Die Wallhöfe in Ratingen Insolvenz soll im Hauptausschuss diskutiert werden

Ratingen · Während Fraktionen und Verwaltung schweigen, beschäftigt die Tecklenburg-Pleite die Bürger.

(abin) Die Nachricht der Zahlungsunfähigkeit der Firma Tecklenburg, dem Projektentwickler der Wallhöfe, kam am Mittwochmorgen überraschend. Während sich Fraktion und Verwaltung, die monatelang im Rat um das Projekt stritten, bedeckt halten, wird das Thema in den sozialen Medien diskutiert.

„Durch Fehlplanung ist es dauerhaft notwendig, Grundwasser an den Wallhöfen abzupumpen. Ansonsten dringt Wasser in das Gebäude ein. Welcher Investor würde so eine Bruchbude kaufen?“, fragt ein Zeitungsleser. „Am Ende hat die Stadt Ratingen einen teuren Scherbenhaufen, muss für die Wallhöfe noch auf Kosten der Steuerzahler Parkplätze bauen“, ärgert sich ein anderer.

Nicht nur die Optik des Komplexes stand lange in der Kritik, sondern auch die Mieten. So sind zum Beispiel in einem noch freien Objekt für 89 Quadratmeter knapp 1400 Euro Kaltmiete fällig. Da kommt immer wieder die Frage auf „warum werden solche Objekte überhaupt gebaut, wenn doch dringend bezahlbarer Wohnraum fehlt?“ Das Mitgefühl vieler Social-Media-Nutzer gilt den Handwerkern, die an der Fertigstellung der Wallhöfe beteiligt waren und Mitarbeitern der Firma Tecklenburg.

Ordentlich Kritik muss die Ratinger CDU einstecken, die erst kurz vor der Insolvenz in ihrem „Ratinger Spiegel“ titelte: „Wallhöfe: Ein Glücksfall für Ratingen.“ „Hier wird über ein Projekt gelobhudelt, das in seiner Brutalarchitektur mit unbezahlbarem Wohnraum, daher immer noch unvermieteten Wohnungen und leer stehenden Gewerbeflächen einen neuen Schandfleck für die Innenstadt darstellt“, so ein Leser. Der Ratinger Manfred Evers hofft auf einen positiven Nebeneffekt: „Vielleicht wird die mehr als überflüssige Tiefgarage am Beamtengässchen nicht gebaut.“

Die Frage, wie es mit dem Projekt Wallhöfe nun weitergeht, möchte die Bürger Union im nächsten Haupt- und Finanzausschuss am 30. Januar auf den Tisch bringen. In einem Antrag fordert die BU die Verwaltung auf, die Folgen des Insolvenzverfahrens dazulegen. Aber im nicht-öffentlichen Teil.

Die Partei hat bereits einen Vorschlag: Die Stadt möge das Bauprojekt Wallhöfe für den symbolischen Betrag von einem Euro vom Insolvenzverwalter erwerben. „Wir dürfen als Stadt nun die Hände nicht verzagt in den Schoß legen, sondern müssen gemeinsam Sorge dafür tragen, dass die Wallhöfe doch noch ein voller Erfolg werden“, so der Fraktionsvorsitzende Tobias Hekermann. Fraktionsvize Mario De Falco ergänzt: „Das Projekt ist dann in eine Wohnungsbaugenossenschaft zu überführen, um den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt gerade im unteren Preissegment, nachhaltig zu entlasten.“

(abin )