Kunst Düsseldorfer Galerie Anette Müller zeigt "NatureCulture"
Düsseldorf · Das Haus am Rheinort 2 präsentiert die niederländischen Künstler Joachim van der Vlugt und Jo Peters.
Das „grüne Denken“ steht bei Philosophen, Schriftstellern, bildenden Künstlern oder Journalisten hoch im Kurs. Bücher oder Kunstprojekte rund um Natur, Landschaft und Tiere boomen. Der Philosoph Byung-Chul Han etwa reiste in seinen Schrebergarten und schrieb sein „Lob der Erde, der britische Autor Robert Macfarlane erzählt in „Karte der Wildnis“ von einer Wanderung durch die wilde Natur und die Ausstellung „Inside Ecologies“ im Düsseldorfer Weltkunstzimmer wollte mit Hilfe von Kunst ein neues Verständnis von Ökologie vermitteln. Die Gründe für die Renaissance für der Natursehnsucht liegen auf der Hand: Angesichts des Klimawandels, der Vermüllung der Meere und steigender genmanipulierter Produkte steht schlichtweg die Existenz unseres Planeten auf dem Spiel. Denker und Künstler fühlen sich anscheinend zu einer Annäherung zwischen Kultur und Natur getrieben.
Doch gibt es auch Künstler, die sich schon vor dem Hype des grünen Denkens intensiv und kontinuierlich mit dem Wechselspiel zwischen Natur und Kultur auseinandergesetzt haben und es weiterhin tun. So der Maler Joachim van der Vlugt und der Bildhauer Jo Peters. Die beiden niederländischen Künstler zeigt nun die Galerie Anette Müller unter dem Titel „NatureCulture“.
Joachim van der Vlugt schafft abstrakte Landschaften, die an Szenerien altniederländischer Maler erinnern. Nur lässt van der Vlugt seine Natur-Stücke nicht klar erkennen, sondern nur erahnen. Da erstreckt sich ein blau-weißer Streifen – ein See im Nebel? Dahinter braun-schwarze Formationen, die an ein eine Hügelkette oder an einen Steinbruch erinnern. Und darüber, klar zu erkennen, formiert sich eine weißgraue Wolkenwand. In den meisten seiner Gemälde experimentiert van der Vlugt mit verschiedenen Blau-, Braun- und Weißtönen. Und meistens strahlen seine Natur-Szenerien etwas Unruhiges, Aufgewühltes und Düsteres aus. Manchmal konfrontiert uns van der Vlugt mit „reinen“ Landschaften, manchmal kombiniert er sie mit weißen Quadraten und Rechtecken. Als würde der Maler streng geometrische Gebäudeanlagen über die wilde Natur legen. Seine Bildwelten pendeln zwischen Chaos und Ordnung.
Der 1970 geborene Maler nutzt eine besondere Technik: Er spachtelt Holzplatten glatt und trägt dann die Farben in Schichten auf. Dadurch wirken die Gemäldeoberflächen wie poliert. Mit diesem Verfahren kreiert er auch Porträts. Köpfe in Blau und Weiß vor schwarzem Hintergrund. Die Lippen vervielfältigt, die Augen nur noch schwarze Löcher, der Körper scheint sich aufzulösen und zu vervielfältigen. Und dann schweben wieder weiße Rechtecke über dem Gesicht, als würde es zerlegt in „Riesenpixel“ zerlegt werden. Auch die Porträts vermitteln etwas Düsteres, ja Unheimliches. Es bleibt rätselhaft, was da passiert. Die Gemälde erinnern an Röntgen-Fotos oder an Szenen aus Mystery-Thrillern.
Ruhiger und harmonischer geht es in den Skulpturen von Jo Peters zu. Er formt Äste oder Bäume ab und verwandelt sie zu Bronze-Skulpturen. Zugleich baut er künstliche Formen ein. Ein Baum wirkt dann etwa wie eine Treppe. Wenn er ein Werk „Baum des Lebens“ nennt fühlt man sich an eine „Lebensleiter“ erinnert. Außerdem versieht Peters seine Skulpturen häufig mit einer Patina, den Objekte wohnen also immer auch Benutzung und Verfall inne. Nicht zuletzt postiert der Bildhauer seine „künstlichen Bäume“ auf extra angefertigten Holzsockeln. Bei Peters wird klar: Er glaubt an eine wiedereintretende Harmonie zwischen Natur und Kultur.
„NatureCulture“ bis zum 9. März in der Galerie Anette Müller. Mehr Informationen im Netz unter: