Wettstreit mit Worten begeistert Publikum
Jan Schmidt lud zum neunten Poetry Slam ein.
Wülfrath. Wenn Jan Schmidt zum Poetry Slam einlädt, kommen immer hochkarätige Dichter aus nah und fern. Seit 2014 veranstaltet der junge Mann, der selbst Slammer ist und inzwischen in Bochum studiert, zweimal im Jahr den modernen Dichterwettstreit in seiner alten Heimat. Jetzt fand der neunte Wülfrather Poetry Slam statt, wie immer in „Evis Pub“ am Rande der Altstadt. Und wieder mit fünf talentierten Hobby-Poeten. „Ich bin wieder sehr zufrieden“, sagt Jan Schmidt. „Diese Leute treten sonst in den großen Schauspielhäusern auf.“
Wer zum ersten Mal Zuhörer bei einem Poetry Slam war, für den erklärte Schmidt noch einmal die Regeln: Die Teilnehmer haben „gefühlte“ sechs Minuten Zeit, einen selbst geschriebenen Text vorzutragen. Sie dürfen keine Verkleidungen und keine Requisiten verwenden. Jeder Auftritt wird anschließend von einer fünfköpfigen Jury aus den Reihen des Publikums mit Punkten bewertet. Die höchste und die niedrigste Wertung werden gestrichen, die übrigen drei addiert. Wer nach zwei Durchgängen die meisten Punkte hat, kommt ins Finale des Abends.
Den Anfang machte Sira Busch aus Münster. Ihr schüchternes „Hallo“ und ihre hohe, zarte Sprechweise sind Teil ihrer Performance, in der sie über ihr Studium der Mathematik reflektiert. „Du kannst noch so intelligent sein, wenn du faul bist, hast du verloren“, begann sie. Überhaupt habe man fast immer verloren, egal, ob man am Wochenende ausschlafen oder nur regelmäßig duschen wolle. „Und wenn du nicht lernst, fällst du wieder durch, und dann wirst du exmatrikuliert, und dann bist du kein Student mehr und verlierst deinen Platz im Studentenwohnheim.“
Friedrich Herrmann aus Jena hatte seine Zeit auf zwei kurze Texte aufgeteilt. Der erste hieß „Trennungshilfe“ und war eine genüssliche Auflistung aller Punkte, die man an seiner Ex doof findet. „Es liegt nicht an mir, sondern an dir“, drehte Herrmann die übliche Floskel kurzerhand um. „Du bist wie Popcorn mit Salz.“
Während die Zuhörer noch dachten, dass da ein Mann mit seiner Freundin abrechnet, kam Friedrich Herrmann zu dem Schluss: „Das sagte sie mir ins Gesicht. Wenigstens hab ich alles mitgeschrieben.“ Der Stargast des Abends, der deutschsprachige Meister Patrick Salmen, musste kurzfristig absagen, weil sein zweijähriger Sohn krank geworden war. Für ihn sprang Florian Stein ein, der mit Jule Weber, die über „Unabhängigkeit“ sinnierte, und Beatboxer August Klar den Kreis komplettierte.