Streit ums Schwarzbachquartier
Die FDP will die Bebauung der Fläche möglichst schnell vorantreiben. CDU und SPD wollen vorher die Verkehrsprobleme lösen.
Ratingen. Die Debatte um eines der größten Bauprojekte der Stadtgeschichte geht weiter: Die geplante Entwicklung des Schwarzbachquartiers in Ratingen-Ost, das mit hochwertigen Bürogebäuden und einem Hotel bebaut werden soll, hat nach Ansicht der FDP-Fraktion zu bekannten Reflexen in der politischen Diskussion geführt.
Statt zu lamentieren, sollten die bekannten Probleme — die Verkehrssituation ist in Ratingen Ost stark angespannt — endlich gelöst werden. Vor allem aber wollen die Liberalen über die Chancen des Projekts sprechen, so Manfred Kleinen, FDP-Vertreter im Stadtentwicklungsausschuss: „Das Projekt ist für Ratingen ein enormer Gewinn. Dort entstehen hochwertige Angebote für starke Unternehmen, die Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen in unsere Stadt bringen. Wenn also ein Projekt von dieser Güte vorgestellt wird, dann muss es erst einmal heißen: Willkommen, Zukunft! Der von CDU und SPD angesichts der Verkehrsproblematik vorgeschlagene Weg, die Bauanträge zu stoppen, ist nicht nur politisch wenig kreativ, er gefährdet auch das Projekt. Dies kann und darf sich Ratingen nicht leisten.“
Die FDP-Fraktion sieht es deshalb als vordringlich an, nun alle aktivierbaren Ressourcen auch tatsächlich einzusetzen und „endlich Tempo zu machen“, wie die Fraktionsvorsitzende Hannelore Hanning betont: „Wir beantragen die Einrichtung einer Steuerungsgruppe aus Verwaltung und Politik, die kurzfristig zusammentritt und Lösungen entwickelt.“
Vorschläge für solche Lösungsansätze macht die FDP-Fraktion in ihrem Antrag bereits: Das Personal im Bereich Planung und Bauordnung muss aufgestockt werden — hier soll die Verwaltung alle dienstrechtlich zulässigen Anreizsysteme ausschöpfen. Zudem sollen verstärkt externe Dienstleister und ausführende Unternehmen für Planung und Umsetzung beauftragt werden. Schließlich wäre dann die Erhebung der Verkehrsdaten, die als Grundlage der weiteren Planung aussteht, zügig anzugehen.
Kleinen sieht die Verwaltung in der Pflicht: „Wir wissen um die Probleme hinsichtlich der Personalausstattung in der Verwaltung. Wir wissen auch um die Herausforderungen, die durch die parallele Bearbeitung verschiedener Großprojekte in der Stadt entstehen. Aber das typische Ratinger Lamentieren hilft ja nicht. Wir müssen die Probleme jetzt angehen, und ich bin davon überzeugt, dass wir sie lösen können, wenn jetzt alle Kräfte gebündelt werden. Wir haben dazu nun konkrete Vorschläge gemacht und erwarten, dass die anderen Fraktionen und die Verwaltung mit uns gemeinsam den Weg der Problemlösung gehen.“
Wie sich herausstellte, ist der Investor namens Infrared Capital Partners planungstechnisch längst auf der Überholspur unterwegs. Davon konnten sich zuletzt die Mitglieder des Bezirksausschusses Mitte überzeugen. Die Kölner Projektgesellschaft Cube Real Estate, die im Auftrag des Investors arbeitet, präsentierte erste Pläne, die buchstäblich Großes vorsehen. Botschaft: Man will das rund 100 000 Quadratmeter umfassende Areal so schnell wie möglich bebauen. Bereits im November könnte ein erster Antrag gestellt werden. Ein Hotel soll zur neuen Infrastruktur in Ost gehören. Man will zunächst 20 000 Quadratmeter bebauen, doch der Projektentwickler hat bereits signalisiert, dass man die Planungen für die übrigen Baufelder zügig in Angriff nehmen will. Dies bedeutet aber auch: Der Stadtteil, unmittelbar vor dem Verkehrskollaps stehend, wird mit weiteren Belastungen zu kämpfen haben.