Kann die Naturbühne nach Hochwasser gerettet werden? Ratinger gibt Hinweis auf alte Pumpenanlage
Ratingen · Nachdem Theaterconcept wegen der Überschwemmung an der Naturbühne die Saison absagen musste, gibt ein Ratinger einen entscheidenden Tipp.
Die Ankündigung von Theaterconcept, die bevorstehende Spielzeit an der Naturbühne absagen zu müssen, weil das komplette Gelände unter Wasser steht, löste in den sozialen Medien eine Welle der Anteilnahme aus. Der Ratinger Bernd Borutta jedoch erinnerte sich an seine Kindheitstage und konnte der Stadt Ratingen einen entscheidenden Tipp geben, der vielleicht eine Entwässerung des Geländes möglich macht.
Borutta ist heute 80 Jahre alt, hat seine Kindheit aber in guter Erinnerung. Als Stöppke streifte er mit seinen Freunden durch die Wälder und tat, was kleine Jungen eben so tun – sie genossen ihre freie Zeit in der Natur, bauten Buden oder legten Teiche an. Und eben dieser Teich neben der Straße Baulof, in dem die jungen Burschen eigentlich Fische fangen wollten könnte jetzt die Rettung für die Naturbühne bedeuten.
„Der Bach, der unseren Teich speiste, fiel im Sommer regelmäßig trocken“, erinnert sich Borutta. Das war nun gar nicht im Sinne der Jungen. Rettung für die anzusiedelnde Fischpopulation gab es direkt auf der anderen Straßenseite. „Dort kam ein Rohr aus dem Boden, aus dem bisweilen das Wasser nur so sprudelte“, erzählt Borutta. Mit Eimern wurde es aufgefangen und in den Teich befördert.
Nun floss das Wasser keineswegs von allein durch das Rohr. Auch daran erinnert sich der Ratinger: „Vor der Tribüne der Naturbühne befand sich eine Pumpe, die das Wasser bei hohen Füllständen abpumpte“, weiß Borutta. Schon einmal habe es eine dramatische Überflutung des Geländes gegeben. Damals hätten die Stadtherren die Notwendigkeit einer Pumpstation erkannt. Das sei vor etwa 40 oder 50 Jahren gewesen. Seitdem ist die Pumpe allerdings völlig in Vergessenheit geraten. Bis Donnerstag.
Borutta rief die Stadt Ratingen an und teilte sein Wissen mit. Werner Kuth, Abteilungsleiter Technischer Service bei den Kommunalen Diensten, schickte umgehend einen Trupp los, um sich die Gegebenheiten anzusehen. Tatsächlich fanden die Mitarbeiter sowohl die Pumpe als auch ein Rohr, das offensichtlich als Ablauf aus dem Teich der Naturbühne dient.
„Wir versuchen jetzt, das Rohr frei zu spülen“, so Kuth. Am Donnerstag musste das Team wieder abziehen, nachdem es sich durch 135 Meter Rohr gekämpft hatte. Dann stieß das Team auf Widerstand. Also rückte am Freitagmorgen erneut ein Trupp an, diesmal mit einem längeren Schlauch und mehr Wasserdruck. Und siehe da – der Versuch glückte. Ein Pfropfen aus Jahrzehntealtem (übrigens wenig wohlriechendem) Dreck konnte aus dem etwa oberarmdicken Rohr befreit werden. „Wir gehen davon aus, dass es jetzt frei ist“, so Kuth.
Ein deutlich größeres Problem stellt die Pumpe dar. Sie schlummert vergessen in einem Schacht unter dem Toilettengebäude. Mitarbeiter der Kommunalen Dienste, durchaus vertraut mit der Instandhaltung von Wasserpumpen, konnten sich beim Anblick des museumsreifen Stücks nur die Augen reiben.
Der Standort ist zwar dank Bernd Borutta jetzt bekannt – in Gang bringen lässt sich das alte Schätzchen jedoch nicht mehr; es hat sich vollkommen festgefressen. Einzige Chance: eine neue Pumpe. Jetzt ist das Gebäudemanagement am Zug.
Alles in allem eine kluge Konstruktion findet Kuth. Wasser läuft vom Blauen See in den Teich vor der Naturbühne und wird, sobald der Pegel zu hoch ist, von dort in die Anger gepumpt. Leider gab es keine Aufzeichnungen, Pläne oder Dokumente. Und so wurde die Anlage nicht gewartet und geriet in Vergessenheit.
Ein Funken Hoffnung keimt beim Theaterensemble auf. Susan Mackenthun, die den Kiosk an der Naturbühne betreibt, beobachtet die Arbeiten. Vorsichtshalbe habe sie Kühltruhen und elektrische Geräte abholen lassen als das Wasser stieg. Welche Schäden das Gebäude davontragen wird, ist noch nicht abzusehen. Sie rechnet immer noch damit, dass die Saison ins Wasser fällt. „Der Boden ist so nass, dass nichts gebaut werden kann“, sagt sie und trägt sich mit dem Gedanken, für diesen Sommer einen Job zu suchen, zum sich über Wasser zu halten. Trotzdem ist sie optimistisch: „Auch wenn es in diesem Jahr mit der Spielzeit nicht mehr klappt, würde eine neue Pumpe uns für die kommenden Jahre Sicherheit verschaffen.“
Dass selbst bei einem raschen Einbau einer Pumpe das Wasser schnell abfließen kann, glaubt auch Kuth nicht. Der Rohrdurchmesser sei viel zu klein, die Wassermenge zu groß. Es werde vermutlich Wochen dauern, bis Normalstand erreicht sei. Das gesamte Konstrukt sei sehr komplex. So müsse der Wasserstand des Blauen Sees und des Teiches stets exakt austariert werden. Da beide Gewässer miteinander verbunden sind, würde bei fallenden Wasserstand des Teiches sofort wieder Wasser aus dem Blauen See nachströmen. Borutta jedenfalls drückt die Daumen, dass sich eine Lösung findet, nicht zuletzt, um Kindheitserinnerungen wach zu halten.