Autorin hat die Zukunft im Blick
Als beste deutsche Science-Fiction-Erzählerin könnte Jacqueline Montemurri im September in Leipzig den Kurt-Laßwitz-Preis erhalten.
Neviges. Für Jacqueline Montemurri lag diesmal eine faustdicke Überraschung im Osternest. Die Nevigeser Autorin bekam zum Fest die Nachricht, dass sie für ihre Kurzgeschichte „Sonnenmondfinsternisstern“, die in der Sammlung „Die Magnetische Stadt“ enthalten ist, in der Kategorie „Beste deutschsprachige Science-Fiction-Erzählung“ als einzige weibliche Schriftstellerin für den renommierten Kurt-Laßwitz-Preis nominiert ist. Dieser wird am 17. September in Leipzig vergeben.
Bei der Novelle handelt es sich um eine klassische Sci-Fi-Abenteuergeschichte. „Sie spielt in ferner Zukunft. Eine Raumfrachterbesatzung entdeckt auf einem fremden Mond, der auch noch wegen einer Sonnenfinsternis in völliger Dunkelheit liegt einen Sender. Der ist schon seit 10 000 Jahren in Betrieb. Der Versuch sein Geheimnis zu ergründen, geht böse aus“, erzählt Montemurri zum Inhalt.
„Ich schreibe Bücher, weil ich mir gerne interessante Charaktere ausdenke und mit ihnen meine Leser in andere oder künftige Welten entführen kann beziehungsweise in mir bekannte Welten unter dem Vorzeichen ,Was wäre, wenn...“, sagt Jacqueline Montemurri.
Die Liebe zur Raumfahrt weckte die Mutter in der ehemaligen DDR. Montemurri wurde 1969 im sächsischen Gersdorf geboren. Ihr Mutter verschlang damals alles, was es über die russischen Kosmonauten und Sigmund Jähn, den ersten Deutschen im Weltraum, zu lesen gab. Auch die Science-Fiction-Romane des Polen Stanislaw Lem gehörten zur Familienlektüre. 1982 siedelte sie mit der Familie nach Dorsten über. Nach dem Abitur 1989 wollte sie erst Piltoin werden. „Aber ich war zu klein für die Lufthansa. Ich studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen“, sagt Montemurri.
Nach dem Hochschul-Abschluss überbrückte Jacqueline Montemurri die Zeit zwischen den Bewerbungen um einen Job mit dem Schreiben. „Ich hatte, inspieriert von Fachbeiträgen zum Klon-Schaf Dolly, so eine Geschichte im Kopf“, erinnert sich die Autorin. Mit Erfolg: Ihr Erstlingswerk, „Die Maggan-Kopie“, stand 2013 in der Auswahl für den Deutschen Science-Fiction Preis. „Ein Zukunfts-Thriller, der so hoffentlich nie geschehen wird. Maggan braucht eine neue Niere, die die Tochter eines Konzernchefs wie durch Zauberhand schnell erhält. Sie findet heraus, dass der Spender ihr eigener Klon ist. Mit diesem Mädchen muss sie vor Killern in die Wildnis Nord-Schwedens fliehen“, erklärt Montemurri. „Die Maggan-Kopie“ war 2012 vom kleinen Hattinger Paashaas-Verlag auf den Markt gebracht worden.
Auch das zweite Buch von Montemurri errang Achtungserfolge. „Fremde Welt“, ein Band mit sieben Kurzgeschichten erhielt 2013 eine Doppelnominierung für den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie „Beste Anthologie“ und für die darin enthaltene „Reise in den Kosmos“ in der Kategorie „Beste Kurzgeschichte“.
Die Kurzgeschichten, die auch SF-Szene-Magazine wie „Exodus“ und „Nova“ veröffentlichen, seien so etwas wie Bewerbungsschreiben auf der Suche nach einem Verlag für Romane. „Gerade schreibe ich an einem Lappland-Thriller, der etwas mit Nanotechnologie zu tun hat“, verrät die Skandinavien-Freundin.
Sie findet es schade, dass gegenüber den Science-Fiction-Filmen aus der Traumfabrik Hollywood, die Bücher, erst recht solche von deutschen Autoren, ein Schattendasein fristen. „Fantasy ist in Deutschland viel angesagter“, sagt sie. Hoffnung gebe aber, dass jüngst der große Heyne-Verlag die Science-Fiction für sich wiederentdeckt habe.
jacquelinemontemurri.blogspot.de