Verwaltung: Muss das Lesecafé dem Bürgerbüro weichen?
Das Bürgerbüro soll ins Medienzentrum umziehen. Der Pächter des Lesecafés und seine Besucher sind verunsichert.
Ratingen. Die Tage des Bürgerbüros im Rathaus sind gezählt: Spätestens, wenn im Sommer die Abrissbagger anrollen, müssen die Servicetische woanders stehen. Fragt sich nur: Wo? Die Pläne, das Bürgerbüro ins Lesecafé des Medienzentrums auszulagern, stießen bisher auf eher verhaltene Zustimmung, Kritik und Ablehnung überwiegen.
„Es wäre wirklich schade, wenn es nicht mehr die Möglichkeit gäbe. Ich komme regelmäßig hierher“, sagt Maria Mohrmann-Messing, die gerne bei einer Tasse Kaffee in ausgeliehenen Büchern schmökert. Helmut Ostermeier blättert mehrmals in der Woche die aktuellen Zeitungen durch.
„Wenn es keine Alternative dafür gibt, muss es wohl sein“, sagt Thilo Bleckert und zuckt etwas resigniert die Schultern. Zweimal pro Woche kommt er ins Lesecafé, wo er die gemütliche Atmosphäre genießt.
Pächter Ravikesh Singh schläft derzeit nicht besonders gut. Er habe auch von den Umzugsplänen gehört, bislang sei aber niemand aus der Verwaltung bei ihm gewesen. „Heute waren Leute da und haben die Räume vermessen“, sagt er. „Entweder Ja oder Nein — das ist besser, als nichts zu wissen.“
Er weiß, wie gut das Café angenommen wird. Viele treffen sich dort auf einen Kaffee — auch ohne etwas zu lesen, besonders samstags. „Da ist Vorlesestunde für die Kinder, die Eltern machen es sich im Lesecafé gemütlich.“
Nach WZ-Informationen wird in der Verwaltungsspitze nicht daran gerüttelt, das Bürgerbüro ins Medienzentrum zu verlegen. Lage und Erreichbarkeit seien ideal. Projektmanager Siegfried Aring: „Außerdem würde eine anderweitige Anmietung von Räumen zusätzlich Geld kosten.“
Inzwischen zeichnet sich allerdings eine Kompromisslösung ab: Dabei soll das Bürgerbüro im linken, zum Museum gelegenen, Erdgeschossbereich der Stadtbücherei seinen Platz finden. Dort stehen jetzt noch die Regale mit Ratgebern, Videos, DVDs und CDs. Die Stadtbücherei müsste ein wenig zusammenrücken.
Das Lesecafé bliebe jedoch von Schreibtischen und Schaltern verschont, könnte aber als Wartezone dienen. Zurzeit wird geprüft, ob auch die technischen Anforderungen erfüllt werden können. Ein Problem: Das Medienzentrum verfügt über keine Klima- oder Lüftungsanlage. Die könnte aber erforderlich werden, wenn eine bestimmte Besucherzahl sich in den Räumen aufhält.
Auch feste Trennwände sind erforderlich, da Medienzentrum und Bürgerbüro unterschiedliche Öffnungszeiten haben. Hinter den Kulissen wird heftig um die Kompromisse gerungen. „Wir wollen die Bücherei nicht ohne Not stärker beeinträchtigen, als es erforderlich ist“, sagt Kulturamtsleiterin Andrea Töpfer.