Neviges Film weckt Erinnerungen an alte Zeit

Neviges · „Neviges im Wandel der Zeit“ von Hans Schmidt sollte Zuschauer zu Ideen für den Ort anregen.

Der Film von Hans Schmidt sollte die Besucher des Awo-Stadtteiltreffs inspirieren, Ideen zusammenzutragen, was in und um Neviges verbessert werden könnte. Dafür wurden nach der Vorführung Fragebögen verteilt.

Foto: Reinhard Lüdeke

. Es war der Auftakt des Projektes „Schönes Neviges“, zu dem die Leiterin des Stadtteiltreffs, Andrea Siepmann, eingeladen hatte. Das in den Jahren 2002 und 2003 von Schmidt erstellte Bildmaterial, ergänzt um zum Teil jahrzehntealte Schmalfilmaufnahmen, stellte den Wallfahrtsort in alten und neuen Ansichten dar. Anschließend waren die rund 45 Besucher im vollbesetzten Treff gefragt, unter dem Motto ,,Wünsch Dir was für Neviges“ aufzuschreiben, was es in Neviges geben sollte und was ihnen im Ort fehlt.

Zunächst war der Film aber vor allem ein Ausflug in vergangene Zeiten: „Weißt Du noch?“ hieß es immer wieder in den Reihen der zumeist älteren Semester. Für Jüngere war es hingegen beeindruckend, wie sich der Verkehr, selbst Busse und schwere Lkw mit Anhänger, vor rund 50 Jahren durch die Elberfelder Straße Richtung Wuppertal oder Langenberg quälte – die Umgehung mit Lohbachstraße und Bernsaustraße wurde erst in den 70er Jahren gebaut. Mit der Kamera hatte Schmidt facettenreich das Leben in Neviges festgehalten: Feste, die Kirchen, Sport und Gesellschaft; er hatte Station gemacht auf den Höfen und in den Außenbereichen und die Elektrifizierung der Bahnlinie im Bild dokumentiert.

Der Film führt auch vor Augen, was es alles nicht mehr gibt

Der Streifen führte auch vor Augen, was alles nicht mehr ist, zum Beispiel die einst üppige Gastronomie im Deilbachtal: Schmahl am Schmalen – geschlossen, die Deilbachmühle – abgebrannt. Was ebenfalls schmerzlich ins Auge fiel: Im Jahr 2003 blühte die Fußgängerzone noch vor Leben, während heute trostlose Leerstände dominieren. „Neviges stirbt aus“, befürchtet daher Reinhold Knipp. „Unser Dorf ist wunderschön und ich liebe es, aber hier ist nichts mehr los“, meint auch Erika Hauptmann: „Das ist unser Lebensraum, wir brauchen hier wieder Geschäfte!“ Nur der Markt am Donnerstag sei zu wenig, ergänzt Knipp.

Doch nicht nur die Geschäftswelt stagniert: Vor zwei Jahren habe sich mit dem Quartettverein Liederkranz ein weiterer Chor aufgelöst, bedauert der Nevigeser, der sich Jahrzehnte bei den Sängern engagierte, auch den Verlust kulturellen Lebens. Hochinteressant findet Klaus Schweer den Film: „Wir sind hier groß geworden, und ist es spannend, wenn man die Entwicklung sieht, die Neviges genommen hat“, meint der 71-Jährige, der gemeinsam mit Ehefrau Marianne gekommen ist. Faszinierend fand das Paar, das sich im Pilgersaalteam und bei Kolping engagiert, insbesondere die Aufnahmen über die Wallfahrt, als die Pilger noch zu Tausenden auf den Marienberg zogen. Persönlich – und da sieht er sich nicht allein – ist Klaus Schweer der Meinung, dass die Stadtspitze mehr für Neviges tun müsse. Ihm schwelle der Kamm, wenn er sehe, dass Millionen für das neue Stadion ausgegeben werden, während die Zukunft des Sportplatzes im Siepen im Ungewissen liege.

Nach der Vorführung verteilte Andrea Siepmann Fragebogen zum Mitnehmen an die Besucher, die nun beantworten sollen, warum sie gern in Neviges leben, was ihnen im Ort fehlt, und was sie sich in und für Neviges wünschen. Eine Diskussion hatte die Leiterin des Stadtteiltreffs bewusst nicht vorgesehen, vielmehr sollten sich die Besucher in Ruhe zu Hause Gedanken machen. Die Rückmeldungen will Siepmann zusammentragen und auswerten und an den Rat der Stadt Velbert und an Velbert Marketing weiterleiten: „Vielleicht kann man in Velbert ja die eine oder andere Idee gebrauchen.“

Persönlich hat die Nevigeserin klare Präferenzen, die sie durch den Film bestätigt sieht: „Neviges liegt so schön, macht einen Ort der Naherholung daraus!“ sagt Siepmann und zählt die Vorteile auf, angefangen bei der schönen Naturlandschaft: „Wir haben die Wälder, die Radwege, den Neandersteig, das Schloss, das Schwimmbad, die Altstadt, die Wallfahrtskirche“, da biete sich doch ein Konzept mit Freizeitgestaltung geradezu an: „Was uns nur noch fehlt ist eine Jugendherberge!“