Handball Waldsporthalle statt EM-Spiel
Ratingen. · Filip Lazarov spielt nicht bei der Handball-EM für Nordmazedonien, sondern für die SG Ratingen in der Regionalliga in Korschenbroich.
Am gestrigen Freitagabend startete die Nationalmannschaft Nordmazedoniens gegen die Ukraine (Ergebnis stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest) in die Handball-Europameisterschaft. Im ursprünglichen Kader der Mazedonier stand noch ein Spieler des Regionalligisten SG Ratingen: Filip Lazarov, Bruder des Weltklasse-Linkshänders Kiril Lazarov, der immer noch die Rekorde hält, sowohl bei einer EM als auch bei einer Weltmeisterschaft die meisten Tore in einem Turnier geworfen zu haben.
Bruder Kiril Lazarov hält
noch immer die Rekorde
Der 39-Jährige ist auch Kapitän seines Heimatlandes, er wird aber bei dieser EM auf seinen fünf Jahre jüngeren Bruder verzichten müssen. Der neue Nationaltrainer Danilo Brestovac hatte Filip Lazarov – so ist zu hören – ursprünglich auch hauptsächlich nur nominiert, um seinen Kapitän milde zu stimmen, deswegen war der Ratinger auch im Vorjahr bei einem Lehrgang der Mazedonier dabei. Von dort kehrte er mit muskulären Problemen zurück, die ihn bis in die aktuelle Regionalliga-Saison begleiteten. Und in der hat der Rückraumspieler wohl auch deshalb bislang nicht nachweisen können, dass er derzeit EM-tauglich ist.
So war Filip Lazarov weder am Freitagabend in der Wiener Stadthalle beim Spiel gegen die Ukraine noch überhaupt bei seiner Nationalmannschaft –, sondern tritt mit der SG in der Waldsporthalle Korschenbroich an. Die Partie beim dortigen TVK ist mindestens richtungsweisend für beide Teams, für die Ratinger könnte es bei einer Niederlage schon vor dem Ende der Hinrunde vorbei sein mit dem angestrebten Aufstieg in die Dritte Liga. Immerhin haben sie bereits neun Minuspunkte gesammelt und stehen wegen eines schwachen Saisonstarts daher auch nur auf Rang fünf. Der TVK wiederum hat bislang eine starke Serie gespielt und ist mit 16:6 Punkten Tabellenzweiter. Das heißt aber auch: Gewinnt die SG am Samstag (Anwurf 19.30 Uhr), kommt sie bis auf einen Minuspunkt an den Gastgeber heran, und da Spitzenreiter TuS Opladen (18:4 Punkte) beim Tabellenvierten TSV Bonn (14:8) antritt, kann es noch einmal richtig eng im oberen Tabellenbereich werden. Ratingens Trainer Ace Jonovski sagt: „Wir wissen, wie wichtig dieses Spiel ist. Es ist irgendwie die letzte Chance für uns. Aber wir haben auch vor dem Spiel in Opladen gesagt, dass das unsere letzte Chance wäre, und jetzt gibt es noch eine. Im Sport ist so viel möglich.“ Die Waldsporthalle wird vermutlich mit mehreren Hundert Zuschauern gefüllt sein, die traditionell vom „Projekt SG Ratingen“ nicht sonderlich angetan sind. „Ich liebe eine volle Halle, ich denke, das ist eher ein Plus für uns. Ich gehe da komplett positiv ran“, betont Jonovski, der aber auch weiß: „Es wird schwer in Korschenbroich: Der TVK hat eine super Mannschaft, das zeigt nicht nur die Tabelle. Die ist eingespielt, und ich habe nur positive Worte für Korschenbroich. Aber sicher ist auch: Wir wollen unser Ziel erreichen und deswegen dort gewinnen.“ Immerhin kann Jonovski nicht nur auf den besten Torschützen der Liga – Spielmacher Alexander Oelze hat in elf Spielen 109-mal getroffen, was eine Quote von 9,91 Toren pro Spiel bedeutet –, sondern auf seinen kompletten Kader
zurückgreifen.
Zuletzt angeschlagene
Spieler sind wieder fit
Denn nicht nur Filip Lazarov ist an Bord, auch die zuletzt angeschlagenen Spieler haben sich zumindest am Mittwochabend im Training weitestgehend fit zurückgemeldet. Kreisläufer Kai Funke hat zwar noch ein wenig Probleme mit seinem Knie, wird aber wohl ebenso auflaufen wie Yannik Nitzschmann, der sich nach dem letzten Spiel des vergangenen Jahres verletzte, als er von der Tribüne in die Kabine eilen wollte, dabei mit dem Fuß hängenblieb und sich die Bänder im Knöchel lädierte. „Jetzt ist so weit alles in Ordnung – ich hoffe, dass das bis Samstag so bleibt“, sagt
Jonovski.