Awo und Stadt gründen Zwar-Netzwerk
Das Projekt soll Menschen ab 55 Jahren helfen, ihr Leben in einer Gemeinschaft zu verbringen.
Wülfrath. Erst die Arbeit — und dann? Menschen, die sich dem Ende ihres Erwerbslebens nähern, wissen häufig nicht, was sie mit der bald neu gewonnenen Freizeit anfangen sollen. „Viele haben jahrzehntelang für ihren Job gelebt und stehen dann vor der Frage, was sie eigentlich danach machen wollen“, weiß auch der stellvertretende Bürgermeister Andreas Seidler. Gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) will die Stadt diesen Menschen ein Hilfsangebot machen: In Wülfrath entsteht jetzt ein sogenanntes Zwar-Netzwerk, das Menschen ab 55 Jahren die Möglichkeit bietet, gemeinsame Aktivitäten zu planen.
Kerngedanke des Netzwerks ist die Selbstständigkeit der Teilnehmer. „Die Awo und die Stadt bieten die Ausgangsplattform — von dort aus sollen sich die entstehenden Projekte selbst weiterentwickeln“, erklärt Sozialamtsleiter Mike Flohr die Idee. Bei einem ersten Treffen in der Awo-Seniorenbegegnungsstätte können sich Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenfinden und eigenverantwortlich Aktivitäten verschiedener Art auf die Beine stellen. „Das kann ein Kegeltreff sein oder auch der Start einer Reisegruppe“, sagt Uta Prem von der Awo, die das Netzwerk in der Anfangsphase unterstützen wird. „Die Menschen sollen sich fragen: Was habe ich vielleicht in meinem Berufsleben verpasst? Was ist auf der Strecke geblieben?“ So soll das Netzwerk auch eine Chance sein, Dinge zu erleben, für die im Berufsleben keine Zeit blieb.
Die Stadt hat in den vergangenen Wochen rund 4000 Schreiben an potenzielle Interessenten versandt und sie zum ersten Treffen am kommenden Donnerstag, 27. Oktober, an die Schulstraße 13 eingeladen. Weitere Netzwerk-Abende in der Begegnungsstätte sollen den Teilnehmern als Basis dienen, von der aus sie ihre Projekte eigenverantwortlich vorantreiben. Die Awo und die Stadt erhoffen sich, mit dem Netzwerk auch diejenigen anzusprechen, die keine Lust auf ein klassisches Vereinsleben haben, sich aber dennoch mit anderen für eine gemeinsame Sache engagieren wollen, erklärt Andreas Seidler: „Die Hemmschwelle, sich zu beteiligen, ist in diesem Fall sicherlich geringer.“
Eines ist Uta Prem besonders wichtig: „Wer beim ersten Treffen noch nicht dabei ist, dem stehen auch bei den kommenden Terminen alle Türen offen“, sagt sie. Dass ein Zwar-Netzwerk in ein erfolgreiches Projekt münden kann, zeigt ein Beispiel aus Dortmund: Dort haben sich Teilnehmer ein altes Schiff zugelegt — und es gemeinsam restauriert.