Velbert Ideenwettstreit um die Zukunft Velberts
Neviges. · Der Vorsitzende des Bürgervereins Neviges-Hardenberg tritt zur Wahl als Bürgermeister an, deshalb kann er selbst keine Podiumsdiskussion der Kandidaten leiten. Anstelle von August-Friedrich Tonscheid teilten sich die Moderation Vorstandsmitglied Ralph Groß und Wolfgang Werner.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Velberter Bürgervereine zählte Voraussetzungen auf, die erfüllt sein müssen, um das Amt auszuüben: Mindestalter 23 Jahre, Wohnsitz in Deutschland und in Besitz eines EU-Passes. „Und viertens: Er muss Ideen für die Stadt haben.“
Damit hatte das Wort Wilbert Hager von der Wählergemeinschaft Unabhängiger Velberter Bürger, deren Bürgermeister-Kandidat Cem Demircan erkrankt war. „Die Fußgängerzone aufwerten in Zusammenarbeit mit den Hausbesitzern, Ausbau zu einer Kultur- und Künstlerstadt, das Schloss schnell zu Ende bringen, weg von der Schlafstadt. Dazu ist der Netto-Lebensmittelmarkt ganz wichtig.“
Marcel Stubbe, der als parteiloser Kandidat antritt, hatte nichts zu Neviges zu sagen und blieb allgemein: „Es geht um Aufforstungen, Solarenergie, ÖPNV und Tarife für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst.“
August-Friedrich Tonscheid, der wiederholt für die Wählergemeinschaft „Velbert anders“ als Bürgermeister-Kandidat ins Rennen geht, erinnerte daran, dass vor elf Jahren im Wahlkampf eine Sommerrodelbahn vorgeschlagen wurde. „Ein Hirngespinst, so auch die Künstlerstadt, wo sollen die her kommen? Neviges wird nie mehr die blühende Einkaufsstadt werden. Hier müssen Geschäfte mit Qualität hin“, so seine Forderung und verwies auf die Bio-Fleischerei, die Kunden von überall anzieht.
„Neviges muss ein Alleinstellungsmerkmal haben“, fordert Helmut Stiegelmeier. Die großen Parteien haben nach Meinung des Vertreters der Piratenpartei den Fehler begangen, den Rosenhügel mit Aldi, Edeka und anderen Geschäften auszustatten. „Das kann man nicht korrigieren, solch große Läden kommen nicht mehr in die Stadt.“ Seiner Meinung nach hat Neviges zu wenig aus der Wallfahrtsstadt gemacht, der Künstlerstadt erteilte er eine Absage und kündigte nach der Wahl ein Konzept für Neviges an, auf das er nicht näher einging.
Obwohl die FDP keinen Bürgermeisterkandidaten stellt, durfte Fraktionsvorsitzender Thorsten Hilgers für seine Partei reden und zeigte sich froh, dass mit der Gesamtschule eine weiterführende Schule für Neviges umgesetzt wurde. „Wir müssen das Gelände zwischen Bus- und S-Bahnhof mit dem PSI-Gebäude als ein Ensemble betrachten, wegen des guten ÖPNV-Anschlusses ist es interessant für Biotechnik und andere High-Tech-Firmen. Eine Künstlerstadt ist gar nicht so schlecht, klassischer Einzelhandel wird keine Chance mehr haben.“
Eine Innenstadt in der jetzigen Größe wird nicht existenzfähig sein“, prognostiziert der SPD-Mann Rainer Hübinger, der die Idee einer Künstlerstadt nicht verdammen möchte und für das Innenstadtkonzept plädiert. Der Neugestaltung des Bereiches Auf der Beek ist eine alte SPD-Idee: „Neviges ans Wasser, das müssen wir weiterführen, dann haben wir die Möglichkeit, hier Kanu zu fahren.“
„Ich setze mich für eine wohn- und liebenswerte Stadt ein“, so das Ziel vom Birgit Onori. Die Kandidatin der Linkspartei hat in allen Stadtteilen gelebt und sieht Velbert als Ganzes. Die Bekämpfung der Armut, die Digitalisierung und die Begleitung der Stadt und der Firmen bei der Transformation der Arbeitsplätze sind ihre Anliegen.
„Ohne Digitalisierung geht es nicht“, ist sich Esther Kanschat (Bündnis 90/Die Grünen) sicher. Die Nevigeser Fußgängerzone hält sie für zu lang, der untere Bereich sollte für Autos gesperrt bleiben, dort sollten mehr Geschäfte sein. „Das Schloss als Natur- und Erlebniszentrum ist eine tolle Sache. Neviges als Erholungsstadt mit Wallfahrt, Schloss, Naturlandschaft und den Bio-Höfen – das muss man schätzen.“
Der amtierende Bürgermeisters Dirk Lukrafka (CDU) möchte das Schloss durch Erfahrungen rund um Natur und Ökologie mit Leben erfüllen, er wartet jeden Tag auf die Förderzusage. Der Bereich Auf der Beek werde sich verändern: „Wenn man dort aus dem Zug steigt, wird das ein anderes Entree für die Innenstadt sein, die sich mehr zu Bernsaustraße hin orientiert. Das sind Prozesse, die Zeit brauchen.“