Boxen Boxclub feiert zehnjähriges Bestehen

Ratingen. · Der BC Ratingen präsentierte sich bei seinem Sommerfest mit öffentlichen Trainingseinheiten und lud zum Austausch über das Boxen ein.

Alexandra Schmitz feilte zusammen mit Trainer Andreas Wingender an ihrer Schlagtechnik.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Boxen kämpft noch heute mit einem sehr zwielichtigen Ruf: Doch die Kunst der Fäuste ist mehr, als sich gegenseitig die Nase blutig zu schlagen – zumindest im olympischen Sinn. Es ist ein herausfordernder Ausdauersport, der Präzision und Beherrschung verlangt, Reflexe trainiert sowie die geistige und körperliche Fitness fördert. Wer in den Ring steigt und gewinnen will, muss nicht nur flinker als sein Gegner sein, sondern auch vorausdenken, den nächsten Schlag erahnen und im Gegenzug seinen Punch optimal platzieren.

Das ist auch dem Ratinger Boxclub seit seiner Gründung vor zehn Jahren wichtig: Es gehöre zur Grundphilosophie des Boxclubs den fairen Umgang miteinander zu propagieren. „Schläger werden bei uns ebenso wenig geduldet wie Rassismus“, sagt Geschäftsführerin Saskia Ragotzi. Mitmachen darf jeder, egal ob Männlein oder Weiblein, ab einem Alter von zehn Jahren und solange man sich an diese Grundregel halte. „Wir kämpfen miteinander, nicht gegeneinander. Das ist unser oberstes Gebot.“

Gegründet im Spätsommer 2009, legten Andreas Wingender, Michael Merder, Michael Dominkovic, Michael Rieke, Ralf Kronenberger und Mustafa Top mit der Eintragung ins Vereinsregister den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Klubs. Die Wurzeln liegen noch weiter zurück, als 2005 die Betriebssportgruppe der Stadt Ratingen ein erstes Boxtraining mit dem ehemaligen Deutschen Vize-Meister im Junioren-Bantamgewicht Ralf Kronenberger anbot. Parallel dazu entstand das „Boxen gegen Langeweile“ in Ratingen-Lintorf, das damals in Zusammenarbeit mit der Stadt von Mustafa Top ins Leben gerufen wurde und noch heute vom Jugendamt eigenständig weitergeführt wird. Aus den Gründungsvätern beider Projekte wurden die Gründungsmitglieder des Boxclubs Ratingen 09. Der Vorteil eines eingetragenen Vereins: Ratingen konnte ab da offiziell junge Sportler in den Ring stellen.

Nach wochenlanger, akribischer Vorbereitung wurde im Juni 2011 die erste Ratinger Box-Gala zugunsten der Kinderkrebshilfe in der Dumeklemmerhalle ausgerichtet. Mitglieder, Familienangehörige und Freunde des Vereins trugen dazu bei, dass diese erste große Veranstaltung des Boxclub ein Erfolg wurde.

„Hier konnte jeder zeigen, was er kann. Zwischen Trainingseinheiten mit Tennisbällen, Pratzenarbeit und Springseilen gab es auch Live-Musik und Sparringskämpfe, die von Ringrichtern beurteilt und bewertet wurden“, erinnert sich Ragotzi. Die Dumeklemmerhalle füllte sich zu diesem Anlass mit zahlreichen Zuschauern. Eine stattliche Summe wurde durch den Eintritt und Spenden gesammelt, die vom Verein aufgerundet und an das Regenbogen Hospiz in Düsseldorf übergeben wurde.

Doch nicht nur den sozialen und gesellschaftlichen Gedanken trägt der Verein in sich, der sich regelmäßig an anderen sportlichen Veranstaltungen wie dem Ratinger Triathlon, dem Lintorfer Citylauf oder dem Karnevalszug durch die Stadt beteiligt. Auch sportlich hat sich der Boxclub entwickelt: Im Januar 2013 organisierte Ragotzi mit ihrer Kollegin Maribel Honnen den ersten Girls Day. Mädchen und Frauen wurden in den Sport eingeführt und fanden Gefallen daran. Der Verein wuchs. Im selben Jahr veranstaltete der Club einen Boxkampf mit Sportlern aus der Region. In der Halle am Europaring stellten sie ihr Können unter Beweis. Im Mai 2015 folgten die finalen Kämpfe der Niederrhein-Meisterschaft, die in Ratingen ausgetragen wurden und wo sich Clubmitglied Domenico Buonanno den Titel sicherte. Im Folgejahr fungierte der BC Ratingen schließlich selbst als Schirmherr der Qualifikationskämpfe zur deutschen Meisterschaft.

Der Tod des Gründungsmitglieds und Vorstandsvorsitzenden Michael Merder im März 2017 erschütterte den Verein. Lars Krell übernahm den Vorsitz, Saskia Ragotzi die Geschäftsführung. Trotz aller Änderungen – die Grundphilosophie bleibt: Boxen ist mehr als ein „Hau drauf“.