Preisverleihung in Bonn Paul-Clemen-Preis des LVR geht an Ratingerin
Ratingen · Kathrin DuBois schrieb eine kunsthistorische Dissertation über Werner Heuser, früherer Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro Preisgeld verbunden.
(Red) Kathrin DuBois aus Ratingen hat den renommierten Paul-Clemen-Preis des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erhalten. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich im LVR-Landesmuseum Bonn für eine herausragende Dissertation auf dem Gebiet der rheinischen Kunstgeschichte verliehen.
Bei der preisgekrönten Forschungsarbeit handelt es sich um eine zweibändige Monographie mit Werkverzeichnis über den früheren Direktor der Kunstakademie Düsseldorf: „Werner Heuser (1880-1964). Ein Künstler und Kunstakteur“. Kathrin DuBois, die an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf promoviert hat, behandelt Heusers kulturpolitische Rolle ebenso wie seine Kunst. In einer differenzierten Darstellung der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts stellt sie ihn zugleich als Expressionisten und Neusachlichen wie, überspitzt, als letzten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule dar.
„Heuser gehört zu den Menschen, die in ihrer Lebenszeit Beachtliches schaffen und bewegen, sogar eine gesellschaftlich wichtige Position einnehmen, deren Wirken danach aber mehr oder weniger in Vergessenheit gerät“, beschrieb Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Werner Heuser im Rahmen der Preisverleihung. Es sei das Verdienst von DuBois, seine Bedeutung als Maler, Lehrer und Akademiedirektor in einer wichtigen Phase der Institutionsgeschichte durch umfangreiche Quellenstudien beleuchtet und dem öffentlichen Bewusstsein wieder zugänglich gemacht zu haben.
„Werner Heuser war über viele Jahrzehnte in rheinischen Künstlervereinigungen aktiv, er war Gründungsmitglied des Jungen Rheinlands, der Rheingruppe und des Clubs der Künstler. Dabei agierte er mitunter fortschrittlich, aber oft auch traditionsorientiert. Als Lehrer an der Kunstakademie prägte er die Ausbildung mehrerer Schülergenerationen; als ihr kommissarischer Direktor von 1946-49 konnte er entscheidenden Einfluss auf deren weitere Ausrichtung nehmen“, so DuBois. „Seine Richtung war konservativ; abstrakte Malerei lehnte er ab und engagierte sich als Verfechter der Freien Künste erfolgreich gegen eine größere Anwendungsbezogenheit der Lehre.“
Einflussreich verheiratet und gut vernetzt hatte Werner Heuser, der auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte, bis 1937 im Amt bleiben können. Unterstützt wurde er in diesen politisch schwierigen Zeiten von Paul Clemen, dem damaligen Provinzialkonservator der Rheinprovinz. Zu Clemen, der sich für Heuser verbürgte, bestanden private Kontakte.
Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Roland Kanz, Leiter des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn, hat dem Kulturausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland die Dissertation von Kathrin DuBois wie folgt für den Paul-Clemen-Preis empfohlen: „Die Dissertation von Kathrin DuBois M.A. widmet sich einem Künstler, dessen Leben und Werk über die politischen Systemwechsel im 20. Jahrhundert hinweg mit zahlreichen Wechselfällen verfolgt werden kann: Kaiserreich mit Erstem Weltkrieg, Weimarer Republik, Drittes Reich mit Berufsverbot und Anbiederung, Wiederaufbau nach ’45. Die Dissertation bietet eine vorbildlich kritische Lebensdarstellung sowie einen Werkkatalog. Im Fokus steht die Düsseldorfer Kunstakademie, die Heuser nach ’45 konservativ reorganisierte. Kathrin DuBois leistet viel mehr als eine Künstlermonographie, nämlich ein tief aus den Archivalien und Quellen geschöpftes, die Kunstwerke sensibel analysierendes, die sozialen und institutionellen Bedingungen kritisch bilanzierendes und schließlich auch spannend zu lesendes Kapitel der Kunstgeschichte des Rheinlandes in der Moderne. In ihrer komplexen Vielschichtigkeit und intellektuellen Umsicht erbringt diese Künstlergeschichte eine neue Form der wissenschaftlichen Auswertung. Als Akteur war Heuser zugleich Produkt und Produzent in der Kunstszene. Frau DuBois gelingt in ihrer Dissertation ein selten fundamentaler Beitrag zur Kunstgeschichte weit über das Rheinland hinaus.“