Spielparadies droht das Aus
Den Betreibern fehlt Geld zur Nachfinanzierung. Geldinstitut will keinen Kredit geben.
Ratingen. Diego liebt das Bällebad im Okidoki. „Das ist super“, sagt der Dreijährige und zeigt immer wieder auf das Becken mit den Plastikbällen. Vater Marcel Dietz lacht. „Er kann einfach nicht genug kriegen“, sagt er. Mit seinem Sohn kommt Dietz regelmäßig in das Spielparadies an der Gothaer Straße. „Das ist toll, dass wir hier die Möglichkeit haben, mit unseren Kindern herzukommen. Denn die Spielplätze im Stadtteil sind meistens verkommen.“
Doch ob Diego noch lange das Okidokiland besuchen kann, ist ungewiss. Dem Indoor-Spielplatz droht das Aus. Und die Eltern laufen Sturm im Stadtteil West. Wie zum Beispiel Anja Yayla, die jede Woche einmal mit Sohn Kenan ins Okidoki-Land kommt. „Das wäre schon ein Verlust für uns Eltern“, sagt sie. „Hier gibt es ja sonst keine Angebote für Kinder“, sagt sie. „Und ich finde das toll hier, weil ich einfach wenig Sorge haben muss, wenn Kenan hier spielt.“
Wie lange der Indoor-Spielplatz noch geöffnet hat, kann Betreiber Jürgen Scholzen nicht genau sagen: 140 000 Euro fehlen ihm, damit das Okidoki-Land in West eine Zukunft hat. Das Spieleparadies existiert seit März. Eigentlich wollten Jürgen und Dagmar Scholzen bereits im vergangenen Herbst eröffnen. „Doch es hat sich alles verzögert, unter anderem wegen der Ausbauarbeiten der Halle“, sagt Scholzen. Durch die verspätete Eröffnung seien die Einnahmen aus dem Winter verloren gegangen — die Hauptumsatzzeit eines Indoorspielplatzes. Zudem sei der Ausbau der Halle teurer geworden als ursprünglich geplant. Eigentlich sollte alles rund 560 000 Euro kosten. „Das war vor fünf Jahren der Kostenrahmen, als wir das Konzept zur Existenzgründung bei IHK und Sparkasse einreichten“, sagt Scholzen. Während der Bauphase stellte sich heraus, dass der Brandschutz aufwendiger ausfällt und die lange Planung der Architekten zusätzlich die Kosten erhöht habe. „Jetzt fehlen 140 000 Euro zur Nachfinanzierung.“
Bankberater soll die Wirtschaftlichkeit bestätigt haben Kreditgeber der Scholzens war die Sparkasse. Die will ihnen aber das Geld nicht geben, sagen die Scholzens — obwohl ein Berater des Geldinstituts die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens vor Ort im Gespräch bestätigt hat. „Doch der Mitarbeiter ist nicht mehr da. Und jetzt heißt es, unser Indoor-Angebot sei nicht wirtschaftlich“, sagt Scholzen.
„Das konnte es aber ja auch noch nicht, weil uns ja der erste Winter und diese wichtigen Einnahmen fehlen.“ Er ist sicher, dass die Gästezahlen ab Herbst steigen werden. „Wenn uns niemand das restliche Geld leiht, müssen wir noch vor dem Winter schließen“, sagt Scholzen. „Ich habe schon zu viele Vollstreckungsbescheide auf dem Schreibtisch.“ Sparkassenvorstand Jörg Buschmann möchte sich nicht zu dem Fall äußern — „wegen des Bankgeheimnisses.“ Grundsätzlich würde die Sparkasse bei Finanzierungen ein Vorhaben länger begleiten und beobachten, ob es sich wirtschaftlich trägt.