Ratingen Golfer feiern runden Geburtstag in Hösel

Ratingen. · Sportliche Komponente steht beim Höseler Golfclub im Vordergrund. 40. Jubiläum steht dieses Jahr an. Sportart ist immer noch vom Vorurteil der High Society behaftet. Club hat Kooperation mit Förderschule.

Matthias Nicolaus ist Geschäftsführer des Höseler Golfclubs.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Blick von der Terrasse des Clubhauses in Hösel in die Weite ist Balsam für die Seele: Natur pur soweit das Auge reicht, riesige gepflegte Rasenflächen, alter Baumbestand, Gewässer, Biotope, am Horizont nichts als Wald. Vereinzelt in der Ferne der ein oder andere Spieler, es regnet. Und doch ist der großzügige Parkplatz gut gefüllt.

Im Café sitzen einige Spieler beieinander, im Club eigenen Shop schaut sich eine Dame einige Poloshirts an. „Wir haben hier wirklich eine tolle Atmosphäre und eine unglaublich schöne Anlage“, schwärmt Geschäftsführer Matthias Nicolaus (61) mit Blick auf das großzügige grüne Areal und fügt zwinkernd hinzu: „Das war allerdings nicht immer so.“ Denn damals, vor 40 Jahren, gab es zwar einige ambitionierte Golfspieler, die sich dann entschlossen diesen Club zu gründen, aber es gab keinen Platz.

Katharina Feise ist 21 Jahre alt und absolviert derzeit eine Ausbildung zur Golftrainierin. Sie schaut sich alte Fotoalben mit Matthias Nicolaus an.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Und als man dann 1982 dieses Grundstück fand, war es weit von seinem jetzigen Zustand entfernt. Der Clubmanager blättert in einem alten, prallgefüllten Fotoalbum und zeigt dann auf ein Bild, das nichts als Ackerland zeigt. „So sah das damals hier aus, einfach nur Erde und Boden.“

Im Jahre 1996 wurde in Hösel der zweite Platz des Golfclubs ausgebaut. Das sah zunächst noch wild aus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Anlage des Vereins ist über die Jahre hinweg gewachsen

Im Dezember 1996 wurde das Richtfest fürs Clubhaus gefeiert.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Heute kümmern sich alleine 14 Gärtner und Helfer um die tägliche Pflege der gesamten Anlage und der beiden 18-Loch-Plätze. „Ursprünglich hatten wir nur einen Platz. Unser Vereinsheim war in einem Reiterhof untergebracht. Aber als wir dann dieses Grundstück hier für den Bau eines eigenen Clubhauses angeboten bekamen, hatten wir das Problem, das nun Spielfläche und Vereinshaus nicht mehr unmittelbar zusammenhingen. So habe wir 1997 aus dem Verbindungsstück eine zweiten Platz geschaffen.“

Und das bedeutet vor allem für die Spieler selbst große Vorteile. „Hier können parallel Turniere gespielt werden. Wir haben zwei Bundesligamannschaften, erste Liga Herren, zweite Liga Damen und eine Vielzahl an Mannschaften vom Jugend- bis ins Seniorenalter. Und zeitgleich können die reinen Hobbyspieler auf der anderen Bahn golfen“, erläutert Katharina Feise. Die 21-Jährige absolviert derzeit eine dreijährige Ausbildung zur Golflehrerin.

Golf, das sei ihre Passion, ihre absolute Leidenschaft, wenn die junge Frau über den Sport redet, dann strahlen ihre Augen: „Ich bin schon als Kind durch meine Eltern zum Golfsport gekommen. Jetzt macht die Arbeit mit den Schülern unglaublich viel Spaß.“

Golf – das ist ein Sport mit Berührungsängsten. Ein Sport, der von Vorurteilen behaftet ist, ein Sport, der den Reichsten der Reichen vorbehalten sei, wie viele auch heute immer noch glauben. Und dass die High Society unter sich sein wolle. „Es mag so Vereine geben“, räumt Matthias Nicolaus ein, „bei uns aber geht es primär um die sportliche Komponente, wir öffnen uns grundsätzlich jedem, bei uns wird jedem vorurteilsfrei und offen begegnet.“

Dass das keine leeren Worthülsen sind, macht ein Blick auf den Parkplatz deutlich: Natürlich, da steht ein Porsche Carrera und weiter links ein Tesla, dazwischen aber parken Opel Corsa genauso wie ein älterer VW Golf. „Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, hier spielen zu können, egal ob alt oder jung, mit oder ohne Handicap im Sinne einer Behinderung“, betont Nicolaus noch einmal.

Und er führt aus:„Wir haben zum Beispiel eine Kooperation mit einer Förderschule für geistig und körperlich behinderte Kinder in Essen, die uns einmal die Woche besuchen.“ Katharina Feise nickt: „Wir haben hier ein Mädchen mit Down-Syndrom, die seit Jahren bei uns spielt und die macht das super.“

Die Aktivitäten können sich sehen lassen: Behindertenförderung, Umweltprogramm „Golf und Natur“ (mittlerweile stellt der Verein Honig aus eigenen Bienenstöcken her), eine intensive Jugendarbeit (darunter eine Kooperation mit einer ansässigen Grundschule) Ausbildungsmöglichkeiten und flexible Mitgliedschaftsmodelle. Die schöne, naturnahe Aussicht gibt es für die Golfer natürlich gratis dazu.