Wülfrath Schnitzen bringt Generationen zusammen

Wülfrath. · Erwachsene und Kinder lernten bei einem Workshop am Wülfrather Zeittunnel die Kunst der Holzbearbeitung kennen.

Anke Zywietz und ihre Enkel Aaron (l.) und Leander bewiesen bereits viel Geschick im Umgang mit dem Schnitzmesser.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Oma Anke kommt einfach nicht zur Ruhe. „Oma, guck mal, ist das so richtig?“, fragt Aaaron und hält der 72-Jährigen sein angeschnitztes Stück Holz unter die Nase. Zeitgleich zupft Leander aufgeregt an ihrem linken Ärmel: „Oma, hast du Kleber gesehen?“ Die rüstige Seniorin lächelt, es ist schließlich nicht das erste Mal, dass sie mit ihren eineiigen, aufgeweckten Zwillingsenkeln etwas unternimmt.

„Wir kommen gerne hierhin zum Basteln, das macht mir und den Jungs viel Spaß“, sagt sie und erklärt Aaron dann, dass er immer vom Körper wegschnitzen muss. 25 Teilnehmer besuchten den Schnitzworkshop in dem großen, hellen Kunstraum am Zeittunnel. Waldpädagogin Uta Wittekind hatte Messer verschiedener Größen und Äste unterschiedlicher Dicken und Längen bereitgelegt.

„Wir arbeiten mit Lindenholz“, erklärte die Fachfrau, „Linde ist weich und nicht so schwierig zu bearbeiten. Es muss auch nicht getrocknet sein, diese Äste habe ich erst heute Morgen vom Baum geschnitten.“ Aaron und Leander mussten griffen beide zu einem recht kräftigen, aber kurzen Stück des dunklen Holzes, denn eines war von Anfang an klar: Die Achtjährigen wollten ihre ersten eigenen Messer schnitzen. Ein fertiges Exemplar zur Ansicht hat Uta Wittekind mitgebracht.

„Das ist aber schön“, schwärmte Leander, „Oma, guck mal, die schöne Verzierungen am Griff.“ Und Oma guckte, half, lobte und tröstete auch schon mal. „Ich hab mich geritzt“, sagt Aaron und hielt Anke Zywietz seinen kleinen rechten Finger hin. Gut, dass Uta Wittekind Pflaster und kleine Erste-Hilfe-Taschen stets dabei hat, schnell war die winzige Wunde versorgt.

Am Nachbartisch saß Paula mit ihrer Familie. Die Neunjährige arbeitete konzentriert an ihrem Holzstück, es war komplett entrindet und in den oberen Bereich hatte sie eine Tiefe Kerbe gearbeitet. „Das wird ein Hase und hier oben, das sind die Ohren“. Mit etwas Schleifpapier rundete Paula holprige Schnitzer ab, denn glattes Holz fühlt sich schöner an und sieht auch besser aus. „Das macht mir Spaß“, schwärmte das Mädchen, „ich habe schon oft geschnitzt.“

Einige Erwachsene versuchten sich an kleinen Pfeifen aus dünnem, grünem Weidenholz. Leander und sein Bruder schauten interessiert zu einem älteren Mann, der unermüdlich und vorsichtig auf ein zartes Ästchen klopft. Warum er das macht? „So löst man das Innere des Astes von der Rinde und kann es dann herauslösen“, erklärte der Mann, „rein theoretisch zumindest. Das ist schon mein zweiter Versuch, beim ersten Stück ist mir die Rinde gerissen.“

Leander und Aaron sind dank Omas Hilfe nach rund eineinhalb Stunden in Besitz zweier wunderschöner Messer. So richtig spitz und scharf sind beide natürlich nicht, da hat Oma schon drauf geachtet. „Das ist auch besser so“, sagte Leander sehr erwachsen, „wir haben ja noch unseren kleinen Bruder zuhause, der ist erst 17 Monate, da muss man auch aufpassen.“ Und dann bastelten alle drei noch schnell ein Geschenk für den kleinen Klaas: In rasender Geschwindigkeit entstand aus einem Stück Holz ein Waldgeist mit lustigem Gesicht und Haaren aus Rindenstückchen. Einen guten Tipp hat Uta Wittekind noch parat: „Reibt alles später noch mit Olivenöl ein, dann wird das Holz noch geschmeidiger.“