Behinderte schaffen Qualität ohne Kompromisse
In Velbert produzieren 57 Mitarbeiter für den Staubsaugerhersteller Sebo.
Velbert. Jeder Griff sitzt: Mit geübter Hand legt Janine Funke die Edelstahl-Gleitschiene in die vorgesehene Halterung, drückt kurz an, bis sie einrastet. Dann rechts und links zwei Schräubchen einstecken und die schnell mit dem Elektroschrauber festziehen — die dunkelgraue Staubsaugerdüse ist fast fertig. Noch zur Endkontrolle, dann wird verpackt.
Während sich Janine neue Teile zur Montage holt, schraubt Nebenmann Dennis ein anderes Teil fest. Dass Janine und Dennis geistig und auch körperlich behindert sind, ist am Produktionsablauf nicht zu erkennen.
Zusammen mit den beiden montieren insgesamt 57 Mitarbeiter der Werkstatt für Behinderte (WfB) am Flandersbacher Weg in Velbert Düsen, Laufrollen und andere Komponenten für die Velberter Firma Sebo.
Die Edel-Staubsauger aus dem Familienunternehmen werden in der ganzen Welt wegen ihrer hochwertigen Qualität geschätzt — ob im Weißen Haus in Washington, im Bundestag oder in Top-Hotels.
„Wir arbeiten jetzt seit sechs Jahren mit der Werkstatt für Behinderte zusammen und sind hoch zufrieden. Die Qualität stimmt, die Werkstatt ist absolut wettbewerbsfähig“, sagt Sebo-Geschäftsführer Thomas Stein.
Mittlerweile wurden am Flandersbacher Weg mehr als eine halbe Million Staubsaugerdüsen montiert und bedruckt. Sie bestehen aus 116 Einzelteilen. „2006 haben wir mit einer Tagesproduktion von etwa 120 Düsen angefangen, mittlerweile produzieren wir 500 am Tag“, sagt Werkstattleiter Ingo Becker.
Sebo-Chef Stein ist nach wie vor beeindruckt, mit welcher Präzision in der WfB gearbeitet wird — auch wenn „Kunden uns das ,Made in Germany’ nicht glauben, sondern denken, dass wir auch in Fernost produzieren“. Ingo Becker hat eine Erklärung für die gleichbleibend hohe Qualität. „Es ist eine Eigenheit unserer behinderten Mitarbeiter, dass sie bei den Vorgaben völlig kompromisslos sind: Wenn etwas keinen Kratzer haben darf, dann bestehen auch nur völlig kratzerlose Teile die Qualitätskontrolle.“
In der Werkstatt am Flandersbacher Weg sind rund 300 Behinderte beschäftig, kreisweit sind es in den sechs Werkstätten rund 1100 Mitarbeiter, davon 800 in der Produktion. Sie bekommen für ihre Arbeit durchschnittlich 156 Euro im Monat. Laut Gesetz müssen mehr als 70 Prozent des erwirtschafteten Erlöses an die Mitarbeiter ausgeschüttet werden.
WfB-Geschäftsführer Heinrich Feilhauer weiß, dass die „Prämie“ den behinderten Mitarbeitern gar nicht so wichtig ist: „Sie sind einfach stolz auf ihre Arbeit.“