Wülfrath Bilder lassen Erinnerungen an vergangene Zeiten aufleben
Wülfrath. · Eine Fotoausstellung zeigt Wülfrath in der 70ern und 80ern im Niederbergischen Museum. Prägende Situationen sind zu sehen.
Für Karin Leonhart war es eine Reise in die Vergangenheit, als sie sich gemeinsam mit Ehemann Lothar jetzt in die Räume des Niederbergischen Museums an der Bergstraße begab. 200 Fotos vom Wülfrath der 70er und 80er Jahre erwarteten die Besucher. Zusammengetragen wurden die Bilder, die in jedem der rund 65 Gäste Erinnerungen an vergangene Zeiten weckten, von Ulrich Erbach und Ulrike Rohden (geborene Erbach), Neffe und Tochter des ehemaligen Lokaljournalisten und Wülfrather Original Ernst (Erni) Erbach. „Uns haben 3500 digitalisierte Bilder erreicht, aus denen wir zweimal 200 Bilder für eine solche Dia-Vorstellung herausgesucht haben“, erinnert sich Eberhard Tiso.
Der Vorsitzende des Trägervereins führte humorvoll durch die Präsentation der Fotos, die allesamt einmal die Ausgaben des Wülfrather Generalanzeigers zierten. Erni Erbach, der als Kind schon gerne fotografierte und seine Leidenschaft später zur Berufung werden ließ, bekam sie allesamt vor die Kamera – die Wülfrather Lokalgrößen und prägenden Situationen der frühen Vergangenheit. Lebhafte Diskussionen riefen seine bildlichen Hinterlassenschaften bei den Besuchern hervor. So kann sich Karin Leonhart noch gut an die Demonstration gegen die Eingemeindung ihrer Heimatstadt erinnern. „Wülfrath sollte komplett aufgeteilt werden, doch wir haben uns dagegen gewehrt. Sogar ein Fernsehteam war damals dabei, als die ganze Stadt auf die Straßen ging. Das war schon ein Ereignis“, erinnert sich die Wülfratherin, die zu dieser Zeit die Realschule besuchte.
Fotoausstellung ist auch für
Neu-Wülfrather spannend
Ihr Ehemann Lothar ist erst in den 80er Jahren in die Kalkstadt gezogen. Ein Blick in Zeiten, als er seine neue Wahlheimat noch nicht bewohnte, ist für ihn trotzdem spannend. „Vieles erkennt man wieder. Man mag bei manchen Fotos nicht meinen, dass sie erst in den 70er Jahren geschossen wurden, die Straßen sehen teilweise aus wie zur Nachkriegszeit.“
Der Brückenbau am Evangelischen Gemeindehaus war ein Mammutprojekt, an das sich die Anwesenden noch lebhaft erinnern können. Und auch ein Blick auf das ehemalige Grumpelhaus an der Kölner Landstraße, in dem Gerüchten zufolge sogar Napoleon höchst persönlich einmal Zuflucht suchte, ruft ungläubige Ausrufe hervor. Die Bilder zeigen, dass Wülfrath schon immer ein munteres und vor allen Dingen geselliges Dörfchen war.
Treffen des ehemaligen Bayrischen Vereins, gefüllte Innenstadtaufnahmen bei Stadtfesten oder Trödelmärkte vorm ehemaligen Jugendhaus, an dessen Ort heute eine Spielhalle steht, dokumentieren stets das fröhliche Miteinander der Kalkstädter. Und so manche Idee aus der Vergangenheit könnte auch durchaus im heutigen Wülfrath Bestand haben. So initiierte der Bürgerverein seinerzeit einen Kummerkasten für Bürger, der zentral im Stadtkern hing und für Anregungen und Beschwerden zur Verfügung stand. „Das wäre doch auch was für die heutige Bürgerschaft“, ist sich das Ehepaar Leonhart sicher. Auch die frühere Möbel-Passage, die Fußgängern eine Abkürzung zur Wülfrather Mozartstraße gewährte, war ein wahrer Zugewinn für Menschen, die es
eilig hatten.