50 Jahre Maximilian-Kolbe-Platz Zwei Kirchen – eine Heimat
Ratingen · Das ist selten: 1974 wurden zeitgleich am Maximilian-Kolbe-Platz in West zwei Kirchen in Dienst genommen. Sie füllen bis heute Ökumene mit Leben.
Mitten auf der grünen Wiese entstand in den 60er-Jahren ein komplett neuer Stadtteil – Ratingen West und bot Tausenden von Bürgern eine neue Heimat. Bis heute ist West mit rund 19 000 Einwohnern der größte Stadtteil Ratingens. Es dauerte nicht lange, da war klar: Auch die Christen brauchen eine zentrale Anlaufstelle. Also wagten die Ratinger ein außergewöhnliches Projekt. Der Maximilian-Kolbe-Platz wurde das Zentrum christlichen Lebens im Stadtteil.
Parallel wurden die evangelische Versöhnungskirche und die katholische Heilig-Geist-Kirche gebaut und am gleichen Tag eingeweiht. Bis heute wird dort Ökumene gelebt und zum 50-jährigen Bestehen des Maximilian-Kolbe-Platzes natürlich auch gemeinsam gefeiert. Obwohl der Geburtstag der Kirchen sich eigentlich erst am 10. November jährt, sind das ganze Jahr über Veranstaltungen geplant. Wegbereiter dieser ungewöhnlichen Konstellation waren seinerzeit die beiden Pfarrer Karl Napp (katholisch) und Dieter Bruch (evangelisch). Sie machten sich für ein Kirchenzentrum mit Kindergarten, Jugendheim, Bücherei, Pfarrsaal, Dienstwohnungen und Gotteshaus im damals neuen Stadtteil stark; entgegen der ursprünglichen Planungen, eine evangelische und eine katholische Kirche an entgegengesetzten Enden des Stadtteils zu bauen. Am Maximilian-Kolbe-Platz suchten sie Gemeinsamkeiten, auch mit anderen Religionsgemeinschaften, bewahrten aber auch das eigene Profil.
Kirche wurde 1971
vorübergehend geschlossen
Aus den Anfangsjahren sind abenteuerliche Geschichten überliefert. So soll Dieter Bruch in Ermangelung eines festen Gotteshauses sein Auto zur rollenden Anlaufstelle gemacht haben und auf diese Weise die Kirche zu den Menschen gebracht haben. Gottesdienste fanden damals in der Erich-Kästner-Schule statt. Die katholische Kirche St. Josef war in die Jahre gekommen und musste 1971 vorübergehend geschlossen werden. Als das neue Kirchenzentrum endlich mit Leben gefüllt werden konnte, atmeten beide Pfarrer auf. Endlich konnten sie Finanzierungs- und Baupläne zu den Akten legen und sich ganz um ihre priesterliche Tätigkeit kümmern. „Wir haben eine neue Heimat gefunden und wissen nun, wo wir unser Leben entfalten können.“ So schrieben damals Bruch und Napp in einem gemeinsamen Geleitwort zur Öffnung beider Kirchen. Auch architektonisch spricht das Kirchenzentrum eine eigene Sprache. In der Tradition des Bauhaus zeichneten die Architekten Kurt Schweflinghaus und Konrad Beckmann eine Vision eines Ortes, an dem Menschen aller Gesellschaftsschichten und Religionsgemeinschaften zueinanderfinden. Die Versöhnungskirche ist ein moderner Flachbau, während die Heilig-Geist-Kirche an ein Schiff erinnert.
50 bewegte Jahre werden ab Januar mit vielen Veranstaltungen gewürdigt. Los geht es am Sonntag, 14. Januar, ab 17 Uhr mit einem Neujahrsempfang der Gemeinde Heilig Geist in St. Marien Tiefenbroich. Unter dem Motto „Lecker Töne“ geht es am Samstag, 20. Januar, ab 19 Uhr in der Versöhnungskirche weiter. Dann können Besucher Brasilien mit allen Sinnen erleben. Am 3. Februar ab 19.11 Uhr steht in St. Marien der Pfarrkarneval auf dem Programm. Am 14. Februar beginnt mit Gottesdiensten in allen Kirchen die Fastenzeit. In den folgenden Wochen präsentieren Künstler ihre Werke in der Versöhnungskirche. Dort findet am 1. März ab 18 Uhr der Weltgebetstag statt. Ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Maximilian-Kolbe-Platz ist am 19. Mai ab 10 Uhr geplant. Vom 14. bis 16. Juni laden beide Kirchen zum ökumenischen Gemeindefest ein. Am 29. September wird gemeinsam das Erntedankfest gefeiert. Am 9. November erinnern Versöhnungskirche und Heilig-Geist-Kirche in einem Festgottesdienst an die Kirchweihe beider Gotteshäuser. Ganz im Sinne der gelebten Ökumene klingt der Abend und damit auch das 50. Jubiläumsjahr des Kirchenzentrums mit einem Abend der Begegnung aus.