Ausstellung Zwei Künstlerinnen zeigen Bilder von „gelöschten Erinnerungen“
Düsseldorf · Die Setareh-Galerie zeigt die Doppelausstellung „memo“ von Morgaine Schäfer und Sabine Dusend.
Jahrzehntelang haben es Museen und Galerien versäumt, die junge Szene zu beachten. Jetzt geschieht das Gegenteil. Wer etwas auf sich hält, präsentiert sie. Morgaine Schäfer, Jg. 1989, die erst vor zwei Jahren Meisterschülerin von Christopher Williams wurde, wird mit Preisen und Ausstellungen überhäuft, so dass sie kaum den nötigen Atem für eine Entwicklung hat. Ähnliches gilt für Sabine Dusend, Jg. 1985, die allerdings schon 2011 Abschluss machte und inzwischen eine gewisse Distanz zum Medium der Fotografie entwickelt hat. Beide Künstlerinnen stellen bei Setareh aus.
Wie man faschistische Bauten zeigt und zugleich auslöscht
Sabine Dusend ist zur Konzeptkünstlerin gereift. Sie widerlegt die These, dass ein Foto den Augenblick festhält und für die Ewigkeit rettet. Sie arbeitet gleichsam mit gelöschten Erinnerungen. Sie bewahrt eine alte, digitale Kamera, bei der man noch auf einen Knopf drücken muss, um ein Bild für den Löschprozess freizugeben. Dabei verpixelt sich das Bild in wenigen Sekunden. Die jeweiligen rechteckigen Bildzellen sind blau. Das Foto ist verschwunden, wenn statt des Abbilds eine gänzlich blaue Fläche im Datenspeicher erscheint. Das Verlorengehen der Bildinformation ist Ausgangspunkt ihrer aktuellen Arbeiten.
Die Serie, die sie zum Verschwinden bringt, nennt sie EUR. Das ist die Abkürzung für „Esposizione Universale di Roma“ („Weltausstellung Rom“). Sie bezeichnet ein ab 1938 im Süden Roms errichtetes Stadtviertel, wo Mussolini die Weltausstellung 1942 stattfinden lassen wollte. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Sabine Dusend fotografiert in diesem Viertel die faschistische Architektur, um sie aus dem Datenspeicher schrittweise zu löschen. Den Prozess des Verschwindens hat sie mit einer neuen Digitalkamera fotografiert. Das Vergessen oder Auslöschen der italienischen Nazi-Zeit ist nun in ihrer Serie anwesend und abwesend zugleich.
Die Erinnerung, die im Dia und im aktuellen Foto gebannt wird
Ihre vier Jahre jüngere Kommilitonin Morgaine Schäfer konzentriert sich seit ihrem Rundgang vor zwei Jahren auf Foto-Alben ihrer Familie. Deren Dias sind Minis. Sie hält sie in der Hand, während sie sie aufnimmt, so dass die Hand übergroß im Vergleich zum kleinen Dia wirkt. Anschließend fotografiert sie beides in einem Bild, die Hand wie das im Sonnenlicht oder im Licht des Projektors leicht verschwimmende Erinnerungsbild. Legt sie das Dia flach auf das Büttenpapier, gewinnt es einen gewissen Charme, weil es auf dem unebenen Untergrund an ein Gemälde alter Zeiten erinnert. Die Hand aber erscheint wie eine mächtige Tatze, die gleich losschlagen will, um das alte Dia zu zerstören. Ganz gelungen wirkt dieser Verschnitt zweiter Zeiten und zweier Medien jedenfalls nicht.
Info: Höhe Straße 53, bis 15. März, Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr