Integration in Ratingen Caritas vermittelt Geflüchtete in Arbeit

Ratingen · Die Caritas-Flüchtlingshilfe kann nach intensiver Arbeit eine Erfolgsbilanz vorlegen. Sie konnte einen Großteil Geflüchteter in Arbeit vermitteln. Dabei ist die Unterkunft Am Sondert eine besondere Herausforderung.

Viele Geflüchtete, die zunächst beruflich Helfertätigkeiten ausgeführt haben, haben sich inzwischen hochgearbeitet, so die Caritas.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Der erste Versuch, einen Job zu finden, führt Arbeitssuchende auf einschlägige Internetseiten. Was aber, wenn es keine zuverlässige Internetverbindung gibt? Wohnt der Bewerber noch Jottwehdeh, wie der Volksmund sagt, und hat Probleme mit der Landessprache, ist eine Jobsuche fast aussichtslos. Das gilt zum Beispiel für die Flüchtlingsunterkunft Am Sondert. Für die Mitarbeiter der Caritas eine besondere Herausforderung.

„Die Flüchtlingsunterkunft Am Sondert 5 a liegt im Wald am Stadtrand von Ratingen. Die Verkehrsanbindung in die Innenstadt ist schlecht. Für die dortigen Bewohner gibt es keinen DSL-Internetzugang und auch kein WiFi, selbst die Telefonverbindung ist dort nicht stabil“, so beschreibt die Caritas die Lage Am Sondert. Insgesamt ist das Caritas-Team für alle rund 300 Geflüchteten in städtischen Unterkünften zuständig. Am Sondert sei allerdings besonderer Einsatz gefordert. „Nur mit intensiver Begleitung durch die sozialpädagogischen Fachkräfte der Flüchtlingshilfe des Caritasverbandes gelingt eine Vermittlung in Integrationskurse und in Arbeit“, so der Verband.

In der Unterkunft Am Sondert werden bevorzugt alleinstehende junge Männer untergebracht. Im Zeitraum Weihnachten und Neujahr 2022/ 2023 wurden dort 14 Männer zugewiesen, hauptsächlich aus Syrien. Die aus Syrien stammenden Personen haben eine Bleibeperspektive für Deutschland, die wenigen anderen nicht zwingend. Von Anfang an sorgte die Caritas-Flüchtlingshilfe mit Informationsveranstaltungen zu Themen wie Leben in Deutschland, Sprache und Integration, Arbeitsmarkt und dortigen Mechanismen für Aufklärung.

Unterstützung bekommen die Bewohner auch bei der Suche nach Integrationskursen. Hierbei erwies es sich als hilfreich, dass nahezu alle Bewohner Arabisch sprachen. Auch der Berater der Caritas-Flüchtlingshilfe spricht unter anderem Arabisch. Dies vereinfachte nicht nur die Kommunikation miteinander, sondern auch die Arbeitsplatzsuche. Alle syrischen Flüchtlinge dürfen einen Arbeitsplatz annehmen. „Auf diese Weise haben wir einen anderen Zugang zu den Menschen“, sagt Martin Sahler, Abteilungsleiter Integration bei der Caritas.

Der Weg dorthin ist durchaus mit Hindernissen gespickt. So ist das Kreis-Service-Center, eine Dependance des Ausländeramtes des Kreises Mettmann, bereits seit Ausbruch der Pandemie fast durchgehend geschlossen. Auch wer sich auf den Weg in die Hauptstelle in Mettmann macht, muss viel Geduld mitbringen. Nicht der einzige Stolperstein auf dem Weg in ein Berufsleben. „Eine Ausbildung, wie es in Deutschland üblich ist, haben die wenigsten Menschen, die zu uns kommen“, weiß Sahler. Meist verfügen sie jedoch über Berufserfahrung in mehr als einer Sparte. Einfacher sei es, wenn ein Hochschulabschluss vorläge, auch wenn diese oft nicht ohne Hürden anerkannt würden.

Ein Bewohner, ein Student aus Libyen, hat in der Ukraine Medizin studiert, bevor er nach Deutschland kam. „Er versuchte, sein Studium online weiterzuführen, was angesichts der nicht vorhandenen Internetverbindung nahezu unmöglich war“, berichtet die Caritas. Das Team konnte einen speziellen Deutschkursus vermitteln, der es ihm ermöglicht, sein Studium in Deutschland fortzuführen. Inzwischen hat er eine Wohnung und einen Teilzeitjob gefunden.

„Nach zehn Monaten intensiver Arbeit mit den Bewohnern haben aktuell elf Bewohner Arbeitsstellen gefunden, sind versicherungspflichtig beschäftigt, teilweise in Teilzeit, so ist parallel der Besuch eines Integrationskurses möglich“, resümiert Sahler. Arbeit sei deutlich mehr als Broterwerb. Sie lernen die Sprache schneller, haben soziale Kontakte, eine Aufgabe und Tagesstruktur. „Ein Arbeitsplatz wird als deutlicher Aufstieg empfunden“, so Sahler. Die Unterstützung dorthin sei „arbeitsintensiv, aber lohnenswert“.