Vor 20 Jahren: Cromford-Museum gegründet
Claudia Gottfried und Christiane Syré bauten das Museum auf und erzählten von den Anfängen.
Ratingen. Wie gründet man eigentlich ein Museum, wenn es noch nichts zu zeigen gibt und das zukünftige Publikum unbekannt ist? Vor zwanzig Jahren stand das Industriemuseum Cromford genau vor dieser Frage. Claudia Gottfried und Christiane Syré haben das Museum mit aufgebaut und erklärten am Sonntag im dritten Cromford-Gespräch unter dem Motto „Immer die Fassung bewahren“ die Entstehungsgeschichte des Museums.
Claudia Gottfried, Zeitzeugin
„Es gab genaue Vorgaben, was das Museum leisten sollte. Die Welt der Arbeit sollte in einer Zeit der Deindustrialisierung bewahrt werden“, sagte Claudia Gottfried. Doch woher kommen die Objekte für eine solche Sammlung? Sie müssen thematisch zum Standort passen und sollen natürlich authentisch sein. Für das Cromford-Museum sind das vor allem Objekte der Textilindustrie aus dem 18. Jahrhundert. Gottfried: „Wir haben mit nichts angefangen und zunächst viele Objekte auf Auktionen gekauft. Am Anfang neigt man dazu, alles zu nehmen, was eventuell einmal in eine Ausstellung passt. Das nächste Problem ist dann die Lagerung.“ Das Depot des Museums war zunächst vor Ort in Ratingen, doch der Platz reichte schnell nicht mehr aus. Inzwischen gibt es ein zentrales Depot in Oberhausen für alle sieben Standorte des LVR-Industriemuseums. Besonders in der Industriekultur stehen die Museen oft vor dem Problem, dass viele Maschinen einfach zu groß sind. Im Cromford-Museum können zum Beispiel keine Maschinen aus Metall ausgestellt werden, da sie für das Gebäude einfach zu schwer sind. „Maschinen aus der modernen Industrie sind nur selten zu sehen. Kaum ein Museum hat Platz für eine Maschine, die 30 Meter lang ist“, sagte Gottfried. Die Maschinen in der Textilfabrik sind originalgetreue Nachbauten aus dem 18. Jahrhundert.
Auch die Textilien aus dieser Zeit gewinnen in Cromford immer mehr an Bedeutung. Das Museum hat sich auf Alltagskleidung spezialisiert. Christiane Syré sagte: „Wir stellen zum Beispiel keine Heimtextilien wie Tischdecken aus. Wenn wir keinen Grenzen ziehen, wird es einfach zu unübersichtlich.“ Die Textilsammlung wird mittlerweile sogar international an Museen ausgeliehen.
Während ihrer Zeit im Museum haben Christiane Syré und Claudia Gottfried auch viele seltsame Dinge erlebt. Sie bekommen regelmäßig Gegenstände angeboten und müssen dann überprüfen, ob diese Objekte wirklich aus der richtigen Zeit stammen. „Einmal wurde uns eine Amphore angeboten, die im Garten der Familie Brügelmann gestanden haben soll. Wir haben diese Amphore einem Antiquar gezeigt. Sie kommt aus den 50er Jahren und wurde in Baumärkten verkauft. Der Besitzer wollte sie danach auch nicht mehr zurückhaben“, erzählte Gottfried. Zum Ende des Gesprächs konnten sich auch die Zuhörer daran versuchen, einige Gegenstände einzuordnen. Bei einem dieser Gegenstände wissen selbst die Mitarbeiter des Museums noch nicht, worum es sich handelt. Ein anderes wurde als Zahnbürste erkannt, ist aber tatsächlich ein Spitzenbügeleisen. „Es ist oft sehr schwer, die Objekte zu definieren. Wir behalten die Sachen natürlich bis wir wissen, wofür sie gedacht waren“, so Syré.
Das Cromford-Museum wird viel durch den Förderverein unterstützt. Helga Hülsmann war bis vor zwei Jahren Vorsitzende des Vereins und besuchte auch das Cromford-Gespräch: „Ich habe mitbekommen, wie das Museum aufgebaut wurde. Es ist toll und ganz wichtig, dass es weiter unterstützt wird. Der Vortrag war sehr interessant und es waren auch ein paar neue Gesichter dabei. Darüber freuen wir uns natürlich besonders.“