Stadt braucht mehr Bauland

Aktuelle Prognosen sehen Bevölkerungsschwund und Überalterung auch in Ratingen. Die Stadt muss gezielt dagegen steuern.

Ratingen. Ratingen wird hinsichtlich der demografischen Entwicklung keine Insel der Glückseligen bleiben, sondern wie viele Kommunen landauf, landab mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur klarkommen müssen — auch wenn die Auswirkungen nicht so drastisch ausfallen werden, wie in anderen Städten des Kreises. Das geht aus den aktuellen Zahlen und Prognosen der Bertelsmann-Stiftung hervor, die jetzt veröffentlicht wurden.

Vor einigen Jahren noch hatte es den Anschein, als würde Ratingen mit den Schlagworten Überalterung und Einwohnerschwund auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wenig zu schaffen haben. Das legten zumindest die Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) nahe.

Die Ergebnisse der Bertelsmann-Stiftung zeigen indes eine weniger rosige Entwicklung auf: Bis zum Jahre 2030 wird die Einwohnerzahl um 7,3 Prozent zurückgehen — von derzeit rund 91 000 auf dann 85 000. Zugleich steigt das Durchschnittsalter von jetzt 44,9 auf 48,5 Jahre. Auch der Anteil älterer und alter Menschen nimmt deutlich zu: Zurzeit ist jeder nur 20. Einwohner über 80 Jahre alt, im Jahre 2030 wird es jeder zehnte sein.

Erhard Raßloff, Leiter des städtischen Wohnungs- und Sozialamtes, kennt ähnliche Zahlen: Im Jahr 2000 war jeder vierte Ratinger 60 Jahre und älter, in diesem Jahr werde es fast jeder dritte Einwohner in dieser Altersgruppe sein.

Vera Segreff, Statistikexpertin der Stadt, ist von den Bertelsmann-Zahlen nicht überrascht: „Wir sehen unsere eigenen Prognosen bestätigt. Die Zahlen des Landesamtes waren meistens viel zu optimistisch.“

Wenn die Stadt nicht energisch und gezielt gegensteuert, werde es auch in Ratingen zu Überalterung und Bevölkerungsschwund kommen. Dem Gegensteuern sind allerdings Grenzen gesetzt. Segreff: „Wir brauchen mehr Zuzüge — vor allem junger Leute und Familien —, haben aber kaum noch Bauland.“ Das Neubaugebiet Felderhof könnte noch einen Schub bringen, ist aber noch in weiter Ferne.

Deshalb sei es auch wichtig, über neue Modelle wie etwa das Mehrgenerationen-Wohnen nachzudenken. Auch den besonderen Bedürfnissen und Ansprüchen der immer älter werdenden Bevölkerung müsse Rechnung getragen werden.

Dass in einigen Jahren mangels Nachwuchs reihenweise Schulen aufgegeben und Kindergärten geschlossen werden müssen, sieht Segreff allerdings nicht. Die Bedarfe seien auch in Zukunft vorhanden. Allerdings sollte jetzt bei der Planung und Gestaltung neuer Kindergärten auch berücksichtigt werden, ob und wie die Gebäude auch anders, eben multifunktionell genutzt werden könnten.