Auf den Pöthen: Eltern ärgern sich über Schulbus-Wegfall
Für Berufstätige ist die Streichung eine Herausforderung. Mütter befürchten noch größere Staus vor den Schulen.
Neviges. Der Schulbus ist da. Eigentlich ein tägliches Ritual an der Haltestellen Auf den Pöthen. Die Kinder strömen aus der Tür und laufen ihren Müttern entgegen, wenige trotten von hier aus direkt nach Hause. Doch einige Eltern schauen nun mit Wehmut auf den Bus, denn er fährt nur noch bis zu den Sommerferien. Dann ist Schluss mit dem sogenannten „Schülerspezialverkehr“ in Velbert. Aus Kostengründen.
Britta Burkhardt (49) ist ratlos. Noch weiß sie nicht, wie die neunjährige Tochter demnächst zur evangelischen Grundschule kommen soll. „Wir haben nur ein Auto zu Hause. Jeden Morgen zu fahren, das ist keine Alternative für uns“, sagt sie. In den normalen Bus möchte sie die Tochter nicht setzen, denn die nächste Haltestelle liegt ganz im Tal. „Das finde ich zu weit für Grundschüler“, sagt sie. Die Entscheidung von Stadt und Rat kann sie nicht nachvollziehen. „Das ist sehr familien- und umweltunfreundlich.“ Schon jetzt gebe es schließlich morgendlich ein Verkehrschaos vor den Schulen, weil so viele Kinder gebracht werden.
„Das fördert doch auch die Selbstständigkeit der Kinder, wenn sie eigenständig zur Schule gehen“, sagt Jennifer Pahl (38), die den Nevigeser Schulbus als Kind selbst genutzt hat. Sie ist berufstätig und kann die Tochter (7) nicht mit dem Auto zur Schule bringen und abholen. „Ich müsste jetzt eine zusätzliche Betreuung in Anspruch nehmen. Das will ich aber gar nicht.“
Mutter Marion Scholz (48) könnte ihre Tochter zwar morgens vor der Arbeit fahren, allerdings wäre die Sechsjährige dann viel zu früh vor Ort. Das Grundschulgebäude öffnet erst um 7.45 Uhr. „Das finde ich bei Wind und Wetter nicht so prickelnd.“ Dass sie 13 Cent Fahrgeld pro Kilometer erstattet bekommen würde, ist für sie dabei nebensächlich. „Ums Geld geht es gar nicht.“
Nur ein paar Straßen weiter rollen an der oberen Hügelstraße die Baufahrzeuge. „Das ist doch lachhaft. Da werden erst neue Wohngebiete am Stadtrand erschlossen, mit denen Familien angesprochen werden sollen, um dann den Schulbusverkehr einzustellen“, beschwert sich Silke Rohnert (42). An der evangelischen Grundschule gebe es die Überlegung, nun einen Bus in Eigenregie zu organisieren — für 38 Euro pro Kopf im Monat. „Ich hoffe auf eine andere Lösung.“ Eins steht fest: Der städtische Bus ist gestrichen. Mit der Maßnahme spart die Stadt Velbert 120 000 Euro im Jahr.