SPD will Wohnraum an Talstraße

Wohnungen oder Sport? Die Zukunft des ehemaligen Sportplatzes ist ein Streitthema zwischen Union/BU und SPD.

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Ratingen. Ein heiß diskutiertes Thema wird jetzt politisch beraten: Es geht um die Gestaltung der Fläche des bisherigen Sportplatzes an der Talstraße/An der Lilie. Rückblick: Die SPD-Fraktion unterstützte von Anfang an die Pläne der Verwaltung, auf einer Teilfläche des nicht mehr benötigten Sportplatzes Talstraße bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dagegen habe sich sehr polemischer Widerspruch einiger weniger Anwohner erhoben, die sich gegen eine Änderung der bestehenden Zustände aussprachen, kritisierte Fraktionschef Christian Wiglow. Hierbei sei es weniger um den Erhalt einer nicht genutzten Sportstätte als eher darum gegangen, preiswerten Wohnungsbau in der eigenen Nachbarschaft zu verhindern. Dies sei bei der Bürgerversammlung deutlich geworden, so der Politiker.

Ärgerlich sei es, dass die CDU eine Kehrtwende gemacht und dies unter dem Leitmotto „Wichtig ist uns dabei, dass wir die Wünsche der Anwohner berücksichtigen“ versteckt habe. Wiglow: „Hatte die CDU bisher noch mitgestimmt, dass die nicht mehr für den Schulsport benötigten Flächen im Sinne des Ratsbeschlusses zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums weiter entwickelt werden sollen, will sie jetzt davon nichts mehr wissen.“ Mit dieser Kehrtwende verabschiede sich die CDU vollends von einer verantwortlichen und dem Gemeinwohl verpflichteten Politik und schwenke in trautem Einvernehmen mit der BU in Richtung rücksichtslose Klientelpolitik um, so Wiglow.

Die klaren Worte des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki müssen laut Wiglow für die CDU wie eine schallende Ohrfeige klingen. Kölns Erzbischof Woelki hatte am 1. Weihnachtstag 2017 bezahlbaren Wohnraum für alle gefordert. Und nicht nur das — mit scharfen Worten kritisierte er in seiner Predigt Investoren. „Wohnungen sind nicht selten ausschließlich Renditeobjekte, weshalb preiswerter, bezahlbarer Wohnraum fehlt. Mit solchem Wohnraum kann man nämlich nicht so viel verdienen! Das ist zynisch, im Letzten sogar menschenverachtend“, geißelte der Kardinal. „Mehr und mehr Menschen können sich Wohnen in unserem an sich wohlhabenden Land deshalb nicht mehr leisten.“

Rainer Maria Woelki, Kölner Erzbischof

Wie solle eine Stadt funktionieren, wenn sich Durchschnittsverdiener Wohnen nicht leisten können, fragt Woelki. „Wohnen ist ein Menschenrecht“, betonte er.

Der gemeinsame Antrag steht jedenfalls: Die BU und die CDU wollen das Gelände an der Talstraße/An der Lilie teilweise für den Sport und teilweise für Wohnen zur Verfügung stellen — in erster Linie für junge Familien.

Seit Jahren ist laut Wiglow bekannt, dass es in Ratingen viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Der Bestand an Sozialwohnungen ist von 1990 mit noch 6.798 auf nur noch 2.627 im Jahre 2014 bereits um über 60 Prozent zurückgegangen. Bis 2026 wird der Bestand um weitere 15 Prozent zurückgehen auf dann nur noch 2.225 Sozialwohnungen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, ohne dass es eine nennenswerte Bautätigkeit für bezahlbaren Wohnraum gäbe. „Wir müssen in Ratingen endlich zu Ergebnissen kommen und mit den ersten Projekten anfangen“, meinte Wiglow, „und damit wollten wir hier an der Lilie einen Anfang machen.“