es noch keine Hinweise auf den Täter.

Anfang Oktober waren auf der Berliner Straße in West zwei Männer von sogenannten Diabolos, Munition für Luftdruckwaffen, getroffen worden. Weil sie nur ein „Zwicken“ gespürt hätten, gehe man davon aus, dass sie aus größerer Entfernung beschossen worden seien, sagte dazu Polizeipressesprecher Uli Löhe.

Die Standardentfernungen auf Schießständen für solche Waffen seien zehn bis 25 Meter: „Doch die Geschosse fliegen viel weiter.“ Wegen der Schussenergie könnten sie im näheren Bereich auch gefährliche Verletzungen verursachen. Im Bereich Berliner Straße könnten die Schüsse praktisch von überall abgegeben worden sein

Man hoffe, so Löhe, auf Hinweise aus der Bevölkerung: „Vielleicht hat jemand etwas gesehen oder gehört oder kennt Nachbarn mit derartigen Neigungen?“ In Deutschland zugelassene Luftgewehre und -pistolen seien ab 18 Jahre frei verkäuflich. Sie dürften nur auf Schießständen sowie auf befriedeten Grundstücken benutzt werden, wenn keine Gefahr für die Umgebung bestehe. Das „Führen solcher Waffen in der Öffentlichkeit“ sei verboten, so Löhe weiter.

Das gebräuchlichste Kaliber ist 4,5 Millimeter. Mehr als einen leichten Eindruck bekommt man aber mit solchen Druckluftwaffen auf Scheiben nicht hin.

Dagegen kann die Schussenergie mit Zwillen bedeutend stärker sein: Das hängt von der Beschaffenheit der Gummis und der verwendeten „Munition“ ab. Meist werden Kieselsteine verschossen oder eben preiswerte Kugellager-Stahlkugeln. Solche Teile können erheblichen Schaden anrichten.

Ob die Löcher in den Scheiben am Ratsstübchen am Marktplatz und am Modeladen Clou an der Bechemer Straße/Wallstraße taauf solche Kugeln zurückgehen, ist unklar.

Bei der Polizei wird die Angelegenheit weiter als Sachbeschädigung geführt. Für Klaus Rentsch vom „Clou“ ist der Schaden besonders ärgerlich: Die Scheiben sind nicht versichert. Das ist einfach zu teuer.“ Daher habe er auch bislang keine Anzeige bei der Polizei erstattet.

Der von ihm beauftragte Glasermeister Jörg Petrikowski konnte den Schaden zunächst nicht beziffern. Weitere ähnlich gelagerte Fälle im Stadtgebiet seien ihm aber nicht bekannt.

Polizeisprecherin Nicole Rehmann sagte gestern, dass in der jüngeren Vergangenheit in Ratingen keine ähnlichen Fälle angezeigt worden seien. Der „Clou-Fall“ sei zwar bekannt, aber es sei keine Anzeige erstattet worden. Es sei ein Antragselikt: Ohne Anzeige gebe es also auch keine Ermittlungen. Das zuständige Kommissariat habe auch keine Verbindung zu den Schüssen West feststellen können.