Bienen suchen wieder nach Nektar
Hundertausende der nützlichen Insekten brechen derzeit auf, um Nahrung für ihre Völker zu suchen. Die Tiere haben es allerdings von Jahr zu Jahr schwerer.
Wülfrath. Jetzt, wo so langsam die Temperaturen steigen, die Sonne zwischen den Wolken zunehmend hervorblinzelt, kehrt auch das Leben in die Wülfrather Bienenstöcke zurück. Als allererstes haben die kleinen Insekten ein fast schon menschliches Bedürfnis. „Nach der Winterruhe fliegen die Bienen zu ihrem Reinigungsflug aus, bei dem sie ihre prall gefüllte Blase — in diesem Fall Kotblase — entleeren“, erklärt Bienensachverständiger Markus Brans. Zuvor haben sie monatelang als „Wintertraube“ zusammengehangen, mit nur einem Ziel. „Es geht immer nur um das Wohlergehen der Königin, das bedeutet, alle wollen nur eins: Die Königin wärmen und somit ihr Überleben sichern“, weiß Andreas Osinski, Vorsitzender des Imkervereins Wülfrath.
Bienen sind für die Natur wichtig. Deshalb sollte man mit ihnen sorgsam wie mit einem rohen Ei umgehen. Die Bienenvölker liegen Osinski und seinen Vereinskollegen sehr am Herzen, mit viel Leidenschaft und Fürsorge werden die Völker gepflegt und betreut. Es geht um Verantwortung und Respekt vor der Natur. „Wir prüfen zum Beispiel täglich die Stöcke auf die Intensität eines eventuellen Varroamilbenbefalls. Dazu zählen wir täglich die auf den Boden gefallenen toten Milben. Ab einer bestimmten Anzahl müssen wir mit organischen Säuren behandeln, damit das Bienenvolk nicht ausstirbt“, erläutert Markus Brans und nennt damit eine der Hauptursachen für das weltweite Bienensterben.
„Ein zweites Problem sind natürlich die chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel, die viele Menschen einsetzen und somit den Bienen die Nahrungsgrundlage entziehen.“ Darum werben die Imker immer wieder für bienenfreundliche Bepflanzung auf Balkonen, in Gärten — alleine (blühende) Küchengartenkräuter ziehen die kleinen fleißigen Tiere nahezu magisch an. Auf dem Vereinsgelände nahe der Heinrich-Heine-Straße treffen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig — entweder zur gemeinsamen Reinigung oder um Erfahrungen auszutauschen. Neuinteressenten sind immer herzlich willkommen.
„Die Imkerei macht unheimlich viel Freude“, schwärmt Andreas Osinski, „sie bringt in den stressigen Alltag viel Ruhe, weil man sich in der Nähe der Bienen sehr langsam und bedächtig verhalten muss, um für sie nicht als potenzielle Gefahr gesehen zu werden. Jedes Bienenvolk hat eine eigene Grundmentalität, es gibt sanfte, harmonische Völker, auch schon mal etwas aggressivere. Durch gezielte Züchtung kann man dem aber entgegenwirken.“ Die Bienen hätten, so weiß der Fachmann, einen extrem gut funktionierenden Sozialstaat.
Obwohl, wenn man sich das Verhalten der männlichen Drohnen anschaut, fehlt da nicht ein großes Stück Gleichberechtigung? „Ja, der Willi bei Biene Maja ist wirklich der Prototyp einer Drohne“, findet Osinski und lacht, „faul, träge, pummelig. Sie sind nur dazu da, um die Königin zu begatten, während die weiblichen Bienen unermüdlich ackern“. Das große Ende aber stünde ihnen, vielleicht als feministischer Racheakt, noch bevor: „Drohnen, die nach der Begattung nicht von sich aus sterben, werden von den Arbeiterinnen aus dem Stock gejagt und getötet.“
Um den Bürgern die Aufgaben und Tätigkeiten eines Imkers näher zu bringen, plant der Verein eine große Informationsveranstaltung. Darin sollen auch all die Fragen geklärt werden, die eventuelle Nachwuchs- oder Neuimker haben. Dazu zählt vor allem die Frage nach den Kosten. „Das variiert sehr stark. Ein gutes Wirtschaftsvolk kann man bereits für um die 150 Euro kaufen. Aber da gibt es wirklich eine große Spanne, das ist wie mit dem Fiat und dem Ferrari.“