In der Silvesternacht Bücherschrank in Ratingen West zerstört

Ratingen · Zehn Jahre lang blieb der Bücherschrank unbeschadet. Zum Jahreswechsel wurden die Scheiben zertrümmert und die Bücher durcheinander geworfen. Geschätzter Schaden: 10.000 Euro.

Der Bücherschrank auf dem Berliner Platz wurde zerstört.

Foto: Achim Blazy (abz)

Zertrümmerte Scheiben, durcheinander gewürfelte Bücher: „Für die Ratinger Dumeklemmerstiftung begann das Jahr mit einem erheblichen Schaden an dem öffentlichen Bücherschrank in West auf dem Berliner Platz. In der Nacht zum Neujahrstag wurde dieser Bücherschrank, der seit 10 Jahren unbeschadet dort steht und gut genutzt wird, zerstört“, erklärt Erhard Raßloff von der Dumeklemmerstiftung.

Die Nachricht von der Zerstörung hat ihn betroffen gemacht, denn in diesem Jahr hätte der Bücherschrank runden Geburtstag gehabt und bisher blieb die öffentliche Einrichtung unversehrt. Nach ersten Schätzungen beträgt der Schaden rund 10 000 Euro, viel Geld vor dem Hintergrund, dass die Ratingen Bücherschränke stets durch Spenden finanziert werden.

Anfang Februar 2014 wurde
der Bücherschrank aufgestellt

Nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung des ersten öffentlichen Bücherschranks vor St. Peter und Paul konnte die Dumeklemmerstiftung Anfang Februar 2014 ihren Wunsch erfüllen und in West den zweiten Schrank dieser Art in Ratingen in Betrieb nehmen. Finanziell möglich wurde dies durch „Wir“, dem Freundeskreis der Rollstuhlfahrer. Die Vereinsmitglieder sowie Mitglieder der Dumeklemmerstiftung und die Kommunalpolitik kamen damals auf den Berliner Platz, um den Bücherschrank einzuweihen.

Das Prinzip der sogenannten Bokx, des öffentlichen Bücherschranks, ist denkbar einfach. Jeder, der mag, kann sich von dort Bücher mitnehmen oder eigene Bücher, die er nicht mehr will, dort ablegen. Die Dumeklemmerstiftung will so das Lesen fördern und durch das denkbar niederschwellige Angebot auch Menschen an die Bücher heranführen.

In der Innenstadt kam es schon mehrfach zu Zerstörungen

Während der Bücherschrank in Ratingen West zehn Jahre lang unangetastet blieb, kam es in der Innenstadt schon mehrfach zu Zerstörungen. Im Dezember 2020 hatte die Dumeklemmerstiftung noch an einen technischen Defekt geglaubt und für 850 Euro eine neue Scheibe einbauen lassen. Der Schrank wurde überprüft und sicherheitshalber wurden die Gummipuffer erneuert. Zwei Tage später war die Scheibe erneut zerstört. Die dann eingesetzte Scheibe hatte auch nur eine Lebensdauer von vier Tagen. Im Mai spendete dann ein Unbekannter eine neue Scheibe für den Bücherschrank.

Im März vergangenen Jahres schließlich wurde in Lintorf der dritte Bücherschrank aufgestellt. Nach zwölfmonatiger Planungszeit wurde das 350 Kilogramm schwere Stadtmöbel durch die Firma Urbanlife vor dem Drogeriemarkt an der Speestraße installiert.

In diesen Bücherschränken findet sich jede Menge spannende Literatur und für viele ein passendes Buch. Die Öffentlichen Bücherschränke sind rund um die Uhr geöffnet und ohne jede Voraussetzung zugänglich. Unter der Überschrift: „Schnapp dir einfach ein gutes Buch oder bring ein eigenes in die Bücherzelle“ – leben öffentliche Bücherschränke von der Dynamik des Tauschens und ihr Sortiment ist nie gleich.

Dabei achtet die Dumeklemmerstiftung darauf, dass der Bestand in den Bücherschränken gepflegt bleibt und ergänzt aus eigenen Beständen beziehungsweise bereinigt gelegentlich. Denn auch dort gibt es zwischenzeitlich Ladenhüter. Die Bücherschränke zeugen so auch von einem Engagement für die Stadtgesellschaft.

Nach dem Aufstellen des Schrankes in Lintorf begannen die Planungen für einen vierten Bücherschrank in Hösel. Dieser soll auf dem Grundstück der Evangelischen Kirchengemeinde Hösel, angrenzend an das Höselcenter, aufgestellt werden.

Die Zustimmungen der Evangelischen Kirchengemeinde, die dieses Projekt aktiv unterstützt, und des Planungsamtes der Stadt Ratingen liegen vor.

Die Realisierungsphase kann also starten. Nun muss die Finanzierung von rund 8000 Euro sichergestellt werden. Raßloff rechnet mit einer Installation im März/April dieses Jahres.