Bilinguale Realschüler verabschieden sich
Zweisprachige Klasse steht vor Abschluss.
Wülfrath. Diese Schule hat ein Ablaufdatum. Am 7. Juli 2018 enden mehr als 160 Jahre Geschichte der Theodor-Heuss-Realschule. Dann wird der letzte Jahrgang ins Leben entlassen und dieses Kapitel endgültig beendet. Die Sekundarschule übernimmt — den Standort, die Klassenräume und den Bildungsauftrag. Doch bis zu diesem Datum pocht Realschulleiter Frieder Winterberg mit all seinem Durchsetzungsvermögen und seiner Überzeugungskraft bei Schülern, Lehrern, Eltern, Politik und Bildungsbürokratie auf seinen obersten Leitsatz: „Der kommenden Klasse zehn wird nicht vermittelt, dass sie die Letzten sind. Sie sollen ihre Realschulzeit genauso zu Ende bringen dürfen, wie all die Jahrgänge vor ihnen.“ In diesen Tagen verabschiedet Winterberg die jetzige Jahrgangsstufe zehn — und mit ihr die letzte Bilinguale, also zweisprachige Klasse.
Die 23 Schülerinnen und Schüler der 10c und Klassenlehrerin Ute Buiting haben seit den ersten Tagen auf der Realschule einen Teil des Lehrprogramms in englischer Sprache absolviert; in den Klassen acht, neun und zehn wurden die Fächer Politik, Erdkunde und Geschichte ausschließlich in Englisch unterrichtet. Mit ihrer Teilnahme an einem Schulversuch des Jahres 1991 bekam die vergleichsweise kleine Wülfrather Realschule eine herausgehobene Stellung in der Region. Anmeldungen ausdrücklich für den bilingualen Zweig aus Ratingen, Mettmann, Heilgenhaus und Wuppertal zeigten, wie rasch und wie weit sich das ungewöhnliche Angebot unter Eltern herumgesprochen hat. Nach dem Realschulabschluss setzte mehr als die Hälfte dieser bilingualen Klasse die Schullaufbahn fort — auf einem Gymnasium oder einem Berufskolleg.
„Von Anfang an hat uns Frau Buiting ein Gefühl für Klassengemeinschaft vermittelt“, sagt Schülerin Ann-Kathrin Buschmann. Die 10a mit Klassenlehrerin Corinna Retkowski und die 10b von Horst Rohrbach gehen zusammen mit der 10c durch die letzten Schultage. Das größte Lob für das Kollegium der Theodor-Heuss-Realschule spricht Jeremias Jäger eher beiläufig aus: „Ich bin vom Gymnasium auf die Realschule gekommen. Hier hatte ich im Unterschied zu früher immer den Eindruck, dass sich die Lehrer um uns Schüler kümmern.“
Inzwischen stehen die Zeichen auf Übergang: Manche Lehrer werden an der Sekundarschule weitermachen, manche wechseln auf andere Schulen. Winterberg freut sich — auf seinen Ruhestand.