Wülfrath Bauwagen bietet Platz für Kita-Kinder

Wülfrath · Der Bedarf an Tagesbetreuungsplätzen für Kinder ist größer, als die Stadt Plätze zur Verfügung hat – Abhilfe könnte ein neues Konzept schaffen.

So wie der blaue Bauwagen der ZDF-Sendung „Löwenzahn“ wird der für die Wülfrather Kita-Kinder nicht aussehen, aber er wird 15 Kindern genügend Platz für ihre Aktivitäten bieten.

Foto: dpa/Christina Spitzmüller

. 734 Mädchen und Jungen benötigen zum neuen Kindergartenjahr 2021/22 einen Platz in einer Kita. Zwölf mehr, als noch im vergangenen Jahr. Und auch bei den Tagespflegeplätzen für Kinder unter drei Jahren ist der Bedarf um drei Plätze gestiegen. Das zeigt die neue Bedarfsmeldung, die von Jugendhilfeplaner Udo Neumann im jüngsten Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde. 1995 hat die Stadt Wülfrath mit der Jugendhilfeplanung begonnen und feiert in diesem Jahr sozusagen ein „silbernes Jubiläum“, wie Neumann eingangs berichtete. „Wir passen dabei dem Bedarf den Bedürfnissen der Familien an. Und das vor dem Hintergrund leerer Stadtkassen und sich stets verändernden Rechtsansprüchen.“

Immer wieder schlagen Entscheidungen der Politik auf die Wandelbarkeit der Planung nieder, wie beispielsweise die mittlerweile festgeschriebenen zwei Jahre der Beitragsfreiheit. „Und auch die Corona-Situation hat unser Geschäft verändert. Waren im ersten Lockdown gut zehn Prozent der Einrichtungen belegt, zählten wir zu Beginn des zweiten Lockdowns rund 50 Prozent der Kinder in Betreuung. In dieser Woche sind schon wieder 80 Prozent der Kinder zurück und wir gehen davon aus, dass die Einrichtung in den nächsten Wochen wieder komplett voll sein werden“, so Udo Neumann, der auf die Einwohnerzahlen des vergangenen Jahres blickt. „Die Stadt Wülfrath hat sich 2020 um 62 Personen vergrößert. 46 Personen sind aber im Alter von drei bis sechs Jahren, das müssen wir auch berücksichtigen.“ Hinzu kommt der Bau­stau im Bereich der Kita-Neuplanung, der der Stadt zu schaffen macht. „Solange wir die Kita Schulstraße nicht in Betrieb nehmen können, kann die Kita Wilhelmstraße nicht umziehen und wir schaffen keinen neuen Platz. Das hängt alles miteinander zusammen“, argumentiert der Jugendhilfeplaner.

Mit Blick auf den steigenden Platzbedarf hat sich die Verwaltung eine Übergangslösung überlegt, die im Familienzentrum Ellenbeek geschaffen werden soll. Ein Bauwagenkonzept auf dem Außengelände der Anlage könnte demnach Platz für 15 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren bieten und als Erlebnisgruppe angeboten werden. Das Tiny House (kleines, mobiles Haus) ist komplett ausgestattet, mit Sitzgruppe, Küche und Spielbereich. „Dieser Bauwagen rettet unsere Platzsituation zwar nicht, aber er hilft diese abzufedern“, ist sich Neumann sicher, der perspektivisch über den Bau neuer Einrichtungen nachdenkt. „Alle Einrichtungen sind bis an ihre Grenzen voll, teilweise sogar überbelegt.“ 105 000 Euro sind im Haushaltsplanentwurf für den neuen Bauwagen ausgewiesen worden. Eine Summe, die der CDU recht hoch vorkommt.

„Der Kaufpreis liegt zwischen 65 000 und 67 000 Euro“, so Sozialdezernentin Michaele Berster, die auch auf die Kosten für Anschlüsse und Flächenvorbereitung einging. „Man darf auch die Baunebenkosten nicht vergessen“, ergänzte sie in ihren Ausführungen. Dass die Kinder des Familienzentrums Ellenbeek roulierend in den Bauwagen kommen, erklärte Berster ebenfalls. „Es sollen nicht immer die gleichen 15 Kinder den Bauwagen bewohnen, sondern jedes Kind ab dem dritten Jahr kann die Erlebnisgruppe nutzen. Aus anderen Kommunen wissen wir, dass dieses Konzept sogar sehr beliebt bei den Familien ist.“

Patrick Schneider (CDU) hakte abschließend noch einmal in Bezug auf die geplanten Bauvorhaben der Zukunft nach. „Wann ist der Punkt erreicht, dass wir uns konkret über neue Einrichtungen unterhalten sollten?“, wollte der Politiker von Udo Neumann wissen. „Wir hätten mit der Planung schon begonnen haben müssen“, gab dieser zu bedenken, blickte bei seinen Ausführungen aber ebenso in die Vergangenheit. „Die Vorratshaltung von Kita-Plätzen ist nicht unser Auftrag. Wir müssen so viel Platz schaffen, wie Bedarf da ist. Ansonsten stehen wir vor leeren Einrichtungen, die geschlossen werden müssen. Das haben wir alles schon gehabt, wie die Beispiele der ehemaligen Kita Am Pütt, an der Kastanienallee oder auch der BGA-Kita zeigen“, erklärte Udo Neumann.