Neviges 125 Jahre im Dienst des Menschen

Neviges. · Das Deutsche Rote Kreuz in Neviges blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Die Helfer präsentieren sich und ihre Arbeit am Samstag beim Dorffest.

Der Vorsitzende Hans-Georg Vogel (r.) und Bereitschaftsleiter Markus Seifert präsentierten den Fahrzeugpark des DRK-Ortsvereins Neviges.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Es war wohl der mit Abstand längste und aufwendigste Einsatz der vergangenen Jahrzehnte in der Geschichte des Nevigeser Ortsvereins: Als 2015 hunderttausende Flüchtlinge nach Europa strömten, standen schlagartig auch die Helfer im Wallfahrtsort mitten im Geschehen. In kürzester Zeit musste die Sporthalle am Waldschlößchen als Unterkunft hergerichtet werden. Zelte, Tische und Bänke wurden aufgebaut, eine Heizung installiert, Leitungen verlegt, für Licht gesorgt. Die eigentliche Herausforderung begann erst danach, erinnert sich Bereitschaftsleiter Markus Seifert: „Ein halbes Jahr lang haben wir bis zu 180 Flüchtlinge betreut.“ Die meisten Betreuungseinsätze zuvor dauerten Stunden, bei größeren Einsätzen oder Veranstaltungen auch Tage: „Über einen so langen Zeitraum waren noch nie tätig. Das war auch für uns eine Erfahrung, wir haben dabei sehr viel gelernt“, sagt der 45-jährige Nevigeser, der seit 30 Jahren im DRK aktiv ist.

Insbesondere bei außergewöhnlichen Lagen zu helfen war bei vielen Ortsvereinen einst Anlass für die Gründung – da macht Neviges keine Ausnahme: „Am Anfang standen die freiwilligen Krankenträgerkolonnen des Kriegervereins“, weiß Helferin Ursula Backes. „Das waren gewissermaßen Vorläufer des Rettungsdienstes.“ Aus der späteren „Freiwilligen Sanitätskolonne“ entstand im Oktober 1894 das Deutsche Rote Kreuz Neviges. Hauptaufgabe war die erste Hilfe, insbesondere bei Unfällen, Krankentransporte – damals noch mit einer zweirädrigen Krankentrage – und die Pflege und Betreuung Kranker und Bedürftiger. Den Kriegsfall allerdings fest im Blick, sollten die Sanitätszüge dann die Krankenhäuser entlasten und qualifiziertes Personal außerhalb der Hospitäler zur Verfügung stellen. So waren das katholische Josefshaus – Vorläufer des heutigen katholischen Pfarrheims „Glocke“ – und das evangelische Gemeindehaus offizielle Hilfslazarette, berichtet Backes.

Das DRK Nerviges verfügt
über 24 aktive Helfer

Die 39-jährige, die an diesem Abend mit Maximilian Hennchen die Notfallrucksäcke für den nächsten Sanitätsdienst bestückt, ist erst seit zweieinhalb Jahren beim DRK. Beruflich hat es sie aus dem Raum Trier ins Niederbergische verschlagen: „Mich ehrenamtlich zu engagieren erschien mir die beste Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen“, erklärt sie, wie sie zum DRK fand. Dass Backes sich so gut mit der Historie des Nevigeser DRK auskennt, hat einen profanen Grund: „Wir wollten zum Jubiläum etwas zu unserer Geschichte erstellen“, sagt DRK-Vorsitzender Hans-Georg Vogel. Unterlagen gab es wohl, nur lesen konnte niemand die Schrift in den alten Dokumenten. Ursula Backes hingegen kann das alte Sütterlin ganz gut entziffern: „Deshalb kümmert sie sich nun um die Chronik.“

Organisatorisch gehören die Nevigeser heute zur Einsatzeinheit 03 (Nord) im Kreis Mettmann, erläutert Markus Seifert. Die 24 aktiven Helfer sind in Sanitätsdienst und Betreuung, Technik und Verpflegung tätig: „Wir sind Allrounder“, sagt Seifert. So betreibt das DRK, das nach einem Intermezzo an der Wilhelmstraße vor drei Jahren ein neues Quartier am Donnenberg bezog, in der Tönisheider Grundschule eine Katastrophenschutzküche, die im Ernstfall zur Verpflegung der Bevölkerung eingesetzt würde. Neben den zahlreichen Sanitätsdiensten sorgen die Helfer bei Großeinsätzen wie beim Brand auf Gut Hixholz für die Verpflegung der Einsatzkräfte und betreuen die acht Blutspendetermine in Neviges und Tönisheide.

Wie viele Organisationen und Vereine kämpft aber auch der Nevigeser Ortsverein, der laut Vogel rund 500 passive Mitglieder zählt, mit stagnierenden Mitgliederzahlen bei den aktiven Helfern: „Es macht große Freude, und wer einmal dabei ist, bleibt auch meist“, sagt Seifert, es sei aber ein zeitaufwendiges Engagement, für das Jüngere immer schwerer zu begeistern seien. So musste das Jugendrotkreuz mangels Personal im vergangenen Jahr seine Arbeit einstellen.

Zum Jubiläum präsentiert sich das DRK am Samstag beim Dorffest in der Fußgängerzone mit seiner Ausrüstung. Neben Infostand und Grill zeigt der der Ortsverein auf Tafeln seine Chronik: „Die Sanitätswache übernehmen wir natürlich auch“, sagt Seifert. Ein offizieller Festakt zum Geburtstag ist m Herbst geplant.