Wülfrath Bei Polizeihauptkommissar Werner Heth „menschelt“ es
Wülfrath · Rund 10 000 Bürger wohnen in einem Wülfrather Polizeibezirk.
Werner Heth kennt sich aus in seinem Bezirk. Der Polizeihauptkommissar ist seit 2000 Bezirksbeamter. Täglich geht er seine Strecke ab, die von der Goethestraße bis nach Düssel reicht. „Auf rund sechs Kilometer Fußweg komme ich am Tag sicher“, gibt er wieder. Anlässlich einer Doppelstreife mit Polizeidirektor Thomas Decken lieferte Heth Einblicke in seinen Berufsalltag. Und der ist nicht nur umfangreich, sondern auch spannend.
„Denn wir sind mehr als nur Polizeibeamte. Wir sind nah am Menschen, oft die ersten Ansprechpartner und helfen in Situationen, die nicht unbedingt polizeiüblich sind“, berichtet Heth, der 1986 nach Wülfrath versetzt wurde. Vorher hat er seine Ausbildung unter anderem in Münster absolviert. „Den Bezirk habe ich dann vor 21 Jahren von meinem Vorgänger übernommen“, erinnert sich der Bezirksbeamte. Bei Wind und Wetter zieht es Heth raus in die Wohngebiete. Oft kommen Gespräche zustande, man kennt sich in Wülfrath.
„Das bleibt nicht aus, schließlich wohne ich hier. Und so kann ein Rundgang auch mal mehrere Stunden dauern“, gibt er wieder. Als lauschigen Spaziergang versteht Heth seine Runden nicht, vielmehr beobachtet er sein Umfeld genau. In der dunklen Jahreszeit können auch mal Einbrecher unterwegs sein. „Denn die kommen nicht hauptsächlich nachts. Wenn es anfängt dunkel zu werden, dann brechen Einbrecher in Wohnungen und Häuser ein, die noch leer sind, weil die Bewohner arbeiten.“
Zwei Stadtbezirke hat Wülfrath, aufgeteilt in Nord- und Südstadt. Rund 10 000 Personen leben in jedem Bezirk. „Bei mir wohnen rund 500 Bürger mehr, aber wer zählt das schon“, lacht Heth, während er seinen Streifzug Richtung Stadtpark lenkt. „Hier war früher ein Angstraum. Der Park war dunkel, es trafen sich hier oft Jugendliche und Dealer“, erklärt er. Mit einem neuen Beleuchtungskonzept, Schildern und einer freien Sicht hat sich das Problem nahezu in Wohlgefallen aufgelöst. Am Konzept hat Heth mitgewirkt, es könnte Modellcharakter haben. „Denn auch in Mettmann haben wir einen solchen Park, der oft als Treffpunkt von Jugendlichen genutzt wird. Vielleicht helfen solche Schilder dort weiter“, kann sich Decken vorstellen.
Sich gegenseitig auszutauschen und Ideen weiterzureichen, gehört zum Arbeitsalltag der Bezirksbeamten. „Das funktioniert unter den Kollegen auch sehr gut“, versichert Decken, dem es ein Anliegen ist, dass es gerade in diesem Dienstbereich „menschelt“. Und das kann Heth besonders gut. „Einmal hat eine ältere Dame immer wieder bei uns angerufen und wollte Anzeigen erstatten. Ich bin dann mal bei ihr vorbeigefahren und habe festgestellt, dass die Dame einfach nur einsam war. Wir haben einen Kaffee getrunken und im Austausch mit sozialen Organisationen konnte ich Hilfe vermitteln“, erinnert sich Heth, der auch bei verschiedenen Haftbefehlen für soziale Abhilfe sorgt. „Wenn ich beispielsweise einen Haftbefehl gegen eine junge Mutter aussprechen soll, dann versuche ich eine Ratenzahlung zu bewirken. Meist geht es um Bußgelder, die nicht gezahlt werden können. In meiner Dienstzeit ist ein solcher Fall noch nie im Gefängnis geendet. Egal, ob die Frauen es verdient hätten oder nicht.“
Beim Rundgang durch die Hundertwassersiedlung erklärt Heth, dass er um andauernde Präsenz bemüht ist. Und die beginnt bereits bei den kleinsten Bürgern. „Viele Kinder kenne ich von der Verkehrserziehung in Kita und Grundschule. Wenn Jugendliche später auffällig werden, hilft manchmal schon eine persönliche Ansprache.“ Besonders „kriminell“ ist sein Wülfrath aber nicht. „Hier ist es noch vergleichsweise ruhig“, bestätigt Heth, der im November 2022 in Rente geht. „Dann bin ich 62 Jahre alt“, klärt er weiter auf. Bis dahin wird der Bezirksbeamte aber noch zahlreiche Kilometer durch seine Kalkstadt ziehen.