Aus der Not eine Tugend gemacht Schullandheim wird saniert

Ratingen. · Seit 60 Jahren betreibt die Stadt das Haus in der Eifel nahe Gerolstein. Coronabedingt blieben die Gäste in diesem Jahr aus. Der Trägerverein nutzte die Zeit für umfangreiche Sanierungsarbeiten.

Nach der Renovierung erstrahlt der Speisesaal in neuem Glanz.

Foto: Neuwald

Der Begriff Schullandheim ist auf den ersten Blick nicht besonders prickelnd, tönt eher nach Hagebuttentee und frühem Licht-Löschen. Vermutlich, weil „Heim“ an Kinderheim erinnert. Aber auch hier ist es wie an vielen anderen Stellen: Es kommt darauf an, was die Pädagogen daraus machen, wenn sie mit den Anbefohlenen einen Aufenthalt buchen. Wenn sie zum Beispiel in die Eifel fahren, wo seit 60 Jahren das Ratinger Schullandheim Müllenborn in der Nähe von Gerolstein steht. Hier ist alles für unterhaltsames Tun vorbereitet. Anfänglich war es für das innerstädtische Ratinger Gymnasium errichtet worden, später wurde es dann auch für weitere Ratinger Schulen geöffnet. Inzwischen fühlen sich auch Gruppen hier wohl, die von außerhalb anreisen.

Ein Angebot für
Klassen aller Schulformen

Der Aufenthalt in einem Schullandheim ist ein Angebot für Klassen aller Schulformen und aller Altersstufen. Darüber hinaus stehen Schullandheime auch allen anderen schulischen Gruppen, wie Schülervertretungen, Kursen und Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung. Lernen und Leben sollen hier ohne organisatorische Zwänge einer Schule als Einheit erlebt werden und insgesamt belebend auf die sozialen Bedingungen und das Lernklima in den Klassen wirken. Schullandheime finden sich häufig in naturnaher Umgebung, haben jedoch – durch Lage und Ausstattung bedingt – unterschiedliche Profile. Wer in einem solchen Haus eine gemeinsame Zeit von Lehrern und Schülern verbringt, hat mehr Zeit für Gespräche. Auf jeden Fall können durch Gruppensituationen, Erlebnisse und soziale Dienste Neues und Ungewohntes erfahren werden. Man kann Stärken und Schwächen anderer kennenlernen. Dabei ist vielleicht ein besseres Verhältnis untereinander ein Ziel.

Außerdem bietet sich die Möglichkeit, die Region zu erkunden, die Heimat des Gerolsteiner Sprudels im Herzen der Eifel. Es gibt die Wildnisschule „eifel-scout“ und man kann Schutzhütten bauen, mit Glut Holzschalen brennen, Feuer machen. Ein Förster erklärt Tiere und Pflanzen, andere Fachleute teilen in der Imkerei in Müllenborn alles mit, was sie über Bienen wissen. In der historischen Wassermühle Birgel geht es ums Öl-Pressen, werden Brot gebacken, Senf hergestellt, Getreide gemahlen. An anderer Stelle locken archäologische Ausgrabungen, römische Spiele, Esel-Wanderungen. Und das ist nur ein Teil des möglichen Programms.

Die letzte größere Renovierung hat im September/Oktober 2020 stattgefunden. Waschräume, Lehrerzimmer, Aufenthaltsraum und Speisesaal sind nun auf dem letzten Stand. Bei dieser Renovierung wurde ein fünfstelliger Betrag aus zweckgebundenen Geldern und Spenden verbaut. Es war die erste größere Maßnahme nach Fertigstellung des Hauses vor 60 Jahren. Durchschnittlich kostet eine Übernachtung 32 Euro; dafür gibt es auch noch Frühstück, Mittagessen (oder ein Lunchpaket bei Tagesausflügen) und Abendessen sowie ein Bettwäschepaket. Das Haus ist auch für Erwachsene geeignet und wird zum Beispiel an Wochenenden von Familien, Chören, Sportvereinen oder der Feuerwehr gerne gebucht. Kurzfristig angemeldete Tagesseminare sind, wenn Platz vorhanden, ebenfalls möglich. Die Nutzung von Mobiltelefonen ist grundsätzlich möglich, auch WLAN ist vorhanden. Fernsehen, Beamer, ausreichend Steckdosen sowie USB-Ladesteckdosen, eine optimale LED-Beleuchtung stehen nach Renovierung zur Verfügung. Die Art der Nutzung wird von den Gruppen selbst geregelt.

Jährlich fahren mehr als 1,2 Millionen Schüler während der Schul- und Unterrichtszeit in Schullandheime. Diese Aufenthalte sind eine besondere Form mehrtägiger Klassenfahrten, gehören zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule und sind heutzutage sicher etwas ganz anderes als althergebrachte Heime.