Frau der Woche Sie ist Ehrenamtlerin aus Überzeugung
Ratingen. · Barbara Langer hat vor 40 Jahren die Kleiderkammer gegründet, eine von vielen Aufgaben.
Es muss mal gesagt werden. Der Athener Perikles hat fein formuliert: „Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“ Das war im fünften Jahrhundert vor Christus. „Ehrenamt, verschieden von Ehrenposten, bezeichnet ein solches öffentliches Amt, das mit keinem oder nur einem geringen Gehalt verbunden ist.“ So hieß es dann 1838. Heutzutage kann man auch zugeben, dass ehrenamtliches Engagement selten ausschließlich auf die Gemeinschaft gerichtet oder aufopfernd motiviert ist, sondern dem „Macher“ auch Genugtuung verschafft. Über all das denkt Barbara Langer herzlich selten nach – sie hilft seit 40 Jahren. Für Gotteslohn.
Vor vier Jahrzehnten war sie 29 Jahre alt und relativ neu in Ratingen. Sie war in Düsseldorf geboren worden, hatte in der Altstadt die Schule besucht und eine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskauffrau absolviert. Was zu ihrer Zeit ganz offenbar ein von jungen Frauen überaus geschätzter Beruf, für ihre weitere Lebensplanung aber von weniger wichtiger Bedeutung war.
Sie war mit Mann und Tochter aus dem Zooviertel nach West gezogen und begann, überaus zupackend, in ihrer neuen Wohnumgebung mit der Gründung einer – wie man es heute noch so nett sagt – Kleiderkammer. Es geschah unter der Obhut der Arbeiterwohlfahrt mit einem fünfjährigen Zuschuss der Neuen Heimat in einem Fahrradkeller an dem Berliner Straße 87.
Barbara Langer widmete ihr Leben vielen Ehrenämtern
„Das rote Herz, das zum Emblem der Awo gehört, sollte schlagen“ erklärt Langer ihr Engagement. Und sie war vor vier Jahrzehnten nicht allein; vier weitere Frauen machten mit, organisierten gebrauchte, aber auch neue Kleidung, stapelten sie in Regalen, reparierten bei Bedarf und sorgten dafür, dass sie auch an die Familien kamen, die sie dringend brauchten.
Das ist auch noch heute so – doch Barbara Langer ist in ihrer Kammer sozusagen der letzte Awo-Mohikaner. Dass sie damals nicht berufstätig wurde, sondern sich umfänglich der Kammer widmen konnte, ging nicht zuletzt auf die Unterstützung durch ihren Ehemann zurück: „Das gibt es heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr, weil die jungen Frauen alle berufstätig sind.“
Langers Freizeit schien nicht zu knapp zu sein. So rief sie noch einen integrativen Schwimmkursus für Kinder ins Leben. Der Lehrgang dauert bis heute. Und, weil‘s so gut klappt und so schön ist, mischt die 69-Jährige seit Jahren beim Weihnachtsmarkt in West mit. Sie hat es einfach drauf, solche Aktionen zu kreieren und dann am Laufen zu halten.
Und diese Frau, die sich noch vor der Weißen Villa etabliert hatte, die noch mit Bürgermeister Kraft bekannt war, als er auf seine ganz eigene Art die Stadt „regierte“ und immer die richtigen Kinderklamotten an die richtige Familie brachte – die hat bislang nur einmal einen sehr dicken Blumenstrauß bekommen – und zwar von einer Familie, die selbst immer Kleidung in der Kammer abgegeben hat. Eine Sache, die zu denken geben sollte.