Urteil verkündet Bewährung wegen gewerbsmäßiger Geldwäsche
Ratingen · Im Oktober 2021 wurde bei einer Razzia eine Lagerhalle in Ratingen durchsucht.
Drinnen parkt eine schwarze Luxuskarosse. Vor dem geöffneten Tor einer Lagerhalle stehen Polizisten eines Sondereinsatzkommandos: Im Oktober 2021 gab es einen Großeinsatz gegen eine kriminelle Geldwäsche-Bande. Die Gewerbehalle war eines von zwei durchsuchten Gebäuden in Ratingen, insgesamt hatten die Ermittler 49 Objekte – unter anderem auch in Erkrath und Düsseldorf – untersucht.
Zwei Haftbefehle waren damals sofort vollstreckt worden, drei Jahre später musste sich ein 43-Jähriger Wuppertaler vor dem Amtsgericht wegen des Vorwurfs der Geldwäsche verantworten. Nun wurde er zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, inmitten der Bande scheint der Angeklagte eher „ein kleines Licht“ gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, im August 2021 von einem Mittäter in der Lagerhalle mindestens 475 000 Euro erhalten und an einen Kurier übergeben zu haben.
Das aus Straftaten stammende Bargeld soll am Folgetag in die Türkei transportiert worden sein. Als Entlohnung habe der Angeklagte ein Prozent der Summe erhalten, er soll gewerbsmäßig gehandelt haben. Das sogenannte Hawala-Banking dient dazu, mutmaßlich illegal erworbenes Vermögen am legalen Bankensystem vorbei in andere Staaten zu transferieren. Die Finanzermittlungsgruppe des Landeskriminalamtes NRW (LKA) und des Zollfahndungsamtes Essen hatte monatelang gegen die Gruppierung ermittelt, die ab 2019 durch Kuriere auf dem Luft- und Landweg Bargeld, das aus Straftaten stammte, nach Istanbul transportierte. Das Bargeld soll in Lagerhallen in Bochum und Ratingen angenommen, gezählt, verpackt und auf die Kuriere verteilt worden sein. Bei den Kurieren waren knapp 7 Millionen Euro Bargeld aufgefunden und sichergestellt worden.
Ein LKA-Beamter wurde im Prozess gegen den 43-Jährigen zu den Auswertungen der Überwachungsmaßnahmen befragt. Sowohl die Telefonate als auch die Gespräche in der Lagerhalle in Ratingen waren im Vorfeld der Razzia abgehört worden. Unter anderem waren Sätze wie dieser zu hören: „Die Königin ist auf dem Weg“. Wenn sie da sei, müsse sie noch gesäubert werden. Auch von 70 Paar Schuhen war die Rede, die jemand abgeben werde. Die Transfers waren inmitten der Corona-Pandemie abgewickelt worden, die Überwachungsgeräte hatten auch aufgezeichnet: „Keine Einschränkungen mehr, es kann wieder losgehen.“