Ratingen Grundschülern fehlt die Fitness

Ratingen. · Viele Kinder in Ratingen schnitten in einem Test deutlich unter dem Durchschnitt ab.

Ein Hockeytrainer berichtet, dass er Schülern die Rolle vorwärts beibringen musste.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ratinger Schüler, die Sport in einem Verein treiben, sind fitter als andere. Das zeigt das Ratinger Sportförder- und Bewegungsmodell „Jump“, das jetzt ausgewertet wurde. Insgesamt gibt es eine leichte Verschlechterung zu den Vorjahren.

Seit 2008 führt die Stadt Fitnesstests mit der Bergischen Universität Wuppertal, unter Leitung von Prof. Theodor Stemper, mit den Zweitklässlern aller 15 Grundschulen durch. Erhoben werden Schnelligkeit, Koordination, Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Anthropometrie (Lehre von den Maßen des menschlichen Körpers).

Ein Vergleich der Ergebnisse aus den Jahren 2016 und 2018 zeigt, dass die Ratinger Zweitklässler knapp unter der Norm liegen. Im Jahr 2018 liegt das Gesamtergebnis bei 44,7 Prozent, die Norm liegt bei 50. Zwei Jahre zuvor lag der Schnitt noch bei 48,7 Prozent. Die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind dabei meist nicht signifikant.

„Wir versuchen, diesen Trend zu stoppen und dem mit Maßnahmen entgegenzuwirken“, sagt Sabine Richter vom Amt für Schulverwaltung und Sport. Denn nach Auswertung der Daten erhalten alle Kinder eine persönliche Empfehlung und Beratung zu ihren allgemeinen motorischen Leitungsfähigkeiten. So wurde 17,8 Prozent der Zweitklässler empfohlen, sich sportlich mehr zu betätigen. Ergänzend zu den schon existierenden Bewegungsprogrammen an den Schulen werden bedarfsgerechte Sportförder- und Fitnessangebote sowie Ernährungsberatungen angeboten.

Zum Teil gibt es deutlich sichtbare Unterschiede zwischen den teilnehmenden Ratinger Schulen, die in der Auswertung anonymisiert werden. Nur drei Grundschulen liegen über der Norm von 50 Prozent. Zwei Schulen liegen mit 23 sowie 31 Prozent deutlich unter diesem Wert. Warum es zum Teil so deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen gibt, macht die Auswertung nicht deutlich.

Weit mehr Jungen als Mädchen treiben in einem Verein Sport

Was das Testverfahren allerdings zeigt: Die motorische Gesamtleistung von Kindern, die in einem Sportverein sind, ist besser als die der Kinder, die keinen Vereinssport treiben. Letztere liegen mit 32 Prozent deutlich unter der Norm. Auffällig ist, dass unter den Kindern, die angaben, in einem Sportverein zu sein, mehr Jungen (69,1 Prozent) als Mädchen (55,7 Prozent) sind. Besonders aktiv sind die Jungen in den Sportarten Fußball 37 Prozent, Schwimmen (17,2 Prozent), Tennis (5,7 Prozent) und Handball (5,2 Prozent). Mädchen sind dagegen im Schwimmen (23,3 Prozent), Tanzen (18 Prozent) und Turnen (17,4 Prozent) aktiv.

Auch die Sportvereine stellen fest, dass die motorische Gesamtleistung der Kinder im Allgemeinen absinkt. „Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Hockeytrainer beibringen musste, wie eine Rolle vorwärts geht“, sagt Ralf Kastner, Teamleiter Wettkampfsport beim TV Ratingen. Denn gewisse motorische Fähigkeiten seien für bestimmte Bewegungsabläufe wichtig. Beim Handball wird als Aufwärmübung beispielsweise „Hase und Jäger“ gespielt, um die räumliche Wahrnehmung zu schulen. Für die Entwicklung eines Kindes sei frühe Bewegung daher enorm wichtig.

„Wir freuen uns über jedes Kind, das zum TV Ratingen kommt“, sagt Kastner. „Für Bewegung ist es nie zu spät.“

(isf)