Ratinger werden zu Stadtgärtnern
Das „Urban Gardening“ soll auch in Ratingen eingeführt werden. Morgen startet eine Online-Umfrage.
Ratingen. In New York soll es Hunderte von selbst angelegten Gärten auf kommunalem Grund geben, in denen Tausende von „Gärtnern“ hacken, jäten und pflegen. Und nicht wirklich weit von uns, in Düsseldorf, liegen die Anhänger von „Düsselgrün“ und „Ackerhelden“ im Staub, um ihm zarte Pflanzen für den späteren Genuss zu entlocken. Die Stadt Andernach erarbeitete sich bereits den Beinamen „die essbare“ und wurde preisgekrönt für Idee und Ausführung.
Warum also sollte das so genannte Urban Gardening, das Gärtnern in der Stadt, nicht auch in Ratingen funktionieren? Die Grünen im Stadtrat hatten mit einem Antrag das Thema auf den Tisch gebracht — nun soll der Bedarf mit einer Online-Umfrage ermittelt werden, die ab Freitag, 8. Januar, auf der Website der Stadt freigeschaltet wird.
Einen ersten Versuch zum wilden Grün hatte die Stadt im vergangenen Jahr gemacht, als sie an der Wallstraße Wildblumen aussäte und sie sich selbst überließ. Dieser Standort, rund 1000 Quadratmeter groß, wurde auch für das kommende Projekt ausgeguckt. Ein weiteres Gelände könnte in Lintorf an der Fritz-Windisch-Straße beackert werden.
Grundsätzlich läuft das alles unter dem Begriff ökologische Stadtentwicklung. Angelika Genieser: „Gesucht werden Menschen und Kooperationspartner, die ein Urban Gardening Projekt eigenverantwortlich organisieren möchten. Die Stadt stellt geeignete Flächen einschließlich Erschließung zur Verfügung. Das Amt Kommunale Dienste unterstützt und begleitet den Prozess in der Anfangsphase. Je nach Umfrageergebnis wird die weitere Vorgehensweise durch den Rat beschlossen“.
Die Bürger werden befragt, ob sie lieber Baumscheiben oder andere kleine Flächen im Straßenraum in Ordnung halten möchten, ob sie am liebsten in einen Kleingarten als Co-Gärtner einsteigen möchten oder ob ihnen eine veritable Parzelle auf einem Acker vorschwebt, ob sie sich oder am liebsten Kinderspielplätze oder anderes Erholungsgebiet umbauen möchten, sich Kübel mit essbaren Pflanzen im Stadtgebiet wünschen.
In anderen Städten ist es meist so, dass das angebaute Grün der gesamten Bevölkerung, zur Verfügung steht — und nicht nur den Bürgern, die sich die Finger dreckig gemacht haben. Also kann man sich ohne großen Einsatz beim abendlichen Heimweg schon mal ein Bündchen Petersilie abschneiden, obgleich man keine Aktien in seinem Entstehen hat. In anderen Städten mit Urban Gardening habe dass, so Genieser, keinesfalls zu Mord und Totschlag geführt. Man konnte sich immer arrangieren.
Es wird auch nachgefragt, ob die Teilnehmer einen gärtnerischen Beifang erwünschten — zum Beispiel über gesunde Ernährung, Gentechnik oder Umweltbildung aufgeklärt werden möchten, ob sie Spaß an einer Tauschbörse haben, mit Menschen zusammenarbeiten möchten, die sie bislang nicht kannten — wie Kindergarten-Kindern, Migranten, Jungen und Mädchen aus einem Jugendzentrum, mit Vereinen. Das Ei des Kolumbus steht schon auf der Spitze, Mangold und Tomaten sind andernorts bereits auf kommunaler Scholle gewachsen.